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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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ein frustrierter Mann, eine Sorte von Frau, die jeden Mann verstümmelt.
    Nachdem die Vorstellungszeremonie vorbei war, sagte Harper Baldwin mit seiner anmaßend klingenden, überbetont selbstsicheren Stimme: »Ich glaube, unser Status, unser wirklicher Status ist der von Sklaven. Wollen wir doch noch einmal ganz nüchtern feststellen, wie wir alle hierhinein geraten sind: durch Zuckerbrot und Peitsche, oder war es etwa nicht so?« Bestätigungsheischend blickte er sich nach allen Seiten um.
    »Plowman«, erklärte jetzt Miß Yojez, »ist kein zurückgebliebener, unzivilisierter Planet. Er hat eine fortgeschrittene, sich noch entwickelnde gesellschaftliche Aktivität. Man kann zwar nicht von einer Zivilisation im eigentlichen Sinne des Wortes sprechen, aber es ist keine Horde von Beerensammlern oder Bauern. Es gibt Städte, Gesetze, und esgibt auch zahlreiche Künste, vom Tanz bis zu einer abgewandelten Form des 4-D-Schachs.«
    »Das ist nicht wahr!« rief Joe mit ärgerlicher Stimme. Alle drehten sich ihm zu, bestürzt über die Heftigkeit, mit der er Miß Yojez angegriffen hatte. »Auf Plowman lebt nur eine riesige, altersschwache Kreatur, und keine weitentwickelte, in Städten lebende Gesellschaft.«
    »Einen Augenblick«, unterbrach ihn Harper Baldwin, »wenn Glimmung alles andere ist, schwach ist er nicht! Wo haben Sie Ihre Informationen her, Mr. Fernwright? Von der staatlichen Enzyklopädie?«
    »Ja«, antwortete Joe, der sich zusehends unbehaglicher fühlte, »außerdem aus zweiter Hand.«
    »Wenn die Enzyklopädie Glimmung als schwach bezeichnete«, sagte Miß Yojez ruhig, »dann würde ich gern erfahren, welche Auskünfte sie sonst noch über ihn gab. Es würde mich einfach interessieren, wieweit Ihre Kenntnisse über den Planeten Plowman von der tatsächlichen Situation abweichen.«
    »Krank, uralt, senil, deshalb harmlos«, zählte Joe auf. Er fühlte sich noch unbehaglicher. Glimmung ist alles andere als harmlos, zumindest so, wie er mir gegenüber auftrat, dachte Joe. Den anderen gegenüber ist er wahrscheinlich genauso aufgetreten.
    Miß Yojez erhob sich. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen – ich denke, ich setze mich ein wenig in den Aufenthaltsraum und lese die Zeitung oder schlafe ein bißchen.« Mit kurzen, schnellen Schritten verließ sie das Passagierabteil.
    »Ich meine«, sagte die dicke Frau, ohne von ihrer Strickarbeit aufzuschauen, »Mr. Fernwright sollte in den Aufenthaltsraum gehen und sich bei der Dame entschuldigen.«
    Joe errötete heftig. Mit einem prickelnden Gefühl in der Magengegend stand er auf und folgte Mali Yojez.
    Als er die drei mit Teppichen ausgelegten Stufen hinunterschritt, überkam ihn ein Schauern. Als ob ich in meinen Tod gehe, dachte er. Oder ist es zum erstenmal ins Leben? Werde ich zum erstenmal geboren?
    Er wußte es noch nicht. Aber eines Tages würde er es wissen.

6
     
    Er fand Miß Yojez, wie sie es gesagt hatte, auf einer der großen, weichen Liegen des Aufenthaltsraumes sitzend. Sie blätterte in einem Magazin. Sie blickte nicht auf, aber er war sicher, daß sie sein Eintreten bemerkt hatte. Deshalb sprach er sie an: »Wie kommt es, daß Sie soviel über den Planeten Plowman wissen, Miß Yojez? Offensichtlich haben Sie doch Ihre Kenntnisse nicht von der Enzyklopädie, so wie ich!«
    Sie las weiter, ohne ein Wort zu sagen.
    Joe zögerte einen Moment und setzte sich dann neben sie. Was sollte er ihr nur sagen? Warum hatten ihn ihre Aussagen über den gesellschaftlichen Stand auf dem Planeten Plowman nur so erregt? Er wußte es nicht. Es kam ihm jetzt genauso irrational vor wie vorhin den anderen. »Wir haben ein neues Spiel«, sagte er schließlich. Sie las noch immer. »Man sucht die Archive nach den lustigsten Zeitungsüberschriften, die je gedruckt wurden, durch, wobei jeder Mitspieler versucht, den anderen zu übertreffen.« Sie sagte noch immer nichts. »Ich werde Ihnen die Überschrift nennen, die ich persönlich am lustigsten fand. Sie war gar nicht so leicht zu finden. Ich mußte bis ins Jahr 1962 zurückgehen.«
    Miß Yojez schaute auf. Ihr Gesicht zeigte keine Emotionen. Es blieb unbewegt. Außer einem bißchen sachlicher Neugier erkannte Joe nichts. »Und welches war Ihre Überschrift, Mr. Fernwright?«
    »Elmo Plaskett versenkt Giganten.«
    »Wer war Elmo Plaskett?«
    »Das ist es ja gerade«, sagte Joe. »Er kam aus der untersten Liga. Niemand hatte je etwas von ihm gehört. Das macht die Sache ja gerade so spaßig. Ich meine, daß er ein

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