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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ist. Ruft ganz einfach Crazy Cary Karns an, und alle, die gerade vor dem Radio sitzen oder stehen, werden euch hören, werden hören, was ihr zu sagen habt, eine Meinung oder ein Ereignis, ganz wie ihr wollt, etwas, von dem ihr meint, daß jeder es wissen sollte. Und vergeßt nicht, die Nummer ist 394-950-911111!« Aus dem Lautsprecher des Transistorradios hörte Joe das Läuten eines Telefons. »Hallo, da haben wir schon den ersten Anrufer an der Strippe!« rief Crazy Cary Karns.
    »Mr. Karns«, ertönte eine schrille Frauenstimme, »an der Kreuzung Fulton Avenue und Clover muß unbedingt eine Ampel aufgestellt werden! Ich beobachte jeden Tag, wie alle die kleinen Schulkinder –«
    Etwas Hartes, Schweres stieß an Joes Hand. Er griff danach. Es war ein Telefon.
    Er setzte sich auf den Boden, stellte das Telefon und das Radio vor sich auf, nahm sein Feuerzeug aus der Hosentasche und rieb es mit dem Daumen an. Im Schein der spärlichen Flamme erkannte er das Telefon und das Transistorradio. Es war ein Zenith-Transistorradio, stellte er fest. Der Größe nach zu urteilen, war es ein gutes Gerät.
    »Keine Hemmungen, Leute!« plapperte Crazy Cary Karns fröhlich. »Die Nummer, unter der ich und alle Zuhörer zu erreichen sind, ist 394-950-911111!«
    Joe wählte. Nach einiger Anstrengung hatte er die ganze Nummer zusammen. Er hielt den Hörer ans Ohr, hörte das Tuten, und dann kam gleichzeitig aus dem Hörer und aus dem Transistorradio die Stimme von Crazy Cary Karns.
    »Hallo, wer da?«
    »Wo bin ich?« rief Joe in den Apparat.
    »Au wei!« sagte Karns. »Da haben wir jemand, irgendeine arme Seele, die nicht weiß, wo sie ist! Wie heißen Sie denn?«
    »Joseph Fernwright« antwortete Joe.
    »Gut, Mr. Fernwright, es ist mir ein aufrichtiges Vergnügen, mit Ihnen zu sprechen. Ihre Frage ist: wo sind Sie? Liebe Zuhörer, weiß irgendjemand von euch, wo Mr. Joseph Fernwright aus Cleveland – Sie sind doch aus Cleveland, nicht wahr, Mr. Fernwright? – weiß irgendwer da draußen, wo er sich im Moment befindet? Ich glaube, das ist eine wichtige Frage für Mr. Fernwright. Ich halte alle Leitungen offen für jeden, der uns anruft und einen Hinweis, und sei er auch noch so allgemein, geben kann, in welcher Gegend sich Mr. Fernwright gerade aufhält. Also, Leute, wartet bitte eine Sekunde mit euren Anrufen, bis wir Mr. Fernwright ausfindig gemacht haben! Hallo, Mr. Fernwright! Keine Sorge, es kann nicht lange dauern! Wir haben zehn Millionen Zuhörer und einen Fünfzigtausend-Watt-Sender und – einen Augenblick! Ein Anruf!« Joe hörte, wie das Telefon klingelte. »Hallo, wie ist bitte Ihr werter Name?«
    Eine Männerstimme kam aus dem Telefon und aus dem Radio. »Mein Name ist Dwight L. Glimmung. Ich wohne in der Pleasant Hill Road, Nummer 301. Ich weiß, wo Mr. Fernwright ist. Er befindet sich in meinem Keller, rechts hinter meinem Heizkessel. Er ist in einer hölzernen Lattenkiste, in der eine Klimaanlage verpackt war, die ich letztes Jahr bestellte.«
    »Hören Sie das, Mr. Fernwright?« tönte Crazy Cary Karns. »Sie sind in einer Lattenkiste in Mr. Dwight L. – wie war doch gleich Ihr Name?«
    »Glimmung.«
    »In Mr. Dwight L. Glimmungs Keller in der Pleasant Hill Road 301! Nun sind Sie alle Ihre Sorgen los, Mr. Fernwright. Kommen Sie einfach aus der Holzkiste heraus und fühlen Sie sich wohl wie ein Fisch im Wasser!«
    »Ich möchte aber nicht, daß er die Kiste aufbricht«, sagte Dwight L. Glimmung, »vielleicht gehe ich besser in den Keller und löse ein paar Bretter von der Kiste, damit er herauskommen kann.«
    »Mr. Fernwright«, meldete sich Karns wieder, »sagen Sie uns mal, wie haben Sie es bloß fertiggebracht, in eine leere Lattenkiste im Keller von Mr. Dwight L. Glimmung, Pleasant Hill Road 301 zu gelangen? Ich bin sicher, daß unsere Hörerschaft es spaßeshalber gern einmal wissen möchte.«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Joe.
    »Nun, vielleicht kann uns Mr. Glimmung – Hallo, Mr. Glimmung! Er scheint schon eingehängt zu haben. Offensichtlich ist er schon unterwegs zum Keller, um Sie endlich herauszulassen, Mr. Fernwright. Da haben Sie aber Glück gehabt, daß Mr. Glimmung zufällig gerade unsere Show verfolgt hat! Sonst wären Sie wahrscheinlich noch bis zum Sankt Nimmerleinstag in der Kiste geblieben … Und nun wieder zum nächsten Anrufer. Hallo?« Es knackte in Joes Ohr. Die Leitung war leer.
    Ein knarrendes Geräusch drang an Joes Ohr. Etwas Breites bog sich zurück. Im selben Augenblick

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