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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hinter sich geschlossen hatten. »Wahrscheinlich haben sie Ihnen geglaubt.«
    »Aber es ist wahr«, erwiderte Mali. »Jemand benutzt normalerweise nicht die SSA-Maschine, wenn er es nicht ernst meint. Ich meine, der anderen Person gegenüber, in diesem Falle also mir.« Sie setzte sich auf die Liege und streckte ihm die Arme entgegen.
    Joe schloß die Tür des Aufenthaltsraumes ab. Es schien ihm den Umständen entsprechend das Vernünftigste zu sein.
    Es gibt Freude, dachte er, die zu groß, zu heftig ist, als daß man sie ausdrücken könnte. Wer auch immer das gesagt hat, er wußte, was er sagte!
     

7
     
    Als das Schiff in die Umlaufbahn des Planeten Plowman eintrat, wurden die Landeraketen gezündet und die Geschwindigkeit verringerte sich. In einer halben Stunde würden sie landen.
    Inzwischen amüsierte Joe Fernwright sich auf eine ungewöhnliche Weise: Er las das Wall Street Journal. Er hatte im Laufe der Jahre herausgefunden, daß diese Zeitung die abschreckendsten und neusten Seltsamkeiten von allen Zeitungen brachte. Das Wall Street Journal zu lesen, das war als wenn man eine kleine Reise in die nahe Zukunft unternahm.
    Ein neues Tiefseewohnhaus in New Jersey, das eigens für alte Leute konzipiert wurde, wurde jetzt mit einem Nachrichtensystem versehen, das einen unverzüglichen Wohnungswechsel garantiert. Wenn ein Hausbewohner stirbt, registriert ein in die Wand eingebauter elektronischer Detektor das Ausbleiben des Pulsschlages der betreffenden Person und aktiviert sofort einen Robotmechanismus, der den Verstorbenen greift und in die Wand hineinzieht. Dort in der Wand befindet sich eine kleine feuerfeste Kammer, in der die Überreste auf der Stelle eingeäschert werden. Auf diese Weise wird es ermöglicht, daß der neue Wohnungsnehmer nach zwei Stunden bereits den Raum beziehen kann.
    Joe ließ die Zeitung angewidert auf den Boden fallen. Wenn man so etwas für uns auf der Erde plant, dachte er, dann ist es wohl doch besser für uns, hier oben zu bleiben.
    »Ich habe mir unsere Unterkunft angesehen«, schreckte Mali ihn aus seinen Gedanken hoch. »Wir wohnen alle im Olympia-Hotel in der größten Stadt des Planeten. Sie heißt Diamond Head und liegt auf einer langgestreckten Halbinsel, die fünfzig Meilen in das Mare Nostrum hineinragt.«
    »Was heißt Mare Nostrum?« fragte Joe.
    »Unser Meer.«
    Er zeigte ihr und den anderen Passagieren den Artikel aus dem Wall Street Journal. Nachdem sie ihn alle gelesen hatten, schauten sie sich gegenseitig mit betretenen Gesichtern an.
    »Ich glaube, wir haben die richtige Wahl getroffen!« sagte Harper Baldwin schließlich. Die anderen nickten zustimmend. »So etwas habe ich wirklich noch nicht erlebt!« Baldwin schüttelte den Kopf. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse aus Abscheu und Wut. »Und diese Gesellschaft haben wir mit aufgebaut!« sagte er rauh.
    Einige Männer der Schiffsbesatzung schraubten die Luke ab. Frische Luft von draußen strömte hinein. Die Luft war kalt und roch seltsam. Joe roch die Nähe des Ozeans. Die Hand schützend über die Augen gelegt, schaute er auf die blasse Sonne des Planeten. In der Ferne erkannte er die Umrisse einer modern aussehenden Stadt. Weiter hinten erstreckten sich graubraune Hügelketten. Aber das Meer muß irgendwo in der Nähe sein, sagte er zu sich. Mali hat recht. Dieser Planet wird von einem Ozean beherrscht. Und in diesem Ozean werden wir all das, was wichtig für uns ist, finden.
    Die Stewardessen geleiteten sie, wie immer höflich lächelnd, zum Ausstieg, von wo eine Gangway auf die feuchte Oberfläche des Landefeldes führte. Joe Fernwright nahm Malis Arm und führte sie die Stufen hinunter; beide schwiegen – Mali schien vollkommen in sich selbst versunken zu sein, sie nahm überhaupt keine Notiz von den anderen Leuten oder von den Flughafengebäuden. Vielleicht hat sie traurige Erinnerungen, dachte Joe. Vielleicht ist ihr das, was ihr zugestoßen ist, hier zugestoßen.
    Und was bedeutet das nun alles für mich, dachte er weiter. Der erste Raumflug meines Lebens! Zum erstenmal habe ich nicht den Erdboden unter meinen Füßen: Ein gedenkwürdiger und wichtiger Moment in meinem Leben! Er atmete tief ein; es war eine andere Welt und eine andere Atmosphäre. Ein komisches Gefühl, dachte er.
    »Bitte sagen Sie nicht«, sagte Mali plötzlich, »daß Sie diesen Ort ›unirdisch‹ finden! Bitte tun Sie mir den Gefallen und sagen Sie es nicht!«
    »Es geht nicht«, sagte Joe, »es ist unirdisch. Es ist

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