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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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flutete Licht in den Kasten, in dem Joe Fernwright mit seinem Feuerzeug, seinem Telefon und dem Transistorradio saß.
    »Ich habe Sie auf dem für mich besten Wege aus der Polizei-Station herausgeholt«, sagte eine Männerstimme, dieselbe Stimme, die Joe schon im Radio gehört hatte.
    »Ein seltsamer Weg«, sagte Joe.
    »Für Sie seltsam. Seltsam für mich ist eine Reihe von Dingen, die Sie gemacht haben, seit ich zum erstenmal von Ihnen erfahren habe.«
    »Sie meinen, daß ich meine Münzen verteilt habe?«
    »Nein, das habe ich verstanden. Was mir merkwürdig vorkommt, ist, daß Sie all die Monate in Ihrem Arbeitszimmer gesessen und gewartet haben.« Eine weitere Latte schob sich zur Seite. Es kam noch mehr Licht herein, und Joe blinzelte mit den Augen. Er versuchte, Glimmung zu sehen, konnte es aber immer noch nicht. »Warum sind Sie nicht zum nächsten Museum gegangen und haben heimlich ein paar Töpfe zerbrochen? So hätten Sie genügend Aufträge bekommen, nichts wäre verlorengegangen, und Sie hätten die ganze Zeit aktiv und produktiv sein können!« Die letzte Latte fiel herunter, und Joe Fernwright sah im vollen Licht das Wesen von Sirius 5, jene Lebensform, die die Enzyklopädie als altersschwach und arm bezeichnet hatte.
    Er sah einen großen Ring aus Wasser, der sich um eine horizontale Achse drehte. Innerhalb dieses Ringes war um eine vertikale Achse, die transversal zu der anderen Achse stand, ein Feuerring. Über die zwei Ringe hing ein drapierter, wallender Vorhang. Joe sah mit Erstaunen, daß der weit wogende Stoff ein Fabrikat der Firma Paisley war.
    Und noch etwas sah er: ein Bild, das genau im Mittelpunkt der beiden sich drehenden Ringe lag. Es war das hübsche Gesicht eines brünetten Teenagers. Es lag zwischen den Ringen und lächelte ihn an. Es war ein Allerweltsgesicht, das man leicht wieder vergaß, aber ständig aufs neue irgendwo sehen konnte. Es war wie ein Gesicht, das jemand mit bunter Kreide auf einen Bürgersteig gemalt hatte. Ein vergängliches und nicht sehr eindrucksvolles Gesicht, dachte Joe, mit dem Glimmung sich mir offenbar vorstellen will. Aber dieser Wasserring, dachte er. Der Ursprung des Universums, genau wie der Feuerring! Sie drehten sich gleichmäßig mit perfekt regulierter Geschwindigkeit. Ein herrlicher, sich ewig selbst in Gang haltender Mechanismus, dachte Joe, nur der dünne Schal von Paisley und das Mädchengesicht passen nicht dazu. Er fühlte sich verwirrt. Machte das Wesen einen Eindruck von Stärke? Das war sicherlich nicht von einer Aura der Senilität umgeben, und doch hatte er den Eindruck, daß es trotz des jugendlichen Gesichtes sehr alt war. Was seine Finanzkraft anbetraf, so konnte Joe sich zu diesem Zeitpunkt nichts vorstellen.
    »Ich habe dieses Haus vor sieben Jahren gekauft«, sagte Glimmung – oder genauer, eine Stimme.
    Joe suchte nach der Quelle der Stimme und bemerkte etwas, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er fühlte eine Kälte in sich, so als hätten sich in ihm Feuer und Wasser gleichsam wie in einem Abbild von Glimmung vermengt.
    Die Stimme kam von einem uralten, aufziehbaren Plattenspieler, auf dessen Teller sich rasend schnell eine Platte drehte. Glimmungs Stimme war auf der Schallplatte!
    »Ja, ich glaube, das war richtig so«, sagte Joe. »Vor sieben Jahren war eine gute Zeit zum Häuserkaufen. Rekrutieren Sie Ihre Leute von hier aus?«
    »Ich arbeite hier«, antwortete Glimmungs Stimme von dem alten Grammofon, »ich arbeite aber auch noch an vielen anderen Orten … in anderen Sonnensystemen. Nun will ich Ihnen sagen, wie es um Sie steht, Joe Fernwright. Was die Polizei anbetrifft, so haben Sie ganz einfach das Gebäude verlassen, und aus einem unerklärlichen Grund waren sie zu dem Zeitpunkt unfähig, Sie aufzuhalten. Aber sie haben einen Beamten zu Ihrer Überwachung ausgeschickt, sodaß Sie auf keinen Fall zu Ihrer Wohnung oder zu Ihrer Werkstatt zurückkehren können.«
    »Ohne daß sie mich wieder festnehmen«, fügte Joe hinzu.
    »Wollen Sie das?«
    »Vielleicht muß es so sein«, sagte Joe mit stoischer Ruhe.
    »Unsinn! Ihre Polizei ist roh und böswillig! Ich möchte jetzt, daß Sie sehen, wie Heldscalla aussah, bevor sie versank. Sieeeeeee –« der Plattenspieler war stehengeblieben. Joe zog ihn mit der Handkurbel wieder auf, wobei er eine merkwürdige Mischung von Gefühlen hatte, von denen er jedes einzelne, hätte man ihn danach gefragt, nicht hätte beschreiben können. »Sie finden ein Schauinstrument auf

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