John Corey 03 - Nachtflug
Besatzungsmitglieder dort, wo der Suchscheinwerfer die Wogen anstrahlte, Kränze ins Wasser.
Manche Familienmitglieder knieten nieder, andere wateten ins Wasser und fast alle warfen Blumen in die Brandung. Menschen schlössen einander in die Arme.
Einfühlungsvermögen und Empfindsamkeit sind nicht gerade meine Stärken, aber der Anblick dieser Menschen, die gemeinsam trauerten und sich gegenseitig Trost spendeten, drang durch meine von Todeserfahrung gehärtete Hülle wie die warme Meeresbrise durch eine Fliegendrahttür.
Kleine Menschengruppen zogen vom Strand weg, und Kate und ich gingen zum Zelt zurück.
Ich entdeckte Bürgermeister Rudy Giuliani und eine Horde Lokalpolitiker und Amtsträger aus New York, die wegen der Reporter, die sie umschwärmten und um eine zitierbare Stellungnahme baten, leicht zu erkennen waren. Ich hörte, wie ein Reporter Rudy fragte: »Herr Bürgermeister, sind Sie immer noch der Meinung, dass es ein Terrorakt war?«, worauf Mr. Giuliani erwiderte: »Kein Kommentar.“
Kate sah ein Paar, das sie kannte, entschuldigte sich und ging hin, um mit den beiden zu sprechen.
Ich stand auf dem Plankenweg in der Nähe des Zeltes und betrachtete die Menschen, die allmählich vom Strand zurückkehrten, wo immer noch die Kerzen brannten. Der Helikopter und das Boot waren verschwunden, aber ein paar Leute blieben noch am Strand, und manche standen nach wie vor im Wasser und schauten hinaus auf die See. Andere standen in kleinen Gruppen beisammen, redeten miteinander, umarmten sich und weinten. Diesen Menschen fiel es offenkundig schwer, diesen Ort zu verlassen, der so nahe an der Stelle lag, wo ihre Angehörigen vom sommerlichen Himmel in den herrlichen Ozean gestürzt waren.
Ich war mir nicht ganz sicher, warum ich hier war, aber durch diese Erfahrung war diese fünf Jahre zurückliegende Tragödie für mich zweifellos weniger theoretisch und wesentlich realer geworden. Und das, nehme ich an, war der Grund, weshalb Kate mich mitgenommen hatte; das hier war ein Teil ihrer Vergangenheit, und sie wollte, dass ich diese Seite von ihr verstand. Es sei denn, sie hatte etwas anderes im Sinn.
Im Alltag ist Kate Mayfield etwa genauso gefühlsbetont wie ich, also nicht allzu sehr. Aber diese Tragödie war ihr offensichtlich persönlich nahegegangen, und sie hatte sie, wie ich vermutete, beruflich gefrustet. Sie wie alle anderen hier wusste nicht, ob sie um die Opfer eines Unglücks oder eines Massenmordes trauerte. In dieser kurzen Feierstunde spielte es vielleicht keine Rolle; aber letztendlich spielte es doch eine Rolle, für die Lebenden wie für die Toten. Und auch für dieses Volk.
Während ich auf Kate wartete, kam ein Mann mittleren Alters, der eine legere Hose mit passendem Hemd trug, auf mich zu.
»John Corey«, sagte er, und es war keine Frage.
»Nein«, erwiderte ich, »Sie sind nicht John Corey. Ich bin John Corey.«
»Das habe ich doch gemeint.« Ohne mir die Hand zum Gruß zu bieten, sagte er zu mir: »Ich bin Special Agent Liam Griffith. Wir arbeiten im gleichen Laden.«
Er kam mir bekannt vor, aber im Grunde genommen sehen für mich alle FBI-Agenten gleich aus, selbst die Frauen.
»Was führt Sie hierher?« fragte er mich.
»Was führt Sie hierher, Liam?«
»Ich habe zuerst gefragt.«
»Ist das eine dienstliche Frage?«
Mr. Griffith erkannte eine kleine verbale Falle auf Anhieb. »Ich bin als Privatmann hier«, erwiderte er.
»Ich auch.«
Er blickte sich um und sagte dann zu mir: »Ich nehme an, Sie sind mit Ihrer Frau hier.«
»Gut geraten.«
Wir schwiegen beide eine Weile und starrten uns an. Ich liebe diese Macho-Wettkämpfe im gegenseitigen Anglotzen, und ich bin gut darin.
Zu guter Letzt sagte er: »Ihre Frau war, wie sie Ihnen erzählt haben dürfte, nie ganz zufrieden mit der abschließenden Erklärung zu diesem Fall.«
Ich erwiderte nichts.
»Die Regierung ist damit zufrieden«, fuhr er fort. »Sie - und auch Sie - sind für die Regierung tätig.« »Danke für den heißen Tipp.«
Er schaute mich an und sagte: »Manchmal muss man auch auf das Selbstverständliche verweisen.«
»Ist Englisch Ihre erste Fremdsprache?“
»Okay, lassen Sie sich eins gesagt sein - der Fall ist abgeschlossen. Es genügt, wenn private Gruppen und Individuen Ergebnisse der Regierung in Frage stellen. Das ist ihr gutes Recht. Aber Sie, ich und Ihre Frau - wir alle in Diensten der Bundespolizei - dürfen denjenigen keinen Glauben schenken, die andere und möglicherweise sogar
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