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Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Titel: Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sich schon oft, wenn er etwas gesagt hatte, das er gleich wieder bereute, gewünscht, er könnte die Wörter wieder zurückziehen.
    Sie sah ihn fragend an. »Was meinst du damit?« »Nichts«, antwortete er hastig. Er sah, dass sie nachdenklich geworden war.
    »Du hast Otto drei Kronen dafür gegeben, damit du mir Weihnachtszeitschriften verkaufen kannst«, sagte sie langsam. »Und ich glaub, du hast deinen Handschuh mit Absicht vergessen, als du hier warst. Deine Stimme klingt fast wütend, wenn du erzählst, dass du mich im Kino mit jemandem gesehen hast, der meine Hand gehalten hat. Du erfindest sogar einen Bruder, den es nicht gibt. Warum tust du das?« Joel merkte, dass er rot wurde. Er starrte zu Boden.
    »Ich beiße nicht«, sagte sie. »Ich steche und ich kratze nicht. Wenn ich es nicht will. Und das will ich im Augenblick nicht. Was hast du da eigentlich gesagt?«
    Ihre Stimme klang jetzt mild. Joel wagte sie fast nicht anzuschauen.
    »Ich verrate nichts«, sagte sie. »Es bleibt in diesem Zimmer.
    Ganz unter uns. Großes Ehrenwort.«
    Joel schielte zu ihr.
    »Großes Ehrenwort«, wiederholte sie. »Großes Ehrenwort.«
    Joel traute sich nicht. Aber er sagte es trotzdem und er dachte, er müsse tot zu Boden fallen.
    »Ich hab gedacht, du würdest mir die Tür in durchsichtigen Schleiern öffnen. In nichts anderem.«
    Er sagte es sehr leise. Und sehr schnell. Aber sie hatte es gehört.
    »Warum wolltest du das? Warum ausgerechnet ich?« »Ich weiß nicht. Aber es sollte ein Geheimnis sein.«
    Sie lehnte sich zurück und betrachtete ihn. Joel wagte kaum sie anzusehen. Er hoffte, sie würde ihn nicht zum Fenster rauswerfen. Sondern dass sie ihn zur Tür hinausgehen lassen würde. Das sagte er auch.
    »Mein Vater will bestimmt, dass ich lebend nach Hause komme. Ich geh jetzt.«
    Er begann aufzustehen.
    »Eine Tasse Tee schaffst du noch«, sagte sie. »Ich setz noch mal Wasser auf.«
    Sie nahm die Teekanne und verschwand in der Küche. Joel merkte, dass er ganz durchgeschwitzt war. Vielleicht sollte er die Gelegenheit wahrnehmen und sich davonschleichen? Von der Küche konnte sie nicht in den Vorraum schauen.
    Aber er blieb sitzen. Hörte das Geklapper aus der Küche. Und wie es dann still wurde. Er wartete.
    Plötzlich stand sie dort. In der Tür zur Küche. Und sie war nackt. Und in etwas Dünnes gehüllt, was eine Gardine oder ein Flor sein konnte. Joel starrte sie an. Dann war sie wieder fort.
    Nach ein paar Minuten kam sie zurück. Da trug sie wieder den rosa Baderock. Und die Teekanne in der Hand. »Ich hab dich gesehen«, sagte Joel.
    Sie sah ihn erstaunt an. »Was gesehen?« • »Die Schleier.«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich soll in Schleiern dagestanden haben?«
    »In der Tür zur Küche.«
    »Das musst du geträumt haben.«
    Joel dachte nach. Er begriff, dass sie dabei war, ein Geheimnis zu schaffen, das sie teilen sollten. Ein Geheimnis konnte man nicht besser schützen, als wenn man sagte, dass man das, was geschehen war, nur geträumt hatte. »Ja«, sagte Joel. »Es war wohl nur ein Traum.«
    »Der nie wiederkehrt«, sagte sie. »Vergiss das nicht.« Sie sagte es lächelnd. Aber entschieden.
    »Der kehrt wahrscheinlich nie wieder«, sagte Joel. »Solche Träume träumt man nur ein einziges Mal.« Schweigend tranken sie ihren Tee aus.
    »Jetzt musst du nach Hause«, sagte sie. »Es ist spät und ich muss schlafen.«
    Joel zog sich im Vorraum an. Sie stand in der Türöffnung und sah ihm zu. »Danke für den Traum«, sagte er, als er ging.
    »Keine Ursache«, antwortete sie. »Das war so wenig, dass es fast gar nichts war.«
    Unten auf der Straße drehte Joel sich um. Sie stand oben am Fenster. Als er die Hand hob und winkte, winkte sie zurück.
    Er ging nach Hause durch den Abend. Der war sternklar und kalt. Joel hatte ein Gefühl, als befände er sich in einer Kirche.
    Die ganze Welt war eine Kirche.
    Die Straße nach Hause ein Mittelgang zwischen unsichtbaren Banken.
    Er hatte sie nackt gesehen. Eine einzige kurze Sekunde. Oder zwei. Aber jetzt wusste er es. Es war nicht wie in Ottos Zeitschriften. Jedenfalls nicht nur. Da war noch etwas anderes. Mehrere Male musste er stehen bleiben. Luft holen, ausatmen, wieder Luft holen. Dann begann er zu laufen.
    Wenn der Windhund da gewesen wäre, hätte er vielleicht zum ersten und einzigen Mal mit ihr Schritt halten können. Er dachte, er musste es unbedingt jemandem erzählen. Obwohl er es nicht durfte. Er hatte es versprochen.
    Plötzlich blieb er

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