Joe von der Milchstraße
obwohl ich auf Plowman war und Sie nicht.«
»Ich meinte damit –« begann Joe, aber die Stewardeß unterbrach ihn.
»Der SSA-Computer sammelt jetzt die Daten aus Ihrem Gehirn. Es wäre besser, wenn Sie sich eine Weile entspannten und nicht stritten. Versuchen Sie, einfach dahinzuschweben … öffnen Sie Ihren Geist weit und lassen Sie den Computer die Daten sammeln. Denken Sie an nichts Spezielles.«
Das ist unter diesen Umständen verdammt schwierig, dachte Joe. Vielleicht hatte Kate doch recht mit ihren Vorwürfen; innerhalb von zehn Minuten bringe ich es fertig, Miß Yojez, ein hübsches Mädchen, zuverärgern. Er fühlte sich verdrießlich und bedrückt. Alles, was ich ihr zu bieten habe, ist ›Elmo Plaskett versenkt Giganten‹. Aber vielleicht, fiel ihm plötzlich ein, würde sein Beruf sie interessieren. Warum habe ich nicht gleich mit ihr darüber gesprochen? sagte er zu sich. Schließlich ist es doch das, was wir alle hier gemein haben: unsere besonderen Fähigkeiten, Erfahrungen und Kenntnisse.
»Ich bin Topfheiler«, sagte er laut.
»Ich weiß«, sagte Mali Yojez. »Ich habe doch Ihr bibliografisches Material gelesen. Erinnern Sie sich nicht?« Sie hörte sich jetzt nicht mehr so mißmutig an. Ihre Feindseligkeit, die er durch sein ungeschicktes Benehmen heraufbeschworen hatte, schien allmählich einer etwas besseren Stimmung Platz zu machen.
»Interessieren Sie sich für die Töpferei?« fragte Joe.
»Sie fasziniert mich«, antwortete sie. »Deshalb war ich so –« Sie gestikulierte und schaute dann in ihr Wörterbuch, »– erfreut, neben Ihnen zu sitzen und mich mit Ihnen unterhalten zu können. Sagen Sie, ist die Töpfe dann wieder vollkommen? Nicht geflickt, sondern … wie Sie sagen, geheilt?«
»Ein geheiltes Keramikgefäß«, antwortete Joe, »sieht genauso aus wie vor dem Zerbrechen. Alles geht nahtlos ineinander über, fließt ineinander. Natürlich brauche ich dazu alle Stücke; ich kann es nicht mit einem Bruchstück machen, das nicht anwesend ist.« Jetzt fange ich schon an, genau wie sie zu sprechen, dachte er. Sie muß eine starke Persönlichkeit haben, und ich spüre das unterbewußt. Jung sagt, daß es eine Art Wesensarchetyp gibt, den Männer erfahren, wenn sie Frauen begegnen. Das archetypische Bild wird auf eine Frau projiziert und dann auf die nächste. Auf diese Weise gibt man der Frau charismatische Kräfte. Ich täte gut daran, mich vorzusehen, überlegte er. Schließlich läßt meine Verbindung mit Kate vermuten, daß mein Frauenbild willensstark und beherrschend ist, jedenfalls eher als duldend und erwartungsvoll. Ich will diesen Fehler namens Katherine Hurley Blaine nicht noch einmal begehen.
»Der SSA-Computer hat Ihre Daten jetzt aufgenommen«, informierte die Stewardeß ihn und Mali Yojez. Sie löste die Elektroden von ihren Köpfen. »Es wird zwei oder drei Minuten dauern, bis das Ergebnis ausgerechnet ist.«
»In welcher Form wird uns das Ergebnis mitgeteilt?« fragte Joe, »schriftlich auf einer Papierrolle, oder auf einer Lochkarte, oder –«
»Es wird Ihnen visuell in Filmform mitgeteilt. Ein für sie beide repräsentativer Moment in einem Jahr wird dreidimensional und in Farbe an die gegenüberliegende Wand projiziert.« Sie verdunkelte den Aufenthaltsraum.
»Kann ich rauchen?« fragte Mali Yojez. »Wir sind hier draußen ja nicht an terranische Gesetze gebunden.«
»Das Zigarettenrauchen auf dem Schiff ist während des gesamten Fluges verboten«, antwortete die Stewardeß. »Wegen des hohen Sauerstoffgehaltes der Atmosphäre auf dem Schiff.«
Das Licht im Raum ging aus; alles um Joe herum versank in tiefe Dunkelheit, die Gegenstände im Raum, auch das Mädchen, verschwammen. Einen Moment später leuchtete ein Viereck an der Wand nahe bei der SSA-Maschine auf. Farbflecken leuchteten auf und huschten vorbei. Kurze Bildersequenzen flimmerten über die Leinwand. Einmal sah Joe kurz, wie er an seiner Werkbank stand und ein Gefäß bearbeitete. Dann sah er sich beim Mittagessen. Dann ein Bild mit Mali: Sie stand vor ihrem Frisierspiegel und bürstete ihr Haar. Mit einem Mal beruhigte sich die Leinwand:
Joe sah in 3-D und in Farbe, wie er und Mali sich bei der Hand hielten und langsam in der Dämmerung am Strand einer verlassenen, fremden Welt entlanggingen. Das Fischaugen-Linsensystem schaltete sich ein, und nun konnte er ihr und sein Gesicht sehen. Beide Gesichter drückten zärtlichste Liebe aus. Joe wußte sofort, daß er noch nie in seinem Leben einen
Weitere Kostenlose Bücher