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Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Titel: Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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verständnislos an. »Wie meinst du das? Kein Laden?«
    »Du hast doch gehört, was ich gesagt habe. Es gibt keinen Laden. Was hat eigentlich in dem Brief gestanden?« »Dass Jenny in einem Lebensmittelladen arbeitet, der an diesem Platz liegen soll.« »Wie will Elinor das wissen?«
    »Sie würde nie etwas schreiben, wenn sie sich nicht sicher ist.«
    »Hast du den Brief dabei?«
    »Den hab ich zu Hause gelassen.«
    »Warum?«
    »Ich weiß doch, was drinsteht. Ich hab ihn so viele Male gelesen. Ich kann ihn fast auswendig.«
    Woher die Unruhe kam, wusste Joel nicht. Aber plötzlich war sie da. Es war, als ob ein kalter Windzug vorbeigefegt wäre.
    Was es war, wusste er nicht.
    Aber er hatte sich nicht getäuscht.
    Etwas war ganz und gar falsch.

5
    Der kalte Wind zog vorüber.
    Dann fingen sie an zu streiten. Für Joel war es selbstverständlich, dass sie jetzt nach dem Haus suchen mussten, in dem Jenny wohnte. Aber Samuel fand, sie könnten noch warten.
    »Worauf warten?«, fragte Joel. »Es gibt keinen Lebensmittelladen. Vielleicht gibt es auch kein Haus.« »Klar gibt es das.«
    Samuel antwortete, während er gleichzeitig der Kellnerin winkte und noch eine Tasse Kaffee bestellte. »Du hast doch gerade einen getrunken«, sagte Joel. »Er war schwach.«
    »Es kann Abend werden, ehe wir das Haus finden.« »Ich finde, wir können noch ein bisschen warten. Außerdem haben wir
Celestine
gar nicht dabei.«
    Joel merkte, dass er jetzt richtig wütend wurde. Woher die Wut kam, wusste er nicht. Da war der Rucksack und die Schwarze Welle. Der Värtahafen, der in einer ganz anderen Richtung lag. Der Lebensmittelladen, den es nicht gab. Samuel mit all seinen Tassen Kaffee. Und schließlich dieser kalte Wind. Und die Unruhe. Dass etwas war, wie es nicht sein sollte.
    Es hing mit dem Brief von Elinor zusammen, den er nie hatte lesen dürfen.
    »Trink jetzt deinen Kaffee aus, wir wollen gehen.«
    Samuel gab keine Antwort. Joel stand auf. »Ich such das Haus allein.«
    »Setz dich«, sagte Samuel. »Ich finde, wir warten bis morgen.« »Warum sollen wir immer auf alles warten?«
    Samuel zeigte zum Himmel hinauf. »Es fängt bald wieder an zu regnen.«
    »Es gibt Straßenbahnen. Und Busse.«
    »Weißt du, womit wir fahren müssen?«
    »Das kann man ja rauskriegen.«
    Samuel stellte die Tasse energisch auf den Unterteller. »Es wird so gemacht, wie ich es gesagt habe. Wir warten bis morgen.«
    Sie gingen denselben Weg zurück, den sie gekommen waren, Samuel voran, Joel einige Meter hinter ihm. Als sie zum Schloss kamen, fing es wieder an zu regnen. Nirgends gab es einen Schutz. Der Regen strömte nur so vom Himmel. Als sie das Hotel erreichten, waren sie vollkommen durchnässt. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, musste Joel eins von Samuels Hemden anziehen. Die Hose hängte er über die Heizung.
    Er fühlte sich wie ein Gefangener. Ohne trockene Hose konnte er das Hotelzimmer nicht verlassen. Er setzte sich auf die Bettkante und breitete vorsichtig den feuchten Stadtplan aus. Da war Mama Jennys Adresse. Östgötastraße. Sie waren ganz in der Nähe gewesen. Aber Samuel wollte warten. Dass es nichts mit dem Regen zu tun hatte, das wusste Joel.
    Samuel hatte sich aufs Bett gelegt. Seit sie im Hotelzimmer waren, hatte er geschwiegen. Und jetzt war er eingeschlafen. Joel hörte das Schnarchen hinter seinem Rücken.
    Woher der Gedanke kam, wusste er nicht. Aber plötzlich hatte er sich entschieden. Vorsichtig, um Samuel nicht zu wecken, erhob er sich von dem knarrenden Bett. Samuels Koffer stand offen auf dem Fußboden. Joel untersuchte ihn. Aber Elinors Brief war nicht da. Joel untersuchte auch die Taschen in Samuels Kleidern. Immer noch kein Brief.
    Es stimmte also. Der Brief lag zu Hause. Joel sah aus dem Fenster. Einen kurzen Moment schämte er sich. Er hatte Samuel nicht geglaubt. Vielleicht war Samuel einfach nur nervös gewesen. Vielleicht brauchte er Zeit, bevor er Jenny begegnen konnte.
    Aber warum sagte er nicht, was los war? Warum musste er sich ständig hinter Kaffeetassen verstecken? Joel tastete seine Hose ab. Sie war schon etwas getrocknet. Dann sah er zu Samuel. Er schlief. Der Brustkorb hob und senkte sich. Samuel schlief tief.
    Joel hielt es nicht mehr eingeschlossen im Hotelzimmer aus. Er zog die Hose an. Und die Schuhe, die auch nass waren. Aus Samuels Koffer lieh er sich ein Paar trockene Strümpfe.
    In der Anzugjacke hatte Samuel einen Bleistift. Joel riss vom Stadtplan ein Stück ab und schrieb einen Zettel.
Ich

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