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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Tillery
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besuchte er auch einen anderen Beatle in dessen Zuhause. Teils schreckte ihn die Aussicht, von Fans nicht in Ruhe gelassen zu werden, teils war dieser Lebenswandel das Resultat der ihm eigenen Trägheit. Er schlief gern lange, häufig bis in den späten Nachmittag, und eine zügellose Lebensweise wie auch sein Hang zu jenem fetten Essen, das er in Liverpool von klein auf gewöhnt gewesen war, führten zu einer merklichen Gewichtszunahme. (Später nannte er jene Zeit »meine Phase als fetter Elvis«.)
    Pete Shotton, der den Kontakt zu ihm stets aufrechterhalten und manches Wochenende, häufig auch ganze Wochen in Kenwood verbracht hat, erlebte mit, wie der Freund sich zunehmend isolierte und, damit einhergehend, ein immer stärker introvertiertes Verhalten an den Tag legte. Ihm gegenüber bekannte Lennon einst: »Je mehr ich habe, je mehr ich zu sehen bekomme und je mehr ich an Erfahrung gewinne, umso gründlicher verunsichert fühle ich mich in der Frage, wer ich eigentlich bin und worauf es im Leben, verdammt noch mal, wirklich ankommt.« Auf der Suche nach Orientierung – oder immerhin nach einer Art Kompass – fing Lennon an, sich mit den Werken von Freud, Jung und Wilhelm Reich intensiv zu befassen. 65
    In den USA stand Bob Dylan zu jener Zeit im Begriff, die Entwicklung der Popmusik in eine andere Richtung zu lenken. Anfang 1965 veröffentlichte er das revolutionäre Album
Bringing It All Back Home
. Unter den insgesamt elf Stücken der LP, mit denen Dylan den Übergang vom Folk zum Rock vollzog, fanden sich solche Klassiker wie »Subterranean Homesick Blues« und »Mr. Tambourine Man«. Im August desselben Jahres setzte er mit dem Album
Highway 61 Revisited
, das vielen als sein großes Meisterwerk gilt, noch eins drauf. Mit diesem Bravourstück machte er möglich, was bis dahin undenkbar zu sein schien: mit den Mitteln des Rock ’n’ Roll hochrangige Kunst zu schaffen.
    In den Interviews jener Zeit spielte Lennon den Einfluss, den Dylan auf seine Musik nahm, gern herunter. Doch wie Pete Shotton sich erinnerte, hat Lennon, wenn er sich in seinem Haus in Weybridge Schallplatten anhörte, »vor allem« Bob Dylan gehört. Glaubt man Shotton, dann »war Dylans Einfluss auf John anfänglich fast demjenigen vergleichbar, den Elvis Presley ein Jahrzehnt zuvor auf ihn ausgeübt hatte«. 66
    Niemand sonst erreichte die spezielle Qualität von Dylans Songtexten – diese unwahrscheinlich gelungene Verschmelzung aus surrealer Bilderwelt und umgangssprachlichen Wendungen. Doch sein Wagemut gab Lennon und anderen Zeitgenossen den Anstoß, sich beim Schreiben populärer Songs höhere Ziele zu stecken und die Zuhörer mit poetischen Mitteln zum Nachdenken anzuregen.
    Wenige Wochen, bevor Songs von
Highway 61 Revisited
erstmals im Radio zu hören waren, hatten die Beatles ihr Album
Help!
herausgebracht – ein durch und durch kommerzielles Produkt, das den Erfolg des gleichnamigen Films sichern sollte. Es beinhaltete das, worin die Beatles erwiesenermaßen unwahrscheinlich gut waren: unbekümmerte, sehr lebhaft gespielte Liebeslieder. Daneben enthielt dieses Album jedoch drei Kuriositäten.
    Von diesen dreien erntete »Yesterday«, ein in traurigem Klageton vorgetragenes Lied, dessen innovativer Charakter auf dem Einsatz eines Streicherquartetts beruhte, die größte Aufmerksamkeit. Jeder war überrascht, wie populär dieses Lied wurde: Bei keinem anderen Beatles-Song hat es je eine derartige Vielzahl von Coverversionen gegeben. Auch »You’ve Got to Hide Your Love Away« stand in seinem Schatten. Nichts weiter als noch ein Liebeslied, so schien es – im Grunde genommen jedoch ein akustisches Bekenntnis, in dem Lennon die eigenen Schwierigkeiten, echte Gefühle zu zeigen, eingesteht. Der Text hatte eine an Dylan erinnernde Qualität; und letztlich hat Lennon in einem Interview kurz vor seinem Tod eingeräumt: »Das bin ich in meiner Dylan-Phase.« 67 Vielleicht ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, hat er versucht, eine Möglichkeit zu finden, den in solchen Songs typischen Prozess der Selbstregulierung durch die eigene Musik ungehindert ablaufen zu lassen.
    Die dritte Kuriosität war ein Paradebeispiel dafür, wie leicht uns das völlig Offenkundige entgehen kann: der Umstand, dass hier ausgerechnet in dem peppigen Titelsong des Albums und des gleichnamigen Films der Hilferuf eines innerlich in Bedrängnis geratenen Menschen vernehmbar wird. In einfachen Worten brachte Lennon freimütig zum Ausdruck, wie unwohl

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