Joes Diary - Tagebucheintraege des Serienkillers
ja wieder.«
2005 gelang es mir, das Manuskript in Neuseeland zu verkaufen. Fünf Jahre lang hatte ich an verschiedenen Fassungen gearbeitet – doch in jeder Version kam Joe schließlich davon. Die Lektoren von Random House wollten jedoch ein anderes Ende: ich sollte mir überlegen, ob ich Joe nicht sterben lassen sollte. Ich dachte darüber nach, kam aber zu dem Schluss, dass ich Joe viel zu gerne hatte. Also einigten wir uns auf einen Kompromiss, und ich schrieb das Ende, das Sie alle kennen. Joe landete im Gefängnis – was eine Fortsetzung natürlich unmöglich machte. Was wäre das auch für ein Roman geworden, in dem Joe nur in seiner Zelle sitzt und die Wand anstarrt?
Der siebte Tod erschien, danach folgten weitere Bücher, und in diesen Büchern erinnerte ich die Leser immer daran, dass Joe noch im Gefängnis saß. Viele Leute schrieben mir Mails, in denen sie fragten: »Wann kommt endlich die Fortsetzung von Der siebte Tod? « Nun, ich hatte einfach zu viel Angst davor, eine Fortsetzung zu schreiben – die Leute mochten Joe, und wenn ich Joe keine spektakuläre Rückkehr ermöglichte, würden sie mich hassen.
Im letzten Sommer war ich wieder in Neuseeland – und zum Jahreswechsel 2011 / 2012 wollte ich mit dem Roman für 2013 beginnen. Das Haus des Todes , das 2012 erscheinen sollte, war fertig, und wieder dachte ich an die vielen Leute, die mich wegen der Fortsetzung zu Der siebte Tod angemailt hatten, an die vielen Menschen, die mich auf Lesungen und Literaturfestivals dasselbe gefragt hatten, und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, wusste ich, dass die Zeit reif dafür war. Ich wollte diese Fortsetzung schreiben. Ich musste sie schreiben. Langsam nahm der Roman Gestalt an.
Opferzeit wurde zum Großteil im Sommer 2012 geschrieben. Ich saß mit Joe und Melissa und Schroder in meinem von Erdbeben durchgeschüttelten Haus. Es machte großen Spaß, wieder in Joes Gesellschaft zu sein, und die Arbeit ging mir leicht von der Hand. Ich schrieb aus Joes Perspektive, und Melissa und Schroder bekamen ihre eigenen Kapitel, und mit einem Mal begriff ich, dass der Roman viel besser wurde, als ich mir je zu träumen gewagt hätte. Tatsächlich möchte ich behaupten, dass es das beste Buch ist, das ich je geschrieben habe.
Ihre E-Mails haben Joe zurückgebracht – deshalb möchte ich mich, auch im Namen von Joe, bei Ihnen, den Lesern, für seine Rückkehr bedanken …
L E S E P R O B E
Sie wollen mehr über Joe wissen?
Lesen Sie den neuen großen Thriller
von Bestsellerautor Paul Cleave.
PAUL CLEAVE
OPFERZEIT
THRILLER
Aus dem Englischen von
Frank Dabrock und Alexander Wagner
Prolog
Tja, man lernt nie aus.
Ich hole tief Luft, schließe die Augen und drücke den Abzug bis zum Anschlag.
Die Welt um mich herum explodiert.
Sie explodiert mit einem Blitz, mit Lärm und mit Schmerzen, aber das ist nicht richtig, eigentlich sollte sie mit Dunkelheit explodieren. Eigentlich sollte ich in ein Tuch aus Schwarz gehüllt sein, das mich von hier fortträgt. Ich bin Slow Joe, und Slow Joe ist ein Gewinner. Ich habe alles unter Kontrolle, was sich zeigt, als mein Leben an mir vorüberzieht. Die Dunkelheit ist nicht mehr weit, aber zunächst muss ich Szenen mit meiner Mutter, mit meinem Vater, aus meiner Kindheit und aus der Zeit bei meiner Tante ertragen. Unzählige Stunden von Bildmaterial aus meinem Leben werden in Schnappschüsse zerlegt und zu einem zweisekündigen Film verdichtet; wie bei der Vorführung mit einem alten Filmprojektor geht eine Szene flackernd in die nächste über. Dann werden die Bilder schneller. Jagen durch meinen Kopf.
Aber da ist noch was.
Sally jagt mir ebenfalls durch den Kopf, nein, nicht durch den Kopf, sondern durch mein Blickfeld. Sie ist direkt vor mir, an mir, und hat ihren unförmigen Körper von oben bis unten gegen mich gepresst, so wie sie das immer wollte. Und es sind ein Dutzend Stimmen zu hören.
Ich knalle auf den Gehweg, und mein Arm wird zur Seite geschleudert. Mit meinem Körper schiebe ich Sallys Fleischmassen von mir fort, doch sie walzen über meine Gliedmaßen und drohen mich wie ein weiches Sofa zu verschlucken. Ich bin zwar noch nicht tot, befinde mich aber schon in der Hölle. Planlos drücke ich den Abzug, ohne Erfolg, denn die Pistole ist nicht mehr in meiner Hand. Sally schnürt mir die Luft ab, und ich weiß immer noch nicht, was los ist. Die Welt steht kopf, und eine Packung Katzenfutter drückt gegen meine Schulter. Mein Gesicht brennt und ist feucht
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