John Corey 01 - Goldkueste
Männchen mit Gammastrahlen und werfen sie über Mittelamerika aus Flugzeugen ab. Paart das Männchen sich dann mit einem Weibchen, bleibt der Nachwuchs aus. Clever, nicht wahr?«
»Aber wird das Weibchen befriedigt?« musste ich fragen.
»Anscheinend«, antwortete Zollner. »Sie paart sich jedenfalls nie wieder.«
»Das könnte man auch anders sehen«, warf Beth ein.
Dr. Zollner lachte. »Ja. Da gibt's auch einen weiblichen Standpunkt.«
Nun durften wir uns alle solche Fliegenlarven unter einem Mikroskop ansehen. Widerwärtig.
Und dann besichtigten wir weitere Labors, aber auch Räume, in denen grässliche Mikroben und Parasiten gezüchtet und aufbewahrt wurden, und alle möglichen Einrichtungen, deren Zweck und Funktion ich nur andeutungsweise verstand.
Ich dachte mehrmals daran, dass meine Freunde Tom und Judy tagtäglich auf diesen Korridoren unterwegs gewesen waren und viele dieser Räume betreten hatten. Und trotzdem hatten sie wegen ihrer Arbeit nie besorgt oder deprimiert gewirkt. Zumindest habe ich nichts bemerkt.
»So, das war Zone drei«, erklärte Dr. Z. uns schließlich. »Ich muss Sie jetzt nochmals fragen, ob Sie weitergehen möchten. In Zone vier ist die Ansteckungsgefahr am größten - sogar höher als in Zone fünf, wo man ständig Schutzanzug und Atemmaske trägt und die Räume häufig entkontaminiert werden. In Zone fünf gibt es sogar eigene Duschen. Aber in Zone vier können Sie die Stallungen, die kranken und ver endeten Tiere, die Sezierräume und die Verbrennungsanlage besichtigen, wenn Sie wollen. Und obwohl wir hier klinisch nur mit Tierkrankheiten arbeiten, kann die Umgebungsluft auch andere Krankheitserreger enthalten.«
»Bekommen wir Gesichtsmasken?« fragte Max.
»Wenn Sie wollen.« Er sah sich um. »Also gut, folgen Sie mir.«
Wir gingen zu einer weiteren roten Tür mit dem Gefahrensymbol für ansteckende Substanzen und der Aufschrift Zone vier. Jemand hatte dort einen besonders gruseligen Aufkleber mit Totenkopf und gekreuzten Knochen angebracht - der Kopf war gespalten, und aus einer der Augenhöhlen ragte eine Schlange. Und aus dem grinsenden Mund kroch eine Spinne. »Soviel ich weiß, hat Tom dieses scheußliche Ding hin geklebt«, sagte Dr. Zollner. »Die Gordons haben immer versucht, hier eine heitere Note hereinzubringen.«
»Richtig.« Bis sie ermordet wurden.
Unser Gastgeber öffnete die rote Tür, und wir betraten eine Art Vorraum. Auf einem kleinen Edel stahl wagen standen zwei Schachteln mit Latexhandschuhen und Papiermasken. »Wer möchte, kann sich hier bedienen«, sagte Dr. Z., indem er auf die Schachteln deutete.
Das war ungef ähr so, als hätte er gesagt, Fallschirme oder Schwimmwesten würden auf Wunsch ausgegeben. Ich meine, entweder braucht man die verdammten Dinger oder nicht.
Zollner verdeutlichte sein Angebot. »Vorgeschrieben sind Handschuhe und Masken nicht. Wir duschen ohnehin, bevor wir das Labor verlassen. Ich persönlich benutze das Zeug nie. Mir ist's zu lästig. Aber Ihnen ist damit vielleicht wohl er.«
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er uns herausfordern wollte, so, als sage ein Junge zu einem Gleichaltrigen: »Ich nehme immer die Abkürzung über den Friedhof, aber wenn du lieber den weiten Umweg machst, ist's mir auch recht, Feigling.«
»Das Labor kann auch nicht unsauberer als mein Bad sein«, meinte ich.
Dr. Zollner l ächelte. »Es ist bestimmt viel sauberer.«
Da offenbar niemand als Feigling gelten wollte, blieben die Handschuhe und Gesichtsmasken unbenutzt. Wir traten durch die zweite rote T ür und fanden uns wie in den Laborzonen eins bis drei in einem betongrauen Korridor wieder. Hier waren die T üren jedoch breiter und wiesen alle einen langen Schließhebel auf. »Das sind luftdichte Türen«, erklärte Zollner uns.
Mir fiel außerdem auf, dass jede Tür ein kleines Beobachtungsfenster aufwies und neben jeder ein Schreibbrett an der Wand hing.
Dr. Zollner f ührte uns zur nächsten Tür. »Alle diese Räume sind Tierställe, und jede Tür hat ein Beobachtungsfenster. Was dahinter zu sehen ist, kann Bestürzung oder sogar Übelkeit hervorrufen.« Er warf einen Blick auf das Schild neben der Tür. »Afrikanisches Pferdefieber...« Nach einem Blick durchs Fenster sagte er: »Dem geht's nicht schlecht. Nur ein bisschen schlapp. Werfen Sie ruhig einen Blick hinein.«
Wir betrachteten nacheinander den prächtigen Rappen in dem winzigen Raum, der an eine Gefängniszelle erinnerte. Auf den ersten Blick war dem Pferd
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