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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Tillery
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die grenzenlose Freiheit des offenen Raums vorgestoßen. Nachdem er diesen atemberaubenden Aufstieg sicher hinter sich gebracht hatte, konnte er nun sein Augenmerk auf andere Dinge richten. Da entdeckte er, wie steril vollständige Unabhängigkeit sich anfühlt. Angesichts der Freiheit, sich in jede beliebige Richtung bewegen zu können, kam er sich verloren vor. Nur noch sich selbst gegenüber fühlte er sich verantwortlich, sonst niemandem. Und das hat in ihm ein Gefühl von Entfremdung und Fremdheit hervorgerufen.
    Mit Wohlstand, Ruhm und Ansehen war Lennon für sein jugendliches Aufbegehren reich belohnt worden. Und so konnte es kaum verwundern, dass er diesem Verhaltensmuster als Erwachsener weiter treu blieb. Ihm wohnte der Drang inne,
seine
Grundlagen zu entdecken. Mit anderen Worten: der Drang, wirklich alles in Zweifel zu ziehen, was die angestammte Kultur ihm als Glaubenssatz überlieferte; und zugleich die Motivation derer zu hinterfragen, die für sich beanspruchten, über die Antworten zu verfügen. Die spirituelle Verzweiflung, die er empfand, machte ihn empfänglich für Orientierungsangebote aus allen Richtungen. Andererseits hatte die schonungslose Offenheit im Umgang mit sich selbst den Effekt, dass er keine Auffassung längere Zeit ungeprüft und unwidersprochen einfach stehen lassen konnte, mochte die jeweilige Lösung scheinbar auch noch so tröstlich für ihn sein.
    Nicht lange nachdem er im Winter 1966 seinen Ruf an Gott gerichtet hatte und dieser Ruf unerwidert geblieben war, las Lennon ein Buch über Jesus, das einen starken Einfluss auf ihn ausübte. Genauer gesagt sollte es für alle Beatles weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen. Denn es führte dazu, dass sie eine Tournee absolvierten, die so nervenaufreibend war wie keine andere Tournee in all den Jahren. Daraufhin standen sie nie mehr gemeinsam auf der Bühne.
    Publiziert worden war dieses Buch im Jahr zuvor von einem britischen Gelehrten. Sein Text basierte auf frühchristlichen Schriftrollen, die am Toten Meer gefunden worden waren. Ein Wissenschaftlerteam wurde damit betraut, eine eigene Übersetzung des Neuen Testaments anzufertigen. Es sollte Laien eine aller Mythen entkleidete Perspektive auf das Leben Jesu und seine Sendung eröffnen. Der englische Titel,
The Passover Plot
(»Der lange Weg nach Golgatha«), sorgte für viele Kontroversen.
    Hugh Schonfield, selbst von Haus aus Jude, kam es darauf an, Jesus im Kontext der religiösen und sozialen Lebensumstände jenes ersten Jahrhunderts zu begreifen. Im Wesentlichen lässt sich seine These wie folgt zusammenfassen: Jesus, ein außerordentlicher Mensch, mit fundierter Kenntnis und bestechend klarem Verständnis der Thora, überdies einer ebenso stark ausgeprägten Fähigkeit, sich in die Gedanken seines jeweiligen Gegenübers hineinzuversetzen und regelmäßig die besseren Argumente aufzubieten, war geradezu obsessiv davon überzeugt, er sei auserkoren, als Gottes Werkzeug das jüdische Volk von seinen Unterdrückern zu erlösen und dem Königreich Gottes auf Erden den Weg zu bereiten. Kurzum, er war überzeugt, der in den Schriften angekündigte Messias zu sein. Nicht nur waren viele ihrer Prophezeiungen aus seiner Sicht bereits durch ihn erfüllt worden, sondern er verfügte nach eigener Einschätzung auch über die nötigen Voraussetzungen, namentlich die Klugheit und den Weitblick, um zu bewerkstelligen, dass die restlichen Prophezeiungen ebenfalls in Erfüllung gingen – und hielt es somit für seine
Pflicht
, dies zu tun.
    Schonfield hat dafür zahlreiche Beispiele angeführt, uns dürfte ein einziges hier schon genügen. 70 Unmittelbar vor seinem Einzug nach Jerusalem – dem endgültigen, triumphalen Einzug, bei dem er von seinen verzückten Anhängern als der Messias gepriesen werden und mit dem die Passionswoche ihren Anfang nehmen würde – näherte Jesus sich, von Galiläa kommend, in Begleitung seines Gefolges einer vor der Stadt gelegenen kleinen Siedlung namens Bethphage. Zwei seiner Jünger sandte er dorthin voraus, damit sie nach dem am Ortseingang angebundenen Füllen einer Eselin – einem Füllen, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hatte – Ausschau hielten. Das Tier sollten sie, so wurde ihnen weiter aufgetragen, losbinden und zu ihm bringen. Falls jemand die Berechtigung ihres Vorgehens infrage stellen würde, sollten sie lediglich sagen: »Der Herr bedarf seiner.«
    Folgsam taten sie, wie Jesus ihnen aufgetragen hatte. Das Tier fanden sie dort in

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