Joe - Liebe Top Secret
blinzelte sie die Tränen weg, die ihr in die Augen stiegen. Sie sollte etwas Zweckmäßigeres anziehen, vielleicht ihr Flanellnachthemd, statt hier zu stehen und sich zu bemitleiden. Sie war nicht in Boston, um sexy oder romantisch zu sein. Sie war wegen ihrer Arbeit hier. Sie suchte keinen Sex, kein Liebesabenteuer und nicht einmal die Freundschaft von Joe Catalanotto. Sie wollte einfach ihren Job gut machen. Punkt und Ende.
„Du bist so ein verdammter Lügner“, warf sie ihrem Spiegelbild vor. Ihre Stimme klang heiser vor Abscheu.
„Ich hoffe, du redest nicht mit mir.“
Veronica wirbelte herum und hätte sich beinahe ihren Drink auf das Kleid geschüttet.
Joe.
Keine zwei Schritte stand er von ihr entfernt und lehnte an der Wand neben dem Spiegel. Er trat vor und nahm ihr das Glas aus der Hand.
Veronicas Herz pochte heftig. „Was tust du hier?“, stieß sie keuchend hervor. „Wie bist du hier hereingekommen?“
Dieses Mal gab es keinen Balkon. Und sie war sicher , dass sie die einzige Tür des Zimmers abgeschlossen hatte. Aber natürlich – er hatte ihr ja selbst erzählt, dass er Experte darin war, Schlösser zu öffnen.
Joe lächelte nur.
Er trug immer noch dieselbe Kleidung wie auf der Party. Er hatte ein marineblaues Jackett im Uniformstil an, das bis zu seiner schmalen Hüfte reichte. Seine kakifarbene, weiche Hose saß wie eine zweite Haut und schmiegte sich an seine muskulösen Oberschenkel und den perfekten Po. Sie steckte in glänzenden, schwarzen kniehohen Stiefeln. Um die Hüfte trug er eine rote Schärpe, und dieser Farbtupfer vervollständigte das Bild des Prinzen.
Er sah umwerfend, herzzerreißend attraktiv aus.
Veronica hatte Schmetterlinge im Bauch. Gott, wie er sie anlächelte … Aber was immer er hier will, es ist nichts Persönliches, schärfte sie sich ein. Joe hatte auf der Party klargestellt, dass er sie nicht in seiner Nähe haben wollte.
Während sie ihn betrachtete, stellte er das Glas auf den Tisch neben dem Sofa und ging dann zum Fenster. Er zog die Vorhänge zu. „Ich war für heute lange genug mit mir herumgetragen.“
Veronica sah auf ihre Armbanduhr. Es war erst halb zehn. „Die Party bei den Perraults sollte doch bis Mitternacht oder ein Uhr dauern“, sagte sie und war nicht in der Lage, den überraschten Tonfall zu unterdrücken. „Du hättest mindestens bis elf Uhr bleiben sollen.“
Joe zuckte die Schultern. „Es gab einen kleinen Zwischenfall.“
Unwillkürlich trat Veronica einen Schritt auf ihn zu, von Angst getrieben. Einen Zwischenfall ? „Geht es dir gut?“
„Es war falscher Alarm“, erwiderte er und schenkte ihr wieder sein lässiges Lächeln.
Er stand direkt vor ihr, gelassen und lächelnd, absolut locker – oder er wollte sie das glauben machen. Doch sie wusste es besser. Hinter seiner vorgeschützten Ruhe war er nervös, angespannt und bereit, an die Decke zu gehen. Er war wütend, oder er war wütend gewesen.
„Erzähl mir, was passiert ist“, bat sie ihn leise.
Verneinend schüttelte er den Kopf. „Ich bin gekommen, um mir meinen Tanz zu holen.“
Sie verstand es nicht. Was er sagte, ergab überhaupt keinen Sinn. „Deinen … was?“ Sie blickte sich um. Er war zum ersten Mal in ihrem Hotelzimmer in Boston. – Wie konnte er dann etwas liegen gelassen haben?
„Du wolltest mit mir tanzen“, erwiderte Joe.
Mit einem Mal verstand Veronica. Er war hier hergekommen, in ihr Zimmer, um mit ihr zu tanzen . Sie spürte, wie sie vor Verlegenheit errötete. „Du musst das nicht tun“, erklärte sie fest. „Ich denke, ich war ein bisschen voreilig und …“
„Als ich dir gesagt habe, dass du dich von mir fernhalten sollst …“
„Es ist okay, dass du nicht …“
„Ich wollte nicht mit dir tanzen, weil du keine kugelsichere Weste unter dem Kleid anhast“, erklärte Joe.
Veronica blickte auf ihren kaum verdeckten Oberkörper und spürte, dass sie jetzt noch tiefer errötete. „Tja“, erwiderte sie und versuchte, brüsk und geschäftsmäßig zu klingen, „offensichtlich nicht.“
Joe lachte. Erstaunt entdeckte sie, wie warm seine Augen glänzten, als sie aufsah.
„Gott, Ronnie.“ Er hielt ihren Blick fest. „Ich hatte nicht einmal eine Gelegenheit, dir zu sagen, wie … perfekt du heute Abend aussiehst.“ Aus der Wärme wurde ein loderndes Feuer. „Du bist wunderschön “, flüsterte er und näherte sich ihr langsam, Schritt für Schritt.
Veronica schloss die Augen. Sie war zu schwach, um jetzt zurückzuweichen.
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