Joe von der Milchstraße
er es, seinen Kopf so zu drehen, daß er noch einmal das nichtterranische Mädchen sehen konnte. Sie war ganz blau geworden. Vielleicht ist das normal bei ihrer Rasse, dachte Joe. Vielleicht bin ich auch blau geworden. Vielleicht sterbe ich, dachte er, als die Zusatzraketen aufheulten. Dann verlor er das Bewußtsein.
Als er aufwachte, hörte er nur das Geräusch der Mahler 4 und leises Stimmengemurmel. Ich bin der letzte, der aufwacht, dachte er trübsinnig. Die hübsche, dunkelhaarige Stewardeß war damit beschäftigt, seinen Druckausgleichshelm zu lösen. Dann stellte sie Joes separate Sauerstoffzufuhr ab.
»Nun, Mr. Fernwright, fühlen Sie sich besser?« erkundigte sie sich, als sie mit lockeren Bewegungen Joes Haar wieder zurechtkämmte. »Miß Yojez hat Ihr biografisches Material, das Sie uns vor dem Flug ausgehändigt haben, gelesen. Sie würde Sie gerne kennenlernen. So, nun ist Ihr Haar wieder so schön wie vorher. Finden Sie nicht auch, Miß Yojez?«
»Guten Tag, Mr. Fernwright«, sagte Miß Yojez. Sie sprach mit starkem Akzent. »Ich bin sehr froh, daß ich Sie so gut weiß. Bei der Langheit unserer Reise würde es mich sehr überraschen, daß wir nicht zusammen sprechen. Weil ich glaube, daß haben wir viel gemeinsam.«
»Kann ich mal das biografische Material von Miß Yojez haben?« fragte Joe die Stewardeß. Sie reichte es ihm herüber, und er überflog es schnell. Lieblingstier: Squimp. Lieblingsfarbe: rej. Lieblingsspiel: Monopoly. Lieblingsmusik: Koto, klassische Musik und Kimio Eto. Geboren im Prox-System.
»Ich glaube«, sagte Miß Yojez, »daß wir im selben Unternehmen sind. Mehrere von uns einschließlich ich und mir.«
»Sie und mir«, verbesserte Joe sie.
»Sind Sie natürlich irdisch?«
»Ich habe mein ganzes Leben lang noch nie die Erde verlassen«, antwortete Joe.
»Dann dies ist Ihr erster Raumflug.«
»So ist es.« Joe musterte sie verstohlen. Er fand, daß sie sehr attraktiv war. Ihr kurzgeschnittenes, bronzefarbenes Haar bildete einen hübschen Kontrast zu ihrer hellgrauen Haut. Außerdem hatte sie die schmälsten Hüften, die Joe je gesehen hatte. Ihre enganliegende Bluse und ihre Hose betonten ihre schlanke Figur noch. »Sie sind Seebiologin«, sagte Joe, während er in ihrem biografischen Material weiterblätterte.
»Jawohl. Ich muß die Dicke des Korallenwuchses auf –« Sie hielt inne, kramte ein kleines Wörterbuch hervor und suchte nach einem Wort, »untergegangene Kunstgegenstände untersuchen.«
Etwas anderes machte ihn neugierig. »Wie hat sich Glimmung Ihnen gegenüber manifestiert?« fragte er.
»Manifestiert…« echote Miß Yojez; sie blätterte in ihrem kleinen Wörterbuch.
»Materialisiert«, warf die Stewardeß ein. »Wir haben eine Vorrichtung auf dem Schiff, die uns mit einem Übersetzungscomputer auf der Erde verbindet. An jedem Sitz sind ein Kopfhörer und ein Mikrofon angebracht. Hier sind Ihre, Mr. Fernwright, und hier sind Ihre, Miß Yojez.«
»Meine terranischen Sprachkenntnisse kommen langsam wieder«, sagte Miß Yojez. »Es wird schon ohne Übersetzungscomputer gehen.« Zu Joe gewandt, fragte sie: »Was meinten –«
»Wie erschien Glimmung vor Ihnen?« fragte Joe. »Welche Gestalt hatte er? War er groß, klein oder war er stattlich?«
Miß Yojez antwortete: »Anfangs, beim erstenmal, manifestierte Glimmung sich in einem Wassergehäuse, insoweit als er eigentlich oft auf dem Grunde des Ozeans seines Planeten ruht, in der –« Sie dachte angestrengt nach, »– Nähe der versunkenen Kathedrale.«
Das erklärte das Ereignis auf der Polizeistation, dachte Joe. »Aber wie erschien er die folgenden Male?« fragte er. »Auf dieselbe Weise?«
»Das zweite Mal, das er zu mich kam«, erklärte Miß Yojez, »manifestierte er sich als Korbwäsche.«
Meint sie vielleicht ›Wäschekorb‹? dachte Joe. Da fiel ihm wieder das Spiel ein. Seine alte Lieblingsbeschäftigung nahm ihn augenblicklich wieder ganz gefangen. »Miß Yojez«, sagte er, »vielleicht sollten wir doch den Übersetzungscomputer benutzen. Sie können wirklich ganz interessant sein. Ich will Ihnen mal erzählen, was herauskam, als ich vor einigen Jahren einen Artikel aus einer sowjetischen Ingenieurzeitschrift vom Computer übersetzen ließ: der betreffende Ausdruck –«
»Bitte«, unterbrach ihn Miß Yojez, »ich kann Sie doch nicht folgen, und außerdem müssen wir über andere Dingen diskutieren. Wir müssen alle Leute fragen und herausbekommen, wieviele von sie bei Mr.
Weitere Kostenlose Bücher