Joe von der Milchstraße
solchen Ausdruck im Gesicht gehabt hatte; das Leben hatte ihm noch nie Grund dafür gegeben. Vielleicht, dachte er, hat es ihr auch noch nie einen Grund dafür gegeben. Er schaute zu ihr herüber, aber er konnte ihr Gesicht nicht sehen; er konnte nicht erkennen, wie sie auf die Projektion reagierte.
»Sie beide sehen glücklich aus«, sagte die Stewardeß.
»Bitte lassen Sie uns jetzt allein!« sagte Mali Yojez.
»Selbstverständlich«, antwortete die Stewardeß. »Es tut mir leid, daß ich überhaupt hier war.« Sie verließ den Aufenthaltsraum; die Tür schloß sich hinter ihr.
»Sie sind überall«, sagte Mali Yojez, »sie lassen einen während des ganzen Fluges nicht allein.«
»Aber sie hat uns doch nur gezeigt, wie die Maschine funktioniert«, sagte Joe.
»Das hätte ich auch allein gekonnt; ich habe es gemacht schon mehrere Male!« Ihre Stimme klang ärgerlich und gespannt, so als habe ihr das, was sie gerade gesehen hatte, gar nicht gefallen.
»Es sieht doch so aus, als könnten wir gut miteinander auskommen«, sagte Joe freundlich.
»O Gott!« schrie Mali auf und schlug mit der Faust auf ihre Stuhllehne. »Das hat die Maschine mir schon einmal vorgemacht. Ich und Ralf! Das perfekte Miteinander-Auskommen in jeder Hinsicht! Und es war doch nicht so!« Ihre Stimme war vor Erregung ganz heiser geworden; ihr Zorn füllte den Raum aus, er war körperlich spürbar wie der Geruch von Moschus. Joe spürte ihren Blick, der auf ihn gerichtet war. Intuitiv erfaßte er ihre heftige emotionale Reaktion auf die Szene, die die Maschine soeben projiziert hatte.
»Wie die Stewardeß schon erklärte«, sagte Joe, »kann der SSA-Mechanismus nicht die Zukunft vorhersehen. Er kann lediglich alle Daten aus Ihrem und meinem Gehirn zusammenstellen und einen Trend mit der größten Wahrscheinlichkeit ausarbeiten.«
»Warum haben wir ihn dann überhaupt benutzt?« fragte Mali Yojez.
»Sehen Sie es wie eine Feuerversicherung«, sagte Joe. »Sie argumentieren jetzt wie jemand, der die Versicherungsgesellschaft des Betruges bezichtigt, weil sein Haus gar nicht abgebrannt ist, mit anderen Worten Sie hätten die Versicherung überhaupt nicht abzuschließen brauchen.«
»Der Vergleich hinkt.«
»Entschuldigung!« sagte Joe. Auch er fühlte sich jetzt gereizt.
»Glauben Sie vielleicht«, sagte Mali mit beißender Stimme, »daß ich jetzt mit Ihnen wegen dieser rührseligen Szene ins Bett gehe? Tunuma mokimo hilo, kei dei bifo ditikar sewat«, sagte sie in ihrer Sprache; es war offensichtlich ein Fluch.
Es klopfte. »He, Ihr zwei«, brüllte Harper Baldwin, »wir arbeiten gerade einen Organisationsplan aus. Wir brauchen euch.«
Joe stand auf und tastete sich durch den dunklen Raum zur Tür.
Nach mehr als zweistündigem Feilschen hatten sie noch immer keinen einstimmigen Beschluß gefaßt.
»Wir wissen einfach nicht genug über Glimmung!« klagte Harper Baldwin. Er sah abgespannt aus. Dann blickte er Mali Yojez prüfend an. »Ich habe das Gefühl, Sie wissen mehr über Glimmung als wir alle, und mehr, als Sie zugeben. Verdammt, Sie verschwiegen uns sogar die Tatsache, daß Sie schon einmal auf dem Planeten Plowman waren! Wenn Sie es nicht Mr. Fernwright gegenüber erwähnt hätten –«
»Niemand hat sie danach gefragt«, wandte Joe ein. »Und als ich sie danach fragte, antwortete sie geradeheraus.«
»Was glauben Sie, Miß Yojez«, fragte ein junger Mann mit nervöser Stimme, »versucht Glimmung uns zu helfen, oder beabsichtigt er tatsächlich, sich eine Sklavenbevölkerung aus lauter Fachleuten zu schaffen und für seine eigenen Zwecke zu mißbrauchen? Wenn das letztere der Fall ist, lassen wir das Schiff besser umkehren, bevor wir noch näher an den Planeten Plowman herankommen.« Seine Stimme quäkte vor Nervosität.
Mali Yojez, die neben Joe saß, beugte sich plötzlich zu ihm hinüber und sagte leise: »Lassen Sie uns hinausgehen; gehen wir am besten in den Aufenthaltsraum zurück. Das führt hier doch zu nichts, und außerdem möchte ich mehr mit Ihnen sprechen.«
»Okay«, sagte er hocherfreut. Sie standen auf und gingen zum Aufenthaltsraum zurück.
»Jetzt gehen sie schon wieder!« sagte Harper Baldwin mit vorwurfsvoller Stimme. »Was gefällt Ihnen denn eigentlich so an dem Aufenthaltsraum?«
Mali zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Wir beschäftigen uns liebevoll miteinander!« Dann ging sie weiter.
»Sie hätten ihnen das nicht sagen sollen«, sagte Joe, als sie die Tür zum Aufenthaltsraum
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