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John Corey 01 - Goldkueste

John Corey 01 - Goldkueste

Titel: John Corey 01 - Goldkueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Schlag aus, aber als der Bug ins Wasser zurückklatschte, sah ich sie auf den Stufen liegen und rief besorgt: »Hast du dir was getan?«
    Sie kam auf allen vieren herauf gekrochen. »Nein, mir fehlt nichts...«
    Ich drosselte die Motoren ein wenig. »Geh runter und ruh dich einen Augenblick aus.«
    Beth schüttelte den Kopf und stemmte sich zwischen den Sitz und das Armaturenbrett. »Du passt auf Wellen und Fahrwassertonnen auf. Ich behalte Tobin im Auge.«
    »Okay.« Ich überlegte mir, ob Beth nicht vielleicht recht gehabt hatte, als sie vorschlug, wir sollten versuchen, uns hinter ihn zu setzen, statt uns von ihm verfolgen zu lassen. Vielleicht hätte Tobin uns nicht gesehen, weil er nur nach vorn schaute, so dass wir den Kabinenkreuzer hätten entern können. Aber wenn er uns doch sah, hätten wir auch so wieder in die Mündung seines Gewehrs geblickt.
    Unser einziger Vorteil war unsere h öhere Geschwindigkeit, aber wie wir eben gesehen hatten, nutzte er uns bei diesem Seegang reichlich wenig.
    »Gut gemacht«, sagte ich zu Beth. »Klasse getroffen.«
    Sie gab keine Antwort.
    »Hast du noch Leuchtpatronen?«
    »Fünf Stück.«
    »Gut.«
    »Nicht wirklich. Ich habe die Leuchtpistole verloren.«
    »Sollen wir zurückfahren und sie suchen?«
    »Ich hab' deine Witze satt.«
    »Ich auch. Aber mehr haben wir leider nicht.«
    Wir brausten eine Zeitlang schweigend weiter, durch den Sturm, der noch schlimmer zu werden schien, sofern das über haupt möglich war.
    Irgendwann sagte Beth: »Ich habe geglaubt, ich sei tot.«
    »Wir dürfen ihn nicht noch mal so nah rankommen lassen«, antwortete ich.
    »Er hat mich verschont, um dich zu treffen«, mutmaßte sie.
    »Das ist die Geschichte meines Lebens. Hat jemand nur einen Schuss, nimmt er mich ins Visier.«
    Sie lächelte fast, dann verschwand sie nach unten. Keine Minute später kam sie zurück und gab mir eine Flasche Bier. »Für jede gute Leistung kriegst du ein Bier«, versprach sie.
    »Ich habe nicht mehr viele Tricks auf Lager. Wie viel Bier hast du noch?«
    »Zwei Flaschen.«
    »Das dürfte hinkommen.«
    Ich überlegte, welche Möglichkeiten wir noch hatten, und erkannte, dass die Anzahl sehr begrenzt war. Wir konnten nur noch zwei Häfen anlaufen: den Fährhafen auf Orient Point und den künstlichen Hafen auf Plum Island. Orient Point musste irgendwo links vor uns liegen, und Plum Island war weitere zwei Meilen entfernt. Ich sah auf die Treibstoffanzeige. Die Nadel stand bereits im roten Feld.
    Die See war jetzt so aufgew ühlt, dass ich kaum noch eine Fahrwassertonne erkennen konnte. Ich wusste, dass Tobin von seiner höheren Brücke eine viel bessere Sicht hatte. Während ich darüber nachdachte, wurde mir plötzlich klar, dass er ein Radargerät haben musste - nur so konnte er uns hier draußen gefunden haben. Und er musste ein Echolot haben, das ihm die Navigation ermöglichte, selbst wenn er die Fahrwassertonnen aus den Augen verlor. Kurz gesagt: Die Sandra war der Autumn Gold in jeder Beziehung unterlegen. »Verdammt!«
    Die Wellen trafen uns in immer kürzeren Abständen, und ich fühlte das Formula schwerer und träger werden. Ich glaubte sogar zu sehen, dass es tiefer im Wasser lag. Das zusätzliche Gewicht machte uns langsamer und erhöhte unseren Treib stoffverbrauch. Mir war bewusst, dass Tobin uns bei so geringer Fahrt spielend überholen konnte. Ich erkannte auch, dass wir dabei waren, nicht nur die Seeschlacht, sondern auch die Schlacht gegen die See zu verlieren.
    Ich sah zu Beth hinüber. Sie schien zu spüren, dass ich sie ansah. Unsere Blicke begegneten sich, und sie sagte: »Für den Fall, dass wir kentern oder sinken, möchte ich dir sagen, dass ich dich wirklich mag.«
    »Das weiß ich«, antwortete ich lächelnd. Ernst fügte ich hinzu: »Tut mir leid, dass ich dich in die Sache hineingezogen habe. Ich hätte dich nie...«
    »Halt die Klappe und fahr zu!«
    Ich konzentrierte mich wieder aufs Steuer. Unser Boot war so langsam geworden, dass immer mehr Wasser hereinschwappte. So würde das Formula bald vollaufen, der Motorenraum würde unter Wasser stehen, Tobin würde uns einholen, und wir würden ihn diesmal nicht mehr abhängen können.
    Beth, die das Meer nach Tobin absuchte, merkte nat ürlich ebenfalls, dass wir jetzt tiefer im Wasser lagen und langsamer geworden waren. »John, das Boot läuft voll!« rief sie besorgt.
    Ich sah nochmals auf die Treibstoffanzeige. Unsere einzige Chance war, Gas zu geben und abzuwarten, was passieren

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