John Corey 01 - Goldkueste
schmuggeln?« fragte ich.
Dr. Zollner sah von seinem Mittagsmahl auf, das er mit dem Geschick eines echten Feinschmeckers vor sich arrangiert hatte.
»Wenn ich's mir recht überlege, ja. Dieser Wagen ist der einzige Gegenstand, der regelmäßig zwischen Verwaltungstrakt und Laborkomplex hin und her fährt. Aber wollte man damit etwas schmuggeln, müsste man zwei Komplizen haben: den Mann, der ihn hereinschiebt, und den Mann, der ihn abwäscht und in die Küche zurückbringt. Sehr clever gedacht, Mr. Corey.«
»Ich denke wie ein Krimineller.«
Er lachte und machte sich über seine Bouillon her. Igitt!
W ährend ich mein Jello mit Limonengeschmack löffelte, musterte ich Dr. Zollner. Ich mochte den Kerl. Er war liebenswürdig, gastfreundlich, witzig und clever. Natürlich log er wie gedruckt, aber dazu hatten ihn andere Leute gezwungen. Dr. Z. hatte seinerseits Dr. Chen präpariert, die ihre Rolle jedoch etwas zu gut gespielt hatte. Ich meine, von allen Leuten, die wir hätten befragen können, hatte Zollner uns Dr. Chen vorgesetzt, deren Arbeit nur am Rande mit dem Forschungs projekt der Gordons zusammenzuhängen schien. Und sie war uns als gute Freundin der Gordons vorgestellt worden, was nicht stimmte, weil ich ihren Namen heute zum ersten mal gehört hatte.
Hier gab es jede Menge T äuschungsmanöver, aber das war bestimmt schon immer so gewesen. »Ich glaube die Geschichte mit dem Ebola-Impfstoff nicht«, erklärte ich Zollner. »Ich weiß, was Sie verbergen und was Sie zu tarnen versuchen.«
Dr. Zollner unterbrach sein Kauen, was ihm sicher schwerfiel. Er starrte mich an.
»Hier geht's um die Außerirdischen von Roswell, stimmt's, Doc?« fragte ich. »Die Gordons wollten die Sache mit den Außerirdischen verpfeifen.«
In der Kantine wurde es ganz still, und einige der anderen Wissenschaftler sahen zu uns her über. »Das ist dieses grüne Jello-Zeug nämlich - ihre Gehirne«, behauptete ich grinsend. »Ich esse das Beweismaterial.«
Alle lächelten oder schmunzelten. Zollner musste so lachen, dass er sich fast verschluckt hätte. Fester hatte besorgt gewirkt, als ich Zweifel an der Geschichte mit dem Ebola-Impfstoff geäußert hatte, aber jetzt hatte er sich von seinem Schock erholt. Nash hatte mich weniger besorgt, aber dafür mordlüstern angefunkelt. Beth und ich wechselten einen Blick, aber ich wusste wieder einmal nicht, ob sie sich über mich ärgerte oder amüsierte. Und Max aß seelenruhig seinen Dreibohnensalat, als ginge ihn das alles nichts an.
Unser Gespr äch drehte sich wieder um den möglicherweise entwendeten Impfstoff. »Als vorhin jemand erwähnt hat, der Impfstoff sei nur mit Gold aufzuwiegen, ist mir etwas eingefallen«, sagte Dr. Z. »Einige der von den Gordons getesteten Impfstoffe waren schwach goldfarben, und ich weiß noch, dass die Gordons sie einmal als flüssiges Gold bezeichnet haben. Das ist mir etwas merkwürdig vorgekommen, weil wir hier nie von Geld oder Gewinn sprechen...«
»Natürlich nicht«, warf ich ein. »Als staatliche Einrichtung geben Sie nicht Ihr eigenes Geld aus und müssen nie Gewinn erzielen.«
Dr. Zollner lächelte. »Nicht anders als in Ihrer Branche, Sir.«
»Stimmt genau. Jedenfalls glauben wir jetzt, dass die Gordons zur Vernunft gekommen sind, keine Lust mehr hatten, für ein mageres staatliches Gehalt wissenschaftlich zu arbeiten, den Kapitalismus entdeckt haben und das Gold für sich behalten wollten.«
»Richtig«, pflichtete er bei und fügte hinzu: »Sie haben mit ihren Kollegen gesprochen, haben gesehen, woran die beiden gearbeitet haben, und können daraus nur diese eine Schlussfolgerung ziehen. Warum sind Sie weiterhin skeptisch?«
»Ich bin nicht skeptisch«, log ich. Natürlich war ich skeptisch - als New Yorker und als Cop. Aber ich wollte Dr. Zollner, Mr. Foster und Mr. Nash nicht beunruhigen, deshalb sagte ich: »Ich versuche nur, die Tatsachen richtig einzuordnen. Wie ich die Sache sehe, hat die Ermordung der Gordons entweder nichts mit ihrer Arbeit zu tun gehabt, was bedeuten würde, dass wir alle auf der falschen Spur sind, oder sie hängt doch mit ihrer Arbeit zusammen - dann wahrscheinlich mit dem Diebstahl eines Impfstoffs, der Millionen wert ist. Flüssiges Gold. Und die Gordons sind anscheinend reingelegt worden, oder sie haben versucht, ihren Partner reinzulegen, und sind ermordet worden...« Fing.
Jesus. Da war es wieder! Was...? Ich konnte es nicht sehen, aber ich konnte sein Echo h ören und seine Gegenwart spüren.
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