John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
Konzeptkunst, eine Reihe von Events in Szene gesetzt, die ausnahmslos dazu dienten, die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Ungerechtigkeiten dieser Welt zu lenken und den Weg zu etwas Besserem zu weisen.
Es war keine Kunst in der Art eines eleganten, fein gezeichneten, subtil kolorierten Salonstücks, das man bewundernden Blicken zur Schau stellt. Im Gegenteil. Ihre Kunst war improvisiert und kontrovers, um Tradition hat sie sich nicht gekümmert. Lennon und Ono haben unliebsame Konfrontationen mit den Behörden erlebt, sich von den Kritikern wie auch vom Publikum scharfe Attacken eingehandelt, sind von den Medien auf Schritt und Tritt gejagt und verfolgt worden. Und ungeachtet all ihrer Bemühungen fand das, was sie machten, den Zuspruch und die Wertschätzung einer vergleichsweise geringen Anzahl von Leuten. Die eigene Ehe war letzten Endes davon auch betroffen. Daher haben sie sich im Herbst 1973 für mehr als ein Jahr voneinander getrennt.
Doch dieser Erfahrung wohnte die Kraft des Authentischen inne. Schließlich hatten
sie
sich für diesen Weg entschieden. Nun führten sie ihn auch weiter fort, weil sie spürten, dass sie auf diese Weise ihr Leben am sinnvollsten nutzen konnten. Und spielen Sie zur Verdeutlichung mal den folgenden Gedanken durch: Vergleichen Sie John Lennon – die Persönlichkeit, über die wir heute reden, weil er sich dafür engagiert hat, seine Kunst zu leben – mit dem Bild, das wir wohl von ihm hätten, wenn er sich damit zufriedengegeben hätte, einfach ein reicher Ex-Beatle zu sein. Stellen Sie sich vor, er würde komfortabel auf seinem Tittenhurst-Landsitz leben und regelmäßig weitere, auf eine erfolgreiche Platzierung in den Charts zugeschnittene Songs im Beatles-Stil auf den Markt bringen.
Nachdem er 1975 wieder mit Yoko Ono zusammengezogen war, gewann die Arbeit einen stärker dreidimensionalen Charakter. Sein Augenmerk richtete er nun verstärkt auf einen vernachlässigten Teil seines Lebens – die häusliche Situation. Über die Tradition setzte er sich, typisch für einen Bilderstürmer, hinweg. Er und Yoko definierten die Geschlechterrollen in der Familie so, wie es ihren Neigungen entsprach.
Wie viele Philosophen schenken überhaupt dem häuslichen Leben Beachtung – indem sie Brot backen und sich um die Bedürfnisse eines heranwachsenden Kindes kümmern? Die Vaterschaft und die banalen Verrichtungen des Familienalltags wurden für Lennon zu einer Daseinsbereicherung, in gewisser Weise ein Äquivalent zu Gandhis Spinnrad.
In ihrem offenen Brief an die Welt, der am 27. Mai 1979 in der
New York Times
und in weiteren Zeitungen abgedruckt wurde, bezeichneten Lennon und Ono ihre Art, Kunst zu machen, als ein »Schreiben am Himmel« und luden andere Menschen ein, ebenfalls höher hinauswollende Gedanken zu entwickeln: »Denkt daran, statt auf ein Blatt Papier schreiben wir auf den Himmel – das ist unser Lied. Hebt den Blick und schaut zum Himmel hinauf. Dort findet ihr unsere Botschaft. Hebt anschließend noch einmal den Blick und schaut euch um, dann werdet ihr sehen, dass ihr am Himmel entlangspaziert – an einem Himmel, der sich bis hinunter auf den Erdboden erstreckt.« 275
Lassen Sie sich von der poetischen Kraft dieses Bildes erfassen! Dann werden Sie erkennen, dass jeder von uns am Himmel eine Botschaft hinterlässt. Und wenn wir Lennons Beispiel folgen, werden wir nicht davor zurückscheuen, auf der Leinwand des Daseins ausdrucksvoll unsere Spuren zu hinterlassen. Dies ist
unser
Leben, es gehört uns. Das Einzige, was uns davon abhält, es wirklich auszuleben, sind die eigenen Hemmungen.
Die uns zugemessene Zeit mit Dingen zu verbringen, die uns Freude bereiten, und liebevolle Beziehungen zu unseren Mitmenschen aufzubauen, das ist letzten Endes das beste Glücksrezept.
3. Eine Selbsttransformation anstreben
Der offene Brief, den John und Yoko im Mai 1979 in den Zeitungen abdrucken ließen, hatte skurrile und oft lyrische Züge. Inmitten der Details über ihr zurückgezogenes häusliches Dasein, bot er auch Einblicke in ihr kreatives Denken.
In einem anderen Abschnitt des Briefs beschrieben sie, wie sie mit jemandem umgingen, der wütend auf sie war: Im Geist umgaben sie den Kopf dieses wütenden Menschen mit einer Aura, die an einen Heiligenschein erinnerte. Ob die oder der Betreffende nun nicht mehr wütend war, darauf kam es gar nicht so sehr an. Wichtiger war die Veränderung im eigenen Bewusstsein. Denn dank dieses mentalen Kunstgriffs sahen sie jetzt
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