John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
Bethphage, genau wie er es vorausgesehen hatte, und sie brachten es zu ihm – ehrfürchtig zweifellos und tief beeindruckt von dem Weitblick, den er hier an den Tag gelegt hatte. Als er sich auf das Füllen setzte, um, auf diesem reitend, in Jerusalem Einzug zu halten, ging jemandem unter seinen Gefolgsleuten, der recht gut in den Schriften bewandert war, auf, dass er durch diese Handlung die Prophezeiung des Zacharias erfüllte: »Juble sehr, Tochter Zion, schmettre Tochter Jerusalem! Nun kommt dir dein König, ein Erwahrter und Befreiter ist er, ein Gebeugter, und reitet auf dem Esel, auf dem Füllen, dem Grautierjungen.« 71 Dies war ein entscheidender Moment im Leben all dieser Menschen – endlich hatte Jesus unmissverständlich kundgetan, dass er der Messias ist.
Aus Sicht eines aufrichtigen Gläubigen ließen die Vorgänge in Bethphage nicht nur in einem dramatischen Geschehen Gottes Plan in Erfüllung gehen, sondern sie demonstrierten darüber hinaus einmal mehr, dass Jesus über übernatürliche Kräfte verfügte. Demgegenüber hat nach Schonfields Auffassung Jesus den Ablauf der Ereignisse schlicht und einfach im Vorfeld mit einem in der Umgebung lebenden Vertrauensmann arrangiert, mit Lazarus möglicherweise. Und die Entgegnung: »Der Herr bedarf seiner«, sei insgeheim abgesprochen gewesen, um sicherzustellen, dass es sich bei den Leuten, die das Füllen holen kamen, tatsächlich um Jünger Jesu handelte.
Jesus war sich zweifellos darüber im Klaren, welche Wirkung dieses Geschehen auf diejenigen gehabt haben muss, die über die geheime Absprache nicht im Bilde waren, und dass der falsche Eindruck, den sie von der Situation gewannen, seiner Sache zugutekommen würde. Trotzdem haftete dem, was er tat, nichts Verwerfliches an: Oblag ihm als dem Werkzeug Gottes doch die Verpflichtung, die in den Schriften festgehaltenen Prophezeiungen, jede von ihnen ein Element des für den Messias vorgegebenen Legitimationsprozesses, in Erfüllung gehen zu lassen.
Aber der eigentliche Aspekt jenes Komplotts, bei dem Jesus, glaubt man dem britischen Wissenschaftler, die Fäden zog – dasjenige Element seiner These, das viele gottesfürchtige Christen mit besonderer Vehemenz gegen ihn aufbrachte –, war Schonfields Lesart vom Ausgang der Passionsgeschichte: seine Sicht des Prozesses, der Kreuzigung und der »Wiederauferstehung«. Tatsächlich am Kreuz zu sterben, dieser Gedanke habe, so Schonfield, nie innerhalb von Jesu Erwartungshorizont gelegen. Von der eigenen Berufung felsenfest überzeugt, war er sich vollkommen sicher, Gott werde unter gar keinen Umständen zulassen, dass der von ihm auserkorene Messias eines schändlichen Kreuzestodes stirbt.
Sein Masterplan sah eine Dramaturgie vor, der zufolge er scheinbar hingerichtet werden, die Tortur jedoch, von der Öffentlichkeit unbemerkt, überstehen würde, woraufhin später in einer Felsengruft, die zur Besitzung des Joseph von Arimathea gehörte, die Lebensgeister in ihn zurückkehren würden. Nachdem Jesus auf diese Weise sein absolutes Gottvertrauen demonstriert und alle Welt den Eindruck gewonnen haben würde, dass Gott ihn aus dem Reich der Toten ins Leben zurückgeholt hätte, könnte er seine Position zur Rechten des Herrn einnehmen und zum Regenten über das auserwählte Volk wie auch über die nichtjüdischen Völker werden.
Zwei Elemente des Passahfest-Komplotts waren demnach für Jesus von ganz zentraler Bedeutung: Es galt, die Dauer dieser Todesqualen am Kreuz auf eine möglichst kurze Zeitspanne zu reduzieren, ferner einen narkotisierenden Wirkstoff verabreicht zu bekommen, der im entscheidenden Moment den Eindruck hervorrufen würde, er sei tatsächlich tot. Um den erstgenannten Punkt zu gewährleisten, wollte er dafür sorgen, dass ihm am letzten Morgen vor dem Passahfest dementsprechend zügig der Prozess gemacht wird; dies in der Erwartung, dass man ihn zum Tod verurteilen würde, wobei das jüdische Recht freilich fordert, den zum Tod Verurteilten vor Anbruch des Sabbats vom Kreuz abzunehmen. Er konnte also davon ausgehen, dass man ihn am selben Tag vor Sonnenuntergang vom Kreuz nehmen würde. Als Letztes war noch dieser raffinierte Schachzug mit eingeplant: Unter dem Vorwand, dass man ihm am Kreuz Essig zu trinken geben wolle – wodurch zugleich eine weitere Prophezeiung ihre Bestätigung fände –, würde ihm einer seiner Jünger einen Schwamm reichen, den man zuvor mit einem hochwirksamen Sud getränkt hatte, um ihn in einen der Totenstarre
Weitere Kostenlose Bücher