John Corey 01 - Goldkueste
man zusammenarbeitet, nicht trauen darf.« Dann wechselte sie das Thema. »Ist Ihnen vorhin im Labor nicht gut gewesen?«
»Mir geht's ausgezeichnet.«
»Sie sollten sich mehr schonen.«
Ich ging nicht darauf ein und sagte: »Nashs Pimmel ist winzig.«
»Danke, dass Sie mir das mitgeteilt haben.«
»Nun, ich wollte's Ihnen bloß sagen, weil ich gesehen habe, dass Sie sich für ihn interessieren, und ich wollte nicht, dass Sie Ihre Zeit mit einem Kerl vergeuden, der 'nen dritten kleinen Finger zwischen den Beinen hat.“
»Sehr freundlich von Ihnen. Warum kümmern Sie sich nicht um Ihren eigenen Kram?«
»Okay.«
Draußen im Gatt wurde die See etwas bewegter, so dass ich mich an der Reling festhielt. Mein Blick ruhte auf Beth, die mit geschlossenen Augen und zurückgelegtem Kopf ein paar UV- Strahlen einfing. Wie ich vermutlich schon erwähnt habe, hatte sie eines dieser Gesichter, die gleichzeitig unschuldig und sinnlich wirken. Sie war wie gesagt Anfang Dreißig und geschieden. Ich fragte mich, ob ihr Ehemaliger ein Cop gewesen war, oder ob er ihren Beruf gehasst hatte oder welche Probleme es sonst gegeben haben mochte. Leute in ihrem Alter hatten einiges, was sie mit sich herumschleppten; Leute in meinem Alter haben ein ganzes Lagerhaus voller Schrankkoffer.
Ohne die Augen zu öffnen, fragte sie: »Was würden Sie tun, wenn Sie wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig pensioniert würden?«
»Weiß ich nicht.« Ich überlegte. »Max würde mich einstellen.«
»Ich glaube nicht, dass man im Vorruhestand Polizeibeamter sein kann. Was meinen Sie?«
»Vermutlich nicht. Ich weiß nicht, was ich tun würde. Manhattan ist teuer. Dort wohne ich jetzt. Wahrscheinlich müsste ich umziehen. Vielleicht auf die North Fork.«
»Was würden Sie hier draußen machen?«
»Wein anbauen.«
»Trauben. Man baut Trauben an und macht Wein daraus.«
»Richtig.«
Sie öffnete ihre blaugrünen Augen und sah mich an. Unsere Blicke begegneten sich: suchend, forschend, duchdringend und so weiter. Dann schloss sie wieder die Augen.
Nach zirka einer Minute öffnete Beth die Augen wieder und fragte: »Warum glauben wir nicht, dass die Gordons einen Wunderimpfstoff gestohlen haben, um damit reich zu werden?«
»Weil das zu viele Fragen aufwirft. Was ist zum Beispiel mit dem Motorboot? Man braucht kein Rennboot für hunderttausend Dollar, um ein einziges Reagenzglas mit goldenem Impfstoff zu transportieren. Richtig?«
»Vielleicht haben sie gewusst, dass sie den Impfstoff stehlen würden. Also haben sie gewusst, dass sie sich dieses Boot würden leisten können, und schon vorher ihren Spaß daran gehabt. Wann haben sie das Boot gekauft?«
»Letztes Jahr im April«, antwortete ich. »Rechtzeitig vor Saisonbeginn. Zehntausend Dollar Anzahlung, den Rest auf Raten.«
»Okay, was für Gründe haben wir noch, die von Plum Island verbreitete Version nicht zu glauben?«
»Nun, wozu hätten die Käufer dieses Impfstoffs zwei Menschen ermorden müssen? Das wäre unklug gewesen, weil der oder die Täter nicht wissen konnten, was die Gordons in ihrer Aluminiumkiste mitgebracht hatten.«
»Was die Morde betrifft«, sagte Beth, »wissen wir beide, dass Menschen oft wegen Kleinigkeiten umgebracht werden. Und was den Inhalt der Kiste betrifft... was wäre, wenn die Gordons auf Plum Island einen Komplizen gehabt hätten, der den Impfstoff an Bord gebracht hat? Danach ruft der Komplize den oder die wartenden Täter an und meldet, dass die Ware unterwegs ist. Dieser Komplize könnte Paul Stevens gewesen sein. Oder Dr. Zollner. Oder Dr. Chen. Oder Kenneth Gibbs. Oder jeder andere auf der Insel.«
»Okay... darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen.«
»Was spricht noch dagegen?« fragte sie.
»Nun, ich bin kein Geopolitiker, aber Ebola ist ziemlich selten, und die Idee, die Weltgesundheitsorganisation oder die betroffenen afrikanischen Staaten könnten den Impfstoff in gro ßen Mengen bestellen, kommt mir abwegig vor. In Afrika sterben Millionen Menschen an heilbaren Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose, weil keiner zweihundert Millionen Dosen was auch immer für sie kauft.«
»Richtig. Aber wir verstehen nichts vom Handel mit Medikamenten, ob sie nun gestohlen, auf dem Schwarzmarkt gehandelt, illegal hergestellt oder sonst was werden.«
»Okay, aber wir sind uns doch einig, dass diese Story mit dem Impfstoffdiebstahl unglaubwürdig klingt?«
»Nein«, widersprach Beth. »Sie klingt plausibel. Ich spüre nur, dass es eine Lüge
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