John Corey 01 - Goldkueste
wäre am liebsten zu den Festungsanlagen zurück gefahren, um die unterirdischen Gänge zu erkunden, aber ich wusste, dass dieser Vorschlag eine Meuterei ausgelöst hätte. Und ich hätte ehrlich gesagt keinen weiteren Treck um die Insel durchgestanden.
»Wir warten auf unseren Boss«, erklärte ich Zollner. »Ohne sie können wir nichts entscheiden.«
Dr. Z. nickte l ächelnd.
Meiner Meinung nach war Zollner erstaunlich gelassen - angesichts des Umstands, dass fremde Leute die Sicherheits maßnahmen auf der Insel und im Labor in Frage stellten und zwei seiner Starwissenschaftler etwas gestohlen haben sollten. Aber natürlich brauchte Zollner sich keine Sorgen zu machen, weil es bereits einen Deal mit den zuständigen Stellen gab: Er spielte bei ihrem Vertuschungsmanöver mit, und sie versuchten dafür nicht, ihm irgendein Verschulden nachzuweisen. Außerdem war es möglich, dass Dr. Z. die Gordons ermordet hatte oder wusste, wer der oder die Täter waren. Aus meiner Sicht war jeder verdächtig, der die Gordons gut gekannt hatte.
Beth trat aus dem Umkleideraum. Nachdem sie am Empfang ihren Ausweis umgetauscht hatte, wiederholte Dr. Zollner sein Angebot.
Sie sah uns an und sagte: »Ich habe genug gesehen - außer jemand möchte noch die Kasematten oder irgendwas anderes besichtigen.«
Wir sch üttelten alle den Kopf.
Beth erklärte Zollner: »Wir behalten uns das Recht vor, jederzeit auf die Insel zur ückzukommen, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.«
»Von mir aus jederzeit«, meinte er, fügte jedoch hinzu: »Aber darüber habe nicht ich zu entscheiden.«
Draußen wurde gehupt. Durch die Glastür sah ich, wie einige Mitarbeiter in einen weißen Bus stiegen.
»Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie nicht zur Fähre begleite«, sagte Dr. Zollner. Er schüttelte jedem die Hand und verabschiedete uns freundlich, ohne sich anmerken zu lassen, wie froh er war, uns loszuwerden. Ein echter Gentleman eben.
Wir traten in das helle Sonnenlicht hinaus, und ich atmete mehrmals tief durch, bevor ich in den Bus stieg. Der Fahrer, einer von Stevens' Leuten, war vermutlich gleichzeitig unser Aufpasser.
Mit uns im Bus sa ßen nur sechs Angestellte, von denen ich keinen von unserer Besichtigung wiedererkannte.
Die Fahrt zum Hafen dauerte f ünf Minuten.
Dort angekommen, stiegen wir alle aus und gingen an Bord des blau-wei ßen Fährschiffs The Plum Runner, das umgehend ablegte.
Wir fünf blieben zunächst stehen und schwatzten mit einander. Ein Besatzungsmitglied, ein von Wind und Wetter gegerbter alter Gent, trat auf uns zu und bat um die Fahrkarten. »Na, wie hat Ihnen die Insel des Dr. Moreau gefallen?« fragte er dabei.
Diese literarische Anspielung aus dem Mund eines alten Seeb ären verblüffte mich. Wir plauderten ein Weilchen und erfuhren, dass er Pete hieß und dass ihm die Sache mit den Gordons verdammt naheging.
Dann entschuldigte er sich und stieg zum Oberdeck und zur Brücke hinauf. Ich folgte ihm. Bevor er die Tür zur Kommandobrücke öffnete, fragte ich: »Haben Sie 'ne Minute Zeit für mich?«
»Klar.“
»Haben Sie die Gordons gekannt?«
»Klar doch. Wir sind zwei Jahre lang gemeinsam auf diesem Schiff gefahren.«
»Ich habe gehört, die beiden seien häufig mit ihrem eigenen Boot gefahren.«
»Manchmal. Schönes neues Formula 303. Zwei Mercury- Außenborder. Verdammt schnelles Boot.«
Zeit für eine direkte Frage. »Halten Sie's für möglich, dass die beiden damit Drogen geschmuggelt haben?« erkundigte ich mich.
»Drogen! Teufel, nein. Sie hätten keine Insel, erst recht kein Drogenschiff gefunden.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich hab' manchmal mit ihnen über Boote geredet. Von Navigation hatten die beiden keinen blassen Schimmer. Nicht mal ein Navigationssystem haben sie an Bord gehabt. Sie wissen, was ich meine?«
»Richtig.« Jetzt, wo Pete davon sprach, fiel mir ein, dass ich nie einen GPS-Empfänger an Bord gesehen hatte. Aber als Drogenschmuggler brauchte man ein Gerät zur Satellitennavigation. »Vielleicht haben die Gordons Sie verkohlt«, meinte ich. »Vielleicht sind sie die besten Navigatoren seit Magellan gewesen.«
»Seit wem?«
»Warum glauben Sie, dass sie nicht navigieren konnten?«
»Ich hab' versucht, sie für den Power Squadron -Kurs anzuwerben. Sie wissen, was ich meine? Hat sie nicht interessiert.«
Pete war ein biss chen begriffsstutzig. Ich nahm einen neuen Anlauf. »Vielleicht haben sie bloß so getan, als könnten sie nicht navigieren. Damit niemand
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