John Corey 03 - Nachtflug
die tiefblauen Augen und die elfenbeinzarte Haut auf. Sehr wohlgeformt. Sie trainiert viel in einem örtlichen Fitnessclub und geht zu Kursen, die sich Bikram-Yoga, Spin, Step und Kickboxen nennen, was sie manchmal in unserer Wohnung übt und dabei auf meinen Unterleib zielt, ohne wirklich zuzutreten, auch wenn immer die Möglichkeit besteht. Sie ist versessen auf körperliche Fitness, während ich darauf versessen bin, mit meiner 9mm Glock am Schießstand herumzuballern. Ich könnte eine lange Liste von Sachen aufstellen, die wir nicht gemein haben - Musik, Essen, die Einstellung zur Arbeit, die Position des Klodeckels und so weiter und so fort -, aber aus irgendeinem Grund, den ich selbst nicht begreife, lieben wir uns.
Ich wandte mich wieder dem vorherigen Thema zu und sagte: »Je mehr du mir über Flug 800 erzählt, desto eher findest du deinen inneren Frieden.«
»Ich habe dir schon alles erzählt, was ich weiß. Lass das Thema bitte sein.«
»Ich kann nicht gegen dich aussagen. Ich bin dein Mann. So lautet das Gesetz.«
»Nein, tut es nicht. Wir reden später darüber. Der Wagen könnte verwanzt sein.“
»Dieses Auto ist nicht verwanzt.«
»Du könntest ein Mikro tragen«, sagte sie. »Ich muss dich nachher erst einer Leibesvisitation unterziehen.«
»Okay.«
Wir lachten beide. Ha ha. Ende der Debatte.
Eigentlich hatte ich weder ein persönliches noch ein berufliches Interesse an Flug 800, jedenfalls nicht mehr als jeder andere normale Mensch, der diesen ebenso tragischen wie eigenartigen Unglücksfall in den Nachrichten verfolgt hatte. Der Fall war von Anfang an voller Widersprüche und Ungereimtheiten gewesen, weshalb er auch noch fünf Jahre später ein heißes Thema von hohem Nachrichtenwert war.
Erst zwei Abende zuvor hatte Kate mehrere Nachrichtensendungen eingeschaltet, um die Geschichte einer Gruppe zu verfolgen, die sich FIRO nannte - Flight 800 Independent Researchers Organisation (Unabhängige Recherche-Organisation zu Flug 800) - und soeben einige neue Erkenntnisse veröffentlicht hatte, die sich nicht mit den offiziellen Schlussfolgerungen der Regierung deckten.
Die Gruppe bestand größtenteils aus vertrauenswürdigen Leuten, die für diverse Zivilbehörden an der Untersuchung des Unglücks mitgewirkt hatten, sowie aus Freunden und Angehörigen der toten Passagiere und Besatzungsmitglieder. Dazu kamen natürlich die üblichen Spinner mit ihren Verschwörungstheorien.
FIRO machte der Regierung im Wesentlichen das Leben schwer, was mir natürlich zutiefst zusagte.
Außerdem waren sie mediengewandt, deshalb hatte FIRO anlässlich des fünften Jahrestags Interviews mit acht Augenzeugen des Absturzes aufgezeichnet, und einige davon hatte ich zwei Abende zuvor mit meiner zappenden Gemahlin im Fernsehen gesehen. Diese Zeugen legten sehr überzeugend dar, dass TWA-Flug 800 von einer Rakete vom Himmel geholt worden war. Von Seiten der Regierung gab man keinen Kommentar dazu ab, erinnerte aber alle daran, dass der Fall gelöst und abgeschlossen war. Ein technischer Defekt. Ende der Geschichte.
Ich fuhr weiter gen Süden, zum Atlantischen Ozean. Es war kurz nach 19 Uhr, und der Gedenkgottesdienst fing Kate zufolge um 19.30 Uhr an und endete um 20.31 Uhr, dem Zeitpunkt des Absturzes.
»Hast du jemanden gekannt, der umgekommen ist?« fragte ich Kate.
»Nein.« Im nächsten Moment fügte sie hinzu: »Aber ich habe einige Angehörige kennengelernt.«
»Aha.« Kate Mayfield hält, soweit ich das nach einjähriger Ehe beurteilen kann, ihren Beruf und ihre persönliche Meinung streng voneinander getrennt. Daher war nicht ganz nachvollziehbar, dass sie einen halben Tag FA nahm - was im FBI-Jargon Freizeitanspruch heißt und von jedem anderen als Urlaub bezeichnet wird -, um an einem Gedenkgottesdienst für Leute teilzunehmen, die sie nicht kannte.
Kate kapierte, worauf ich mit meiner Frage und meinem Schweigen hinauswollte, und sagte: »Manchmal muss ich mir ein bisschen menschlich vorkommen. Dieser Job ... manchmal ist es tröstlich festzustellen, dass das, was man für eine Übeltat hielt, einfach ein tragischer Unglücksfall war.«
»Richtig.«
Ich will nicht behaupten, dass ich an diesem Punkt immer neugieriger auf diesen Fall wurde, aber da ich meine Brötchen größtenteils mit Herumschnüffeln verdient habe, nahm ich mir vor, einen gewissen Dick Kearns anzurufen.
Dick war ein Polizist bei der New Yorker Mordkommission, mit dem ich jahrelang zusammengearbeitet hatte, bevor er beim NYPD
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