John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
erste Single für ihr neues Label auf. Es handelte sich um einen Song, den McCartney bereits als Teenager zu schreiben begonnen hatte. Um ihn fertigzustellen, hat er schließlich gemeinsam mit Lennon noch die mittlere Passage ausgearbeitet. 56 »Love Me Do« war durch einen treibenden Beat, eine wenig differenzierte Instrumentierung und einen banalen Text gekennzeichnet. Mit anderen Worten: Es war schlicht und einfach auf den unter Plattenkäufern vorherrschenden Geschmack zugeschnitten. Lennon, obgleich der ältere Partner in diesem Songschreiber-Duo, war erst einundzwanzig Jahre alt. Und an diesem Punkt kam es ihm lediglich darauf an, die Chance, die sich ihnen bot, zu nutzen und im Rock-’n’-Roll-Geschäft Fuß zu fassen. Die Worte und die Ideen, die im Text zum Ausdruck kamen, waren zweitrangig. Sein Traum, den er auf Kosten einer besseren Ausbildung verfolgt hatte, sollte in Erfüllung gehen, sollte reale Bestätigung finden. Und das Gleiche galt für Tante Mimis Erwartungen. Auf diese beiden Dinge kam es ihm vor allem an.
Ende Oktober wurde »Love Me Do« erstmals in den britischen Top-30-Charts verzeichnet. Zu guter Letzt stand die Platte auf Platz 17. 57 Dadurch ermutigt, holte George Martin die Jungs gleich für die nächste Aufnahme ins Studio.
Der Song, mit dem sie es diesmal versuchen wollten, hieß »Please Please Me«. Das Stück, von Lennon mit starken Anleihen bei Roy Orbison geschrieben, hatten sie George Martin bereits zur Zeit der Aufnahmesession für »Love Me Do« vorgespielt – in einem für Roy Orbison charakteristischen Tempo. 58 Martin hatte diesen Vorschlag damals verworfen. In der deutlich schnelleren neuen Version dauerte das Stück kaum länger als eine Minute. Damit es nicht so extrem kurz ist, schlug Martin ein paar Veränderungen vor. Die Aufnahme mit dem überarbeiteten Arrangement hatten sie in Kürze eingespielt. Der letzte Ton war noch kaum verklungen, da drückte Martin im Kontrollraum auf die Mikrofontaste und sagte: »Meine Herren, ihr habt gerade eure erste Nummer eins aufgenommen.« 59
Bis Ende Februar hatte seine Voraussage sich bereits als zutreffend erwiesen. Darüber hinaus markierte der Erfolg dieser Platte den Beginn des wohl phänomenalsten Aufstiegs in der Musikgeschichte. Innerhalb von achtzehn Monaten landeten sie mit einer Reihe von Hits auf beiden Seiten des Atlantiks an der Spitze der Charts (einmal stammten die fünf meistverkauften Platten in den Vereinigten Staaten
allesamt
von den Beatles). Außerdem waren sie in einem nicht nur kommerziell erfolgreichen, sondern auch von der Filmkritik mit viel Lob bedachten Spielfilm in den Hauptrollen zu sehen; das Wort
Beatlemanie
hatte mittlerweile in alle möglichen Nachschlagewerke Einkehr gehalten; John Lennon war mit seinem selbst verfassten Buch weltweit zum Bestsellerautor avanciert; und alle vier zählten zu den bekanntesten, meistdiskutierten und in Medienberichten am häufigsten genannten Menschen ihrer Zeit.
In dieser Phase war Lennon ganz und gar darauf bedacht, an die in dieser Entwicklung sich zeigende Dynamik anzuknüpfen und der schier unglaublichen Erfolgsgeschichte weitere Kapitel hinzuzufügen. Als im April 1963 sein Sohn Julian zur Welt kam, befand er sich gerade auf Tournee: Es dauerte eine Woche, bis er Frau und Kind im Krankenhaus besuchen kam. 60 Auf »Please Please Me« folgte eine Reihe weiterer Nummer-eins-Hits für die Beatles. Unablässig schrieben sie neue Songs, um genügend Material für die Alben zur Verfügung zu haben, und schufen so zahlreiche Klassiker der Popmusik. Der Reiz ihrer Musik beruhte im Grunde auf dem treibenden Beat und auf Melodien, die jedem im Ohr blieben. Zwar zeichneten sich manche Songs durch ein ausgeklügeltes Wortspiel aus, alles in allem waren die Texte jedoch von untergeordneter Bedeutung. Hier ging es in erster Linie um die zentralen Themen der Popmusik und den Interessenschwerpunkt der Heranwachsenden – um Liebe und Verlustschmerz. Ideen mit größerem Tiefgang in seine musikalischen Schöpfungen mit einfließen zu lassen, auf den Gedanken kam Lennon gar nicht. Songs zu schreiben, das war für ihn damals immer noch Handwerk, keine Kunst. Was den kommerziellen Erfolg anbelangte, wollte er unbedingt mit solchen Größen wie Buddy Holly oder den Everly Brothers gleichziehen.
Darin
bestand sein Ziel.
Auch in den Vereinigten Staaten feierte die Musik der Beatles triumphale Erfolge, jedenfalls, wenn man nach den Verkaufszahlen ging. Doch zeitgleich mit
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