Joe - Liebe Top Secret
dass dieser große, sehr charismatische, sehr gut aussehende und extrem gefährliche Mann hier mit absolut nichts unter dem weißen Frotteemantel dasaß.
Dem Glanz seiner dunkelbraunen Augen nach zu schließen wusste er, was ihr durch den Kopf ging.
Sie brauchte jedes Quäntchen ihrer britischen Erziehung, damit ihre Stimme kühl und abgeklärt klang. „Das ist nicht nötig, Euer Hoheit. Wir gehen von hier direkt in Ihre Suite. Bald müsste ein Schneider eintreffen. Er wird Sie mit allen Kleidungsstücken ausstatten, die Sie für die nächsten Wochen brauchen.“
„Halt“, erwiderte Joe. „Halt, halt, halt! Spulen Sie eine Sekunde zurück, ja?“
„Ein Schneider“, wiederholte Veronica. „Wir treffen uns gleich mit ihm. Aber wenn wir vorher nicht …“
„Nein, nein“, erklärte Joe. „Davor. Haben Sie mich gerade ‚Euer Hoheit‘ genannt?“
„Ich wäre dann fertig“, bemerkte der Friseur. Monoton zählte er alles auf, was Joe mit den Extensions im Haar tun beziehungsweise nicht tun durfte: „Schwimmen, ja. Duschen, ja. Haare durchkämmen, nein. Sie müssen beim Kämmen besonders oberhalb und unterhalb der befestigten Haarteile sehr vorsichtig sein.“ An Veronica gewandt fügte er hinzu: „Sie haben ja meine Karte, falls Sie mich noch einmal brauchen.“
„Bevor Sie gehen, fragen Sie bitte nach Mr. Laughton“, erwiderte Veronica, als Joe aufstand und dem Friseur half, den tragbaren Sessel zusammenzuklappen. „Er kümmert sich dann um Ihre Rechnung.“
Sie wartete, bis der Hairstylist die Tür des Hotelzimmers fest hinter sich zugezogen hatte. Dann drehte Veronica sich zu Joe um.
„Euer Hoheit“, sagte sie wieder. „Und Euer Exzellenz. Sie müssen sich daran gewöhnen. So wird man Sie ansprechen.“
„Sogar Sie ?“ Joe stand regungslos da, die Arme vor der Brust verschränkt. Es schien, als hätte er Angst, etwas anzufassen. Das wäre allerdings albern. Nach dem wenigen, was Veronica von Admiral Forrest über Joe Catalanotto, oder Joe Cat, wie der Admiral ihn nannte, erfahren hatte, fürchtete er sich vor rein gar nichts.
Sie durchquerte den Raum und nahm auf einem der bequemen Stühle vor dem Fenster Platz. „Ja, sogar ich.“ Mit einer Geste bedeutete sie ihm, sich ihr gegenüberzusetzen. „Wenn wir diese Scharade durchziehen wollen.“
„Sie haben recht“, erwiderte er und setzte sich. „Sie haben absolut recht. Wir müssen auf ganzer Linie überzeugen, sonst riechen die Schützen, dass etwas nicht stimmt.“ Er lächelte ernüchtert. „Es ist nur so … nach jahrelangem ‚Hey, Sie!‘ oder ‚Yo, Kumpel!‘ ist ‚Euer Hoheit‘ ein bisschen irritierend.“
Veronica zog die Augenbrauen hoch, nur ganz wenig. Anscheinend überraschten seine Worte sie. Wahrscheinlich hatte sie geglaubt, dass er kein Wort mit vier Silben kannte.
Verdammt, was hatte sie nur an sich? Sie war nicht hübsch, aber … gleichzeitig war sie es. Ihr Haar war wunderschön, genau die Art weicher Locken, die er gern durch die Finger gleiten ließ. Joe merkte, wie ihr Gesicht seinen Blick unwiderstehlich anzog, ihre süße, kleine Stupsnase, und ihre schön geschwungenen Lippen. Und diese Augen …
Sein Blick glitt tiefer, zu dem dunkelblauen Jackett, das ihre Schultern verdeckte und eng an ihrer schlanken Taille lag. Veronica trug einen dazu passenden blauen Rock, der ein paar Zentimeter oberhalb ihrer Knie endete und doch extrem korrekt war. Ihre höflich übereinandergeschlagenen Beine waren etwas vollkommen anderes. Nicht einmal die strengen Pumps konnten von der Tatsache ablenken, dass sie lange, anmutige und wahnsinnig sexy Beine hatte – Beine, von denen sicher ein jeder Mann träumte. Dieser Mann jedenfalls.
Joe wusste, dass sie sich seines prüfenden Blicks bewusst war. Sie hatte sich jedoch abgewandt und gab vor, etwas in ihrer Mappe zu suchen. Offenbar wollte sie die Anziehungskraft ignorieren, die klar auf Gegenseitigkeit beruhte.
Plötzlich klingelte das Telefon – ein schrilles Geräusch, das die Stille zerstörte.
„Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick“, sagte Veronica, erhob sich anmutig und entfernte sich ein paar Schritte, bevor sie das Gespräch entgegennahm.
„Hallo?“, fragte sie und warf Joe einen Blick zu. Während sie ihn beobachtete, lehnte er den Kopf zurück und schloss die Augen.
Dem Himmel sei Dank. Solange er die Augen geschlossen hielt, konnte er sie nicht länger mit Blicken ausziehen. Solange sie ihm nicht in die Augen sah, musste sie nicht
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