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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Tillery
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bald erklären zu können, ohne auf kirchliche oder kulturelle Dogmen zurückzugreifen. Ihrer Ansicht nach konnte sich der Mensch durch Nutzung der naturwissenschaftlichen Methoden wie auch der Vernunft von Aberglaube und Tradition befreien, um sein Geschick in die eigenen Hände zu nehmen – es wie ein Künstler selbst zu gestalten.
    Die Epoche wurde als das Zeitalter der Vernunft beziehungsweise der Aufklärung bezeichnet. Die Ideen der
Philosophes
haben Thomas Jefferson, James Madison, Benjamin Franklin und Thomas Paine inspiriert, als sie sich bemühten, genau zu bestimmen, was die neu zu gründende Republik in Amerika auszeichnen sollte.
    Im ersten Passus seines einflussreichen Aufsatzes »Was ist Aufklärung?« formulierte in Europa Immanuel Kant die Hoffnung und Zielsetzung der Bewegung: »Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Sapere aude
! Habe Mut, dich deines
eigenen
Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.« 273
    Die Bevölkerungsschicht, um die es den
Philosophes
vor allem ging – die Menschen auf der Straße –, wurde von der Aufklärung möglicherweise nie erreicht. Ohne Frage hat die Bewegung jedoch die transatlantische Intelligenzia inspiriert und motiviert. Und deren Reaktion darauf hat das eingeleitet, was wir heutzutage unter der Moderne verstehen: den durch beispiellose Fortschritte in Industrie, Technologie, Gesundheitswesen, Naturwissenschaft und menschlicher Freiheit gekennzeichneten Abschnitt der Menschheitsgeschichte.
    Die weit überwiegende Mehrheit der Menschen ist jedoch im Prozess des geistigen Erwachens nie an dem Punkt angelangt, die Dogmen und Lehren, die man ihnen eingeschärft hat, tatsächlich in Zweifel zu ziehen. Obendrein kamen zu den Dogmen und Lehrsätzen der Vergangenheit neue weltanschauliche Lehren wie der Kommunismus oder der Faschismus hinzu, die bei vielen Menschen einen nachhaltigen Eindruck hinterließen. Bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts war aus der strahlenden Fackel der Aufklärung ein fahles, flackerndes, ziemlich kümmerliches Lichtlein geworden. Angesichts der Millionen von Toten aus zwei Weltkriegen, des Holocausts in Europa, ferner der Tatsache, dass die beiden »fortschrittlichsten« Nationen der Welt eine Politik der Abschreckung betrieben und sich unablässig für eine nukleare Auseinandersetzung rüsteten, setzte eine grundlegende Neubewertung ein.
    Die turbulenten Sechzigerjahre boten Anlass zu Hoffnung. Dank der nun volljährig werdenden Kinder der Babyboom-Generation fanden Reformer zunehmend Rückhalt und Unterstützung. Und da so viele junge Leute bereit waren, überkommene Weltanschauungen anzuzweifeln und sie anzufechten, schienen diese mit einem Mal ziemlich angreifbar zu sein.
    John Lennon wuchs inmitten dieses allgemeinen Neuerwachens heran. Hochintelligent und ein kompromissloser Freigeist, vermochte er sich aus seinem intellektuellen Kokon zu lösen. Seine unvoreingenommene, auf Erkenntnisgewinn bedachte Haltung verhalf ihm, davon war er überzeugt, zu manch brauchbaren und haltbaren Erkenntnissen. Diese teilte er anderen in Interviews oder im Kontext seiner Kreativprojekte bereitwillig mit. Am liebsten regte er jedoch, wie Sokrates, die Menschen zu eigenständigem Denken an: Mehr Menschen sollten endlich aufwachen, die Welt mit neuen Augen sehen und mit neuem Bewusstsein handeln. Darauf kam es ihm an.
    Er fand seine eigene Methode, diese Menschen zu erreichen. Bestandteil der sokratischen Methode war das bohrende Fragen. Die Fragen sollten das Zielpublikum zum Denken herausfordern. Demgegenüber bestand Lennons Methode darin, Popsongs zu verwenden. Von ihnen machte er wie von einem trojanischen Pferd Gebrauch, um mit provozierenden, nachdenklich stimmenden Texten in die geistige Innenwelt der Hörer/innen vorzudringen.
    Gott ist eine Vorstellung, mit der wir unseren Schmerz bemessen.
    Lerne, zur rechten Zeit du selbst zu sein.
    Wir alle leuchten weiter. 274
    Lennon hat, auf seine populistische Art, die Ziele der Aufklärung neu formuliert. Sei ein Individuum, schien er uns zuzurufen. Hör endlich auf, anderer Leute Lehrsätze für deine eigenen zu halten. Du bist durch

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