John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
öffentlichen Personenverkehr waren dramatische Einbußen zu verzeichnen. Und die Gemüter erhitzten sich weiter. Am 30. Januar 1956 stand der Anführer der Bewegung, Dr. Martin Luther King jr. eines Abends vor den Trümmern seines durch einen Sprengsatz zerstörten Hauses. Nichtsdestoweniger wurde der Boykott fortgesetzt. Und die juristische Auseinandersetzung landete schließlich vor dem Obersten Gerichtshof der USA.
Im Dezember 1956 erklärte das höchste Gericht im Land die entsprechenden Gesetze für verfassungswidrig – mit der Konsequenz, dass die schwarzen Einwohner Montgomerys in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht länger wie Bürger zweiter Klasse behandelt werden durften. Darüber hinaus hat Rosa Parks’ Vorbild andere Menschen dazu inspiriert, selbst Position zu beziehen. Die Bürgerrechtsbewegung bildete sich. So fand die hundert Jahre lang staatlich sanktionierte Rassendiskriminierung ein Ende, ohne dass es zum großen Blutvergießen kam.
All das wurde durch die Handlung eines einzelnen Menschen ausgelöst, der vor einer schlichten Entscheidung stand.
Wahrscheinlich wird keine unserer Entscheidungen jemals so weit reichende Auswirkungen haben wie diejenige von Rosa Parks. Doch wer weiß das schon? Hätte Rosa Parks damals, als sie ihre mutige Entscheidung traf, ahnen können, welche Kreise ihre Handlung ziehen würde?
Martin Luther Kings Verhalten ist ebenfalls lehrreich. Hätte er auf die wütende Attacke seiner weißen Mitbürger seinerseits mit Wut reagiert und den Anschlag auf sein Haus durch vergleichbare Handlungen zu vergelten versucht, so hätte die Gewalt kein Ende genommen. Im Sinn des von Mahatma Gandhi entwickelten Modells der Gewaltlosigkeit legte er sich stattdessen Zurückhaltung auf. Er begriff, dass die Gefühle von Hass und Intoleranz, die ihm entgegenschlugen, von tiefer Unwissenheit herrührten. Und er glaubte daran, dass die meisten weißen Mitbürger, die ihm gegenüberstanden, eigentlich ein gutes Herz hatten.
Als John Lennon erklärte, es stehe in der Macht der Menschen, die Neugestaltung der Gesellschaft selbst in die Hand zu nehmen, sofern sie denn erkennen, dass sie tatsächlich über diese Macht verfügen, hat er eigentlich nur das Offensichtliche in Worte gefasst – die offensichtliche Tatsache, dass es uns Menschen aus irgendeinem Grund sehr schwer fällt, an diese unsere Macht zu glauben, gleichgültig wie viele Beispiele à la Rosa Parks wir vor Augen haben.
Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir daran glauben und uns der Mühsal einer inneren Wandlung unterziehen, nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern ebenso für die Nachwelt. Lennon hat dies an einer Stelle des offenen Briefes ausgesprochen – eine tiefgründige Einsicht, vermittelt in einem Satz: »Die Zukunft der Erde hängt von uns allen ab.« 277
Hörenswerte Songs zu diesem Kapitel:
Instant Karma (We All Shine On) (Single, 1970,
Lennon Legend
)
Mind Games (
Mind Games
, 1973)
Imagine (
Imagine
, 1971)
Nachwort
Als John Lennon Mitte 1980 von seiner Auszeit als zurückgezogen lebender Hausmann in die Öffentlichkeit zurückkehrte, war er voller Kreativität und neuer musikalischer Einfälle. Die Zeit war gekommen, wieder »auszuatmen«.
John und Yoko, in der Blüte ihrer Jahre, hielten es für realistisch, dass sie vielleicht noch weitere vierzig Jahre leben würden. Sie waren reich und weltberühmt und waren sich ihrer außergewöhnlichen Möglichkeiten bewusst, einen wesentlichen Beitrag zur Veränderung der Welt leisten zu können. Ganz oben auf ihrer Prioritätenliste stand die Einspielung der Musikstücke, die sich zwischenzeitlich bei jedem von beiden angesammelt hatten. Sie fanden einen geeigneten Produzenten, wählten die Begleitmusiker aus und buchten die Termine für eine Reihe von Aufnahmesessions. Daraus ging das Album
Double Fantasy
hervor, das – im Wechsel – Stücke von John und Yoko präsentiert.
Doch neben weiterem Material war auch der kreative Fluss nach wie vor vorhanden. Daher gingen sie anschließend erneut ins Studio. Nachdem sie den Tag über an Yokos Song »Walking On Thin Ice« gearbeitet hatten, kehrten sie am Abend des 8. Dezember 1980 heim. Auf Yokos Vorschlag, unterwegs irgendwo haltzumachen, um zu Abend zu essen, ging John nicht ein. Er hatte den Wunsch, Sean zu sehen, bevor der damals Fünfjährige schlafen gehen würde.
In der Nähe des Eingangsbereichs zum Dakota-Apartmenthaus in New York City wartete ein Mann mit einer Pistole: ein Mann, wie er
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