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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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nickte, dann rief sie: »John! Wir müssen umkehren!«
    Ich wusste, dass sie recht hatte. Das Formula war für ein solches Wetter absolut ungeeignet - und ich erst recht. Doch dann erinnerte ich mich an etwas, das Tom Gordon irgendwann auf meiner Veranda gesagt hatte: Ein Boot im Hafen ist sicher. Aber dafür sind Boote nicht da.
    Tatsächlich hatte ich längst keine Angst mehr - weder vor der stürmischen See noch vor der Möglichkeit, hier draußen mein Leben zu verlieren. Ich lief jetzt nur noch mit Hass und reinem Adrenalin. Beth starrte mich fragend an. Sie schien zu verstehen, was mich antrieb, aber sie hatte bestimmt keine Lust, Opfer meiner vorübergehenden Psychose zu werden. »John«, beschwor sie mich, »wenn wir sterben, wird er vielleicht nie gefasst... Wir müssen den nächsten Hafen oder eine geschützte Bucht anlaufen.“
    »Ich kann nicht... Ich meine, wir würden auf Grund laufen und sinken. Wir müssen den Sturm bezwingen.«
    Sie schwieg.
    »Wir legen auf Plum Island an«, schlug ich vor. »Ich kann in den Hafen einlaufen. Der ist gut markiert und beleuchtet. Die Insel hat ihre eigene Stromversorgung.«
    Beth starrte wieder auf die ausgebreitete Seekarte, als versuche sie, einen Ausweg aus unserem Dilemma zu finden. In Wirklichkeit lagen die einzig möglichen Häfen, Greenport und Dering Harbor, hinter uns, und zwischen uns und diesen Häfen lauerte Tobin.
    »Hier auf offener See müssten wir einen weiten Bogen um ihn machen, um nach Greenport zu kommen«, meinte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Beth, wir müssen im gekennzeichneten Fahrwasser bleiben. Wenn wir diese Tonnen aus den Augen verlieren, sind wir erledigt. Wir sind auf einer schmalen Straße und werden von einem Kerl mit einem Gewehr verfolgt, deshalb müssen wir geradeaus weiter.«
    Sie sah mich an, und ich merkte, dass sie mir nicht so recht glaubte, was verständlich war, weil ich nicht so recht aufrichtig war. Ich wollte nämlich nichts anderes als Fredric Tobin umbringen. Wäre es nur um Tom und Judy gegangen, hätte ich mich damit zufriedengegeben, es dem Staat New York zu überlassen, ihn zu bestrafen. Aber da er auch Emma ermordet hatte, musste ich die Bestrafung übernehmen. Ein einfacher Anruf bei der Küstenwache oder dem Sicherheitsdienst auf Plum Island reichte nicht aus, um die offene Rechnung zu begleichen. In diesem Zusammenhang fragte ich mich, wo Paul Stevens heute Nacht sein mochte.
    Beth unterbrach meine Überlegungen. »Fünf unschuldige Menschen sind tot, John, und das sind fünf zu viel«, sagte sie nachdrücklich. »Ich lasse nicht zu, dass du mein oder dein Leben wegwirfst. Wir kehren um. Sofort!«
    Ich starrte sie an. »Willst du mich mit Waffengewalt zur Umkehr zwingen? «
    »Wenn's nicht anders geht.«
    Ich hielt ihrem Blick stand und sagte: »Beth, ich schaffe es. Ich weiß, dass wir es schaffen. Uns passiert nichts. Hab Vertrauen zu mir.«
    Sie musterte mich lange, dann sagte sie: »Tobin hat Emma Whitestone praktisch vor deiner Nase ermordet - und damit hat er dich in deiner Männlichkeit und deinem Ego getroffen. Das treibt dich an. Richtig?«
    L ügen war zwecklos, deshalb gab ich zu: »Auch.«
    »Welches Motiv hast du sonst noch?«
    »Nun... ich war dabei, mich in sie zu verlieben.«
    Beth nickte. Sie wirkte sehr nachdenklich, als sie sagte: »Okay... wenn du uns ohnehin umbringen willst, solltest du die ganze Wahrheit kennen.«
    »Welche ganze Wahrheit?«
    »Der, der Emma Whitestone umgebracht hat - und das muss wohl Tobin gewesen sein -, hat sie vorher vergewaltigt.«
    Ich gab keine Antwort. Aber die Mitteilung kam nicht v öllig überraschend. Alle Männer, selbst Schwächlinge wie Fredric Tobin, haben eine primitive Seite, die sich manchmal auf vorhersehbare, stets erschreckende Weise manifestiert. Aber dies war das erste Mal, dass ein Verbrecher mir eine persönliche Botschaft schickte. Und ich nahm sie keineswegs cool auf. Er hat sie vergewaltigt. Und was er ihr angetan hat, hat er in Gedanken mir angetan.
    Beth und ich schwiegen eine Zeitlang, weil der Motorenl ärm, das Heulen des Sturms und das Tosen der hoch gehenden See ein Gespräch fast unmöglich machten, was mir nur recht war.
    Beth saß auf dem linken Sitz und hielt die Armlehnen umklammert, während das Boot heftiger schlingerte und stampfte als je zuvor.
    Ich blieb am Steuer stehen und spreizte mich gegen meinen Sitz ein. Der Wind pfiff durch die zersplitterte Scheibe vor mir, und der Regen prasselte von allen Seiten auf uns ein. Ich

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