John Corey 01 - Goldkueste
ist.«
»Genau - eine plausible Lüge.«
»Was haben wir noch?«
»Nun«, antwortete ich, »zum Beispiel den Band mit den Seekarten. Ich wüsste gern, was die Zahl 44106818 bedeutet.«
»Hmmm. Und was ist mit den Ausgrabungen auf Plum Island?« fragte sie.
»Das war wirklich eine Überraschung, die alle möglichen Fragen aufwirft.«
»Warum hat Paul Stevens uns davon erzählt?«
»Weil wir früher oder später sowieso davon erfahren hätten.«
»Richtig. Was bedeutet dieses Interesse für Ausgrabungen?«
»Keine Ahnung. Aber die Ausgrabungen hatten nichts mit Archäologie zu tun. Sie waren nichts als Tarnung, um den Gordons einen Grund zu liefern, auch abgelegene Stellen der Insel aufzusuchen.«
»Oder sie sind bedeutungslos«, warf Beth ein.
»Kann sein. Und dann haben wir die rote Tonerde, die ich an den Schuhsohlen der Gordons und auf der Insel gesehen habe. Zwischen Hafen und Labor gibt's keine Stelle, wo man in weiche rote Tonerde treten könnte.«
Beth nickte, dann fragte sie: »Sie haben etwas von dieser Erde mitgehen lassen, stimmt's?“
»Ja. Aber während wir mit Dr. Z. unterwegs waren, war jemand so freundlich, meine Shorts zu waschen.«
»Ich fordere Bodenproben an«, entschied sie. »Meinetwegen können sie die Proben vorher entkontaminieren.« Sie musterte mich streng. »Wie ich sehe, bevorzugen Sie die direkte Methode, indem Sie Kontoauszüge mitgehen lassen, staatliches Erdreich stehlen oder was weiß ich noch alles anstellen. Sie sollten lernen, vorschriftsmäßig zu ermitteln, Detective Corey. Ihre Methode bringt Sie irgendwann in Schwierigkeiten, und ich denke nicht daran, mich für Sie einzusetzen.«
»Klar täten Sie das. Bei gewöhnlichen Morden verstehe ich mich ziemlich gut auf Beweissicherung, Rechte von Tatverdächtigen und den ganzen Mist. Aber da wir's hier vielleicht mit der Mutter aller Seuchen zu tun haben, habe ich das Verfahren ein bisschen abgekürzt. Rette ich damit den Planeten, bin ich ein Held.«
»Sie halten sich an die Vorschriften, verstanden? Sie tun nichts, was eine Anklageerhebung oder Verurteilung gefährden könnte. Kapiert?«
»Hey, wir haben noch nicht mal 'nen Verdächtigen, und Sie sind schon vor Gericht.«
»So führe ich eben meine Ermittlungen.«
»Ich glaube, ich habe getan, was ich konnte«, erklärte ich. »Ich trete von meiner Position als Mordfallberater zurück.«
»Schmollen passt nicht zu Ihnen.« Nach kurzem Zögern sagte sie: »Ich möchte, dass Sie weitermachen. Vielleicht kann ich tatsächlich etwas von Ihnen lernen.«
Wir sahen einander nochmals an, und wieder l ächelten wir. Das war albern. Ich meine, echt schwachsinnig. Ich kam mir vor wie ein Idiot. Aber sie war wirklich eine Schönheit... Ich mochte ihre Stimme, ihr Lächeln, ihr in der Sonne leuchtendes kupferrotes Haar, ihre Bewegungen, ihre Hände...
»Welches wertlose Grundstück?« fragte sie schließlich.
»Ha...? Oh, richtig, das der Gordons.« Ich erzählte von dem bestätigten Scheck und meinem Anruf bei Margaret Wiley. »Ich bin kein Junge vom Land«, schloss ich, »aber ich glaube nicht, dass Leute, die nicht viel Geld haben, fünfundzwanzig Riesen ausgeben, nur um eigene Bäume zu haben, die sie umarmen können.«
»Eigenartig«, stimmte Beth zu, »aber Grundbesitz hat oft auch eine emotionale Komponente. Ich kenne ein Beispiel dafür in meiner eigenen Familie.«
»Seltsam finde ich auch, dass die Gordons mir nie von ihrem Grundstück erzählt haben, auch nicht von ihren Ausgrabungen. Darüber sollten wir nachdenken.«
»Danke, Detective Corey.«
»Oh, ich will Sie nicht belehren«, sagte ich rasch, »aber ich bin Dozent am John Jay, deshalb habe ich manchmal diesen belehrenden Ton am Leib.«
Sie musterte mich prüfend. »Ich weiß nie, ob Sie mich auf den Arm nehmen oder nicht.«
Tatsächlich wollte ich nicht nur das, aber ich verdrängte diesen Gedanken und sagte: »Ich bin wirklich Dozent am John Jay.« Das John Jay College of Criminal Justice in Manhattan ist eines der besten Colleges seiner Art in Amerika, aber ich vermutete, dass Beth sich John Corey einfach nicht als Dozent vorstellen konnte.
»Was lehren Sie dort?«
»Nun, natürlich nicht Beweissicherung, Rechte von Tatverdächtigen und diesen Kram.«
»Natürlich nicht.«
»Ich lehre praktische Ermittlungsarbeit in Mordfällen. Jeden Freitagabend. Das sind höchst spannende Krimiabende. Sie sollten mal rein hören, falls ich jemals wieder damit anfange. Möglicherweise ab
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