John Corey 01 - Goldkueste
nichts anzumerken. Nur wer genau hinsah, merkte, dass es schwer schnaufte.
»Alle Tiere in diesen Räumen sind mit Viren oder Bakterien belastet«, erklärte Zollner uns.
»Belastet?« fragte ich. »Ist das so was Ähnliches wie infiziert?«
»Ja, wir sagen belastet.«
»Und was passiert mit diesen belasteten Tieren? Sie werden krank, und irgendwann kommt es zum Atemstillstand?«
»Richtig. Sie werden krank und sterben. Manchmal töten wir sie auch, um ihr Leiden zu verkürzen. Ich glaube, dass alle, die hier arbeiten, Tierfreunde sind und nur deshalb solche Arbeit leisten können. Niemand in unserem Labor möchte, dass die Tiere unnötig leiden, aber wer schon einmal Millionen von Rindern mit Maul- und Klauenseuche gesehen hat, versteht auch, warum es notwendig ist, hier einige Dutzend Rinder zu opfern.« Er wandte sich ab. »Kommen Sie.«
Wir folgten ihm durch ein Labyrinth aus grauen Korridoren mit unzähligen solcher Schreckenskammern, in denen wir Tiere in den verschiedensten Krankheitsstadien sahen. Bald waren wir geistig und körperlich belastet, wie Dr. Z. es vermutlich ausgedrückt hätte. Mit anderen Worten: Unser Verstand war wie gelähmt, und wir hatten Blei in den Füßen. Am schlimmsten war jedoch die seelische Belastung, vorausgesetzt natürlich, man hatte eine Seele.
»Wie es den anderen geht, weiß ich nicht«, sagte ich endlich zu Dr. Zollner, »aber ich habe genug gesehen.«
Den anderen ging es genauso.
Dann hatte ich einen d ämlichen letzten Einfall. »Können wir sehen, woran die Gordons gearbeitet haben?« fragte ich. »Versuchstiere mit Affen-Ebola?«
Zollner schüttelte den Kopf. »Die sind in Zone fünf.« Er überlegte einen Augenblick. »Aber ich kann Ihnen ein Schwein mit Afrikanischem Schweinefieber zeigen - wie Ebola ein hämorrhagisches Fieber. Sehr ähnlich.«
Er führte uns in einen anderen Korridor und blieb vor der Tür mit der Nummer 1130 stehen. Nach einem Blick auf das Schild sagte er: »Dieses Tier befindet sich im Endstadium... es blutet aus... morgen früh ist es verendet... dann wird es seziert und verbrannt. Eine schreckliche Krankheit, die in manchen Teilen Afrikas fast den gesamten Schweinebestand ausgerottet hat. Bisher gibt es keinen wirksamen Impfstoff dagegen. Schweinefieber und Ebola sind wie gesagt eng verwandt.« Er winkte mich an die Tür heran. »Da, sehen Sie selbst.«
Ich sah durchs Fenster. Der Fußboden des Raums war rot gestrichen, was mich überraschte, bis ich den Grund dafür verstand. Ziemlich in der Mitte des Raums lag fast bewegungslos ein riesiges Hausschwein, das aus Maul, Rüssel und sogar den Ohren blutete. Trotz des roten Fußbodens sah ich die glänzende Blutlache um sein Hinterteil.
»Sie sehen, wie es ausblutet, ja?« fragte Zollner hinter mir. »Hämorrhagisches Fieber ist schrecklich. Die Organe werden zu Brei... Jetzt verstehen Sie, warum Ebola so gefürchtet ist.«
Ich sah den gro ßen Abfluss mitten im Fußboden, und ich sah, wie das Blut hineinfloss, und plötzlich lag ich wieder auf der West 102nd Street im Rinnstein, und mein Leben versickerte in dem verdammten Gully, und ich wusste, wie dem Schwein zumute war, während es das eigene Blut wegfließen sah und ein Rauschen in den Ohren hörte und ein Hämmern in der Brust fühlte, während der Blutdruck abfiel und das Herz den Druckabfall durch erhöhte Schlagfrequenz zu kompensieren versuchte, bis man begriff, dass es bald endgültig stillstehen würde.
Ich hörte Zollners Stimme wie aus weiter Ferne: »Mr. Corey? Mr. Corey? Bitte machen Sie Platz. Die anderen wollen auch einen Blick hineinwerfen. Mr. Corey?“
13. Kapitel
»Wir wollen nicht, dass unsere Viren und Bakterien per Anhalter aufs Festland gelangen«, sagte Dr. Zollner unnötiger weise.
Wir zogen uns aus, warfen die Kleidung und Pantoffeln in einen W äschekorb und stopften die Papierunterwäsche in einen Abfalleimer.
Ich war noch immer nicht ganz da, sondern imitierte einfach nur die anderen.
Wir folgten Dr. Z. in den Duschraum - ich, Max, Nash und Foster -, stellten uns unter die Duschen, wuschen unser Haar mit einem speziellen Shampoo und schrubbten unsere Fingern ägel mit Nagelbürsten und einem Desinfektionsmittel. Wir gurgelten alle mit scheußlich schmeckendem Mundwasser, spülten mit Wasser nach und spuckten aus. Ich seifte mich immer wieder ein, bis Zollner sagte: »So, das reicht. Sonst kriegen Sie eine Lungenentzündung und sterben.« Er lachte.
Ich trocknete mich mit dem bereitliegenden
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