Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt
leuchten.
Sie hatten schweigend gegessen. Joel dachte an den Rucksack. Was Samuel dachte, wusste er nicht. Samuel bezahlte und steckte die Brieftasche in die Innentasche seiner Jacke.
»Jetzt kaufen wir uns einen guten Stadtplan«, sagte er, »dann suchen wir uns das Haus, wo sie arbeitet.« Joel war erstaunt. »Wollen wir nicht dort anfangen, wo sie wohnt?«
»In einem Haus gehen viele Menschen ein und aus«, sagte Samuel. »Aber hinter dem Tresen in einem Laden stehen nicht so viele.«
Joel verstand. »Und ich hab mir eingebildet, du hättest gesagt, dass du sie wieder erkennst?«
»Besser, wir gehen auf Nummer Sicher«, antwortete Samuel zögernd.
Das Sicherste wäre gewesen, wenn wir nie hierher gekommen wären, dachte Joel wütend.
Der Rucksack fiel ihm wieder ein. Und die Schwarze Welle.
Sie suchten nach einem Buchladen und kauften einen Stadtplan. Den billigsten, den Samuel fand. Dann setzten sie sich auf eine Bank, die schon getrocknet war, und breiteten den Plan aus. Da war der Medborgarplatz. Und hier waren sie jetzt.
»Da muss eine Straßenbahn hinfahren«, sagte Samuel. Aber Joel hatte etwas anderes entdeckt. Wenn sie zu Fuß gingen, würden sie am Wasser vorbeikommen, dort, wo die Schiffe waren.
»Wir gehen«, sagte er. »So weit kann das ja nicht sein. Und es ist noch nicht spät.«
Er zeigte auf die Uhr vor einer Uhrwerkstatt. Die zeigte sieben Minuten nach zwölf.
Samuel stand auf. »Nimm du die Karte. Ich finde wohl doch nicht so gut hin.«
Diesmal ging Joel voran. Hin und wieder kontrollierte er auf der Karte, dass sie in die richtige Richtung gingen. Bald waren sie unten am Wasser. Da lag das Schloss, dort gab es Brücken und Hotels, Museen und das Allerwichtigste, Schiffe. Aber zu seiner Enttäuschung konnte Joel keine Frachter entdecken. Kleine weiße Passagierboote und den einen oder anderen Fischdampfer. Aber keine großen Schiffe. Keine, die einen Seemann wie Samuel brauchen konnten oder einen Jungen wie Joel, der zum ersten Mal anmustern wollte.
»Wo sind alle Schiffe?«, fragte er. »Auf denen du gearbeitet hast?«
»Die liegen im Värtahafen«, antwortete Samuel. »Oder im Freihafen.«
Joel blieb jäh stehen, breitete den Stadtplan aus und suchte nach den Namen. Aber der Värtahafen war ganz woanders. Dorthin mussten sie an einem anderen Tag gehen.
Sie gingen weiter.
Samuel konnte nicht so schnell wie Joel und fing an zu schwitzen. Mehrere Male holte Samuel ein Taschentuch hervor und wischte sich die Stirn ab.
Joel blieb an einer Straßenecke stehen. Vor ihnen breitete sich ein offener Platz aus. Wenn die Stadt ein Wald gewesen wäre, hätten sie jetzt eine große Lichtung erreicht. »Hier ist es«, sagte Joel, nachdem er sich mehrere Male auf dem Stadtplan vergewissert hatte. »Der Medborgarplatz.«
Samuel biss sich auf die Lippe. Ungewollt machte Joel dasselbe. Ihm gefiel es nicht, wenn er dasselbe wie Samuel machte. Aber er konnte es nicht lassen.
Auf dem Platz gab es ein Straßencafe. Dorthin zeigte Samuel und nickte.
»Ich brauch einen Kaffee«, sagte er. »Und etwas Kaltes. Währenddessen kannst du dich ja umschauen, ob du den Laden findest.« »Wollen wir das nicht zusammen machen?«
»Zuerst müssen wir ihn finden«, sagte Samuel. »Und das machst du am besten allein.«
Joel ließ Samuel in dem Straßencafe. Es war, als ob er mit seinem wichtigsten Erkundungsauftrag unterwegs wäre. Er wusste, dass es ein kindischer Gedanke war. Aber er konnte nichts gegen seine Gedanken machen. Er war kindisch. Und er hatte beschlossen, es so lange zu bleiben, wie er wollte. Er blieb jäh stehen. Plötzlich wusste er, wo die Grenze war.
Es gab einen Fluss, den das Kindische nie überqueren könnte. Und er war bald am Ufer dieses Flusses, wenn er vor Mama Jenny stand und sagte:
»Hier bin ich. Joel.«
Er ging auf dem Platz herum. Merkte, dass er nervös war. Irgendwo dahinten ahnte er Samuel.
Endlich war er in der Nähe, in der Nähe von Mama Jenny. Wenn es stimmte, was Elinor aus Göteborg geschrieben hatte. Es musste einfach stimmen.
Er sah sich nach einem Lebensmittelladen um. Dann begann er den Platz langsam zu umrunden.
Mehrere Male zuckte er zusammen. Dann meinte er die Schwarze Welle entdeckt zu haben.
Er ging denselben Weg noch einmal. Dasselbe Ergebnis. Kein Lebensmittelladen. Er war sicher. Er hatte sich nicht getäuscht.
Samuel rührte mit dem Löffel in der leeren Tasse. Joel setzte sich an den Tisch.
»Es gibt keinen Laden«, sagte er.
Samuel sah ihn
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