John Corey 01 - Goldkueste
etwas fragen: Um dieses ganze Zeug studieren zu können, müssen Sie die Erreger in Massen produzieren, nicht wahr?«
»Ja, aber ich kann Ihnen versichern, dass unsere Kapazitäten nicht für eine Großproduktion für militärische Zwecke ausreichen, falls Sie darauf hinauswollen.«
»Ich will auf willkürliche Terrorakte hinaus«, sagte ich. »Würde Ihre Produktion dafür ausreichen?«
Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
»Schon wieder dieses Wort, Doc.«
»Also gut, für einen Terroranschlag ausreichend.«
»Stimmt es«, fragte ich, »dass eine Kaffeebüchse voller Milzbranderreger, die um Manhattan Island herum in die Luft freigesetzt werden, ausreichen würde, um zweihunderttausend Menschen umzubringen?«
Zollner überlegte kurz, dann antwortete er. »Das wäre möglich. Wer weiß? Vieles hängt von der Windrichtung ab. Ist es Sommer? Ist es Mittagszeit?«
»Nehmen wir mal an, es wäre morgen- im abendlichen Berufsverkehr.«
»Also gut... zweihunderttausend. Dreihunderttausend. Eine Million. Das spielt keine Rolle, weil niemand die Folgen abschätzen kann und niemand eine Kaffeebüchse voller Milzbranderreger hat. Das kann ich Ihnen versichern. Darauf ist bei unserer Inventur besonders geachtet worden. «
»Das ist erfreulich. Aber auf anderes ist wohl weniger geachtet worden?«
»Wie ich Ihnen schon erklärt habe, fehlt schlimmstenfalls ein Antivirus-Impfstoff Daran haben die Gordons gearbeitet. Sie werden sehen, dass Sie morgen früh lebend aufwachen. Und übermorgen und am Tag danach auch. Aber in sechs bis sieben Monaten bringt irgendein Pharmakonzern einen Ebola-Impfstoff auf den Markt, von dem die Weltgesundheitsorganisation als Anfangsausstattung zweihundert Millionen Dosen kauft, und wenn Sie herausbekommen, wer daran am meisten verdient hat, haben Sie Ihren Mörder.«
Danach herrschte sekundenlanges Schweigen, bis Max sagte: »Sie sind eingestellt, Doktor.«
Alle lächelten oder schmunzelten. Tatsächlich wollten wir das glauben, wir glaubten es und waren so erleichtert, dass wir fast über dem Boden schwebten. Zollners frohe Botschaft hatte uns schwindlig gemacht, und wir waren so glücklich darüber, dass wir nun doch nicht mit Lassafieber oder dergleichen im Endstadium aufwachen würden, dass wir uns weniger auf unseren Fall konzentrierten als zuvor. Außer mir.
Jedenfalls zeigte der gute Doktor uns alle m öglichen Räume und sprach über Diagnosen und Impfstoffproduktion, über die Erforschung von Antikörpern, Gentechnik, durch Zecken übertragene Viren und so weiter. Alles ziemlich verwirrend.
Man musste schon ein bisschen komisch sein, um sich für diese Arbeit zu begeistern, sagte ich mir, und die Gordons, die ich für normale Leute gehalten hatte, mussten im Vergleich zu ihren Kollegen wie Paradiesvögel gewirkt haben. Als ich Zollner darauf ansprach, bestätigte er meine Vermutung: »Ja, meine Wissenschaftler sind ziemlich introvertiert - wie die meisten Wissenschaftler. Kennen Sie den Unterschied zwischen einem introvertierten Biologen und einem extro vertierten?“
»Nein.«
»Ein extrovertierter Biologe starrt Ihre Schuhe an, während er mit Ihnen redet.« Dr. Zollner lachte herzhaft über seinen kleinen Scherz, und auch ich rang mir ein Grinsen ab. Schließlich war das hier sein Laden.
Jedenfalls konnten wir die R äume besichtigen, in denen am Forschungsprojekt der Gordons gearbeitet worden war, und bekamen auch das Labor der beiden zu sehen.
Im kleinen Labor der Gordons sagte Dr. Zollner: »Als Projektleiter sind die Gordons hauptsächlich koordinierend tätig gewesen, aber sie haben hier auch selbst geforscht.«
»Außer ihnen hat hier niemand gearbeitet?« fragte Beth.
»Nun, sie haben natürlich Assistenten gehabt, aber dieses Labor ist das Privatreich der Doktores Gordon gewesen. Logischerweise bin ich heute Morgen eine Stunde hier drinnen gewesen, um nach verdächtigem Material zu suchen, aber sie haben natürlich nichts Belastendes zurückgelassen.«
Ich nickte. Irgendwann mochte es hier Belastungsmaterial gegeben haben, aber falls die Gordons ihr Geheimprojekt gestern abgeschlossen und ihre Forschungsergebnisse hinaus geschmuggelt hatten, hatten sie dieses Labor gestern Morgen oder vorgestern h öchstwahrscheinlich auch gesäubert. Aber das setzte voraus, dass ich diese ganze Geschichte mit dem Ebola- Impfstoff glaubte, und da war ich mir nicht so sicher.
»Es ist nicht gestattet«, erklärte Beth Dr. Zollner, »den Arbeitsplatz von Ermordeten zu
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