Joe - Liebe Top Secret
länger befürchten, dass er merkte, wie sich angesichts seines offenkundigen Interesses diese Wärme in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Gott steh ihr bei, sollte dieser Mann auch nur ahnen, dass er ihren Herzschlag mit einem einzigen Blick beschleunigen konnte. Sie hatte schon genug um die Ohren – auch ohne sich gegen die amourösen Annäherungsversuche eines Matrosen zur Wehr setzen zu müssen.
„Der Schneider ist eingetroffen“, berichtete ihr einer von Tedrics Mitarbeitern. „Darf ich fragen, wie lange Sie wohl noch brauchen?“
„Wir sind gleich da“, antwortete Veronica. „Bitte sorgen Sie dafür, dass Kaffee bereitsteht. Und etwas zu essen. Donuts. Schokoladendonuts wären gut.“ Lieutenant Joe Catalanotto mochte bestimmt Schokolade. Und sie konnten sicher alle etwas Zucker gebrauchen, um wach zu bleiben.
Sie legte auf und ging zurück zu Joe. Er hatte den Kopf immer noch zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Er saß so entspannt auf dem Stuhl, als hätte er keine Knochen im Körper.
Er war tief und fest eingeschlafen.
Veronica nahm ihm gegenüber Platz, lehnte sich vor und betrachtete sein Gesicht. Er hatte sich rasiert und es irgendwie beim Duschen geschafft, das ganze Motoröl und den Schmutz abzuwaschen. Sogar seine Hände waren völlig sauber. Das Haar war gewaschen und mit den Extensions ziemlich lang. Dem normalen Betrachter wären die äußeren Unterschiede zwischen ihm und Prinz Tedric kaum aufgefallen. Veronica schon.
Tedric war nie und würde auch nie so attraktiv sein.
Da gab es etwas an Joe Catalanottos gutem Aussehen. Eine Schärfe, eine Präzision, eine Aufrichtigkeit , die Tedric fehlte. Joe war irgendwie präsenter. Er war so lebendig, so vital, als würde er jeden Augenblick seines Lebens voll auskosten. Veronica hatte bisher niemanden wie ihn kennengelernt.
Stell dir vor, sagte sie sich, du führst eine sieben Mann starke Truppe hinter die feindlichen Linien, während Bomben auf dich geworfen werden. Stell dir vor, den Mut und das Selbstvertrauen zu haben, nicht nur dein eigenes, sondern auch das Leben von sechs anderen zu riskieren. Und dann stell dir vor, die Gefahr tatsächlich zu genießen .
Veronica dachte an die Männer, die sie kannte und mit denen sie zusammengearbeitet hatte. Sie neigten dazu, so extrem … vorsichtig zu sein. Nicht, dass sie vor Wagnissen zurückschreckten, häufig taten sie genau das Gegenteil. Aber sie gingen finanzielle oder psychologische Risiken ein, keine physischen. Kein Einziger von ihnen würde sich je einer Gefahr aussetzen, in der er einen körperlichen Schaden davontragen könnte. Sich an Papier zu schneiden war das Höchste, das sie hinnehmen konnten. Und allein das erforderte gewöhnlich viel tröstendes Händchenhalten.
Die meisten Männer wirkten im Schlaf weicher, weniger imposant. Auf Joe traf das nicht zu. Sein Körper war sicher entspannt, seine Wange blieb jedoch angespannt und sein Mund genauso. Fast sah es aus, als würde er knurren. Unter seinen Lidern bewegte er die Augen. Die REM-Phase.
Er hatte einen grimmigen Schlaf. Fast als wären diese fünf Minuten alles, was er in den nächsten Tagen bekommen würde, um sich auszuruhen.
Es war seltsam. Sehr seltsam. Und noch merkwürdiger, als Veronica seufzte.
Es war kein besonders tiefes Seufzen, nur ein kleines, ungelogen. Es war nicht einmal laut.
Trotzdem schlug Joe die Augen auf und setzte sich aufrecht. Er war sofort in Alarmbereitschaft, sein schmales Gesicht offenbarte nicht die Spur Müdigkeit.
Er trank sofort einen Schluck Limonade aus der Dose, die auf dem Glastisch stand. Währenddessen ruhte sein Blick auf Veronica, als hätte er sich keine Sekunde lang im Tiefschlaf befunden. „Zeit, zum Schneider zu gehen?“, fragte er.
Sie war fasziniert. „Wie machen Sie das?“, erkundigte sie sich und lehnte sich noch etwas weiter vor, um in seinen Augen zumindest ein geringes Zeichen von Erschöpfung zu entdecken. „So schnell aufzuwachen, meine ich.“
Joe blinzelte und lächelte dann, zweifellos erstaunt über ihr Interesse. Sein Lächeln war aufrichtig, es spiegelte sich in seinen Augen wider und offenbarte sich in seinen Lachfältchen. Gott, jetzt war er sogar noch attraktiver! Veronica merkte, wie sie sein Lächeln erwiderte, gebannt von der Wärme, die sich in seinen Augen widerspiegelte.
„Training.“ Er lehnte sich wieder zurück und beobachtete sie. „SEALs werden dazu ausgebildet, ihr Schlafverhalten zu steuern. Wir lernen, ein Nickerchen zu
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