John Sincalir - 0971 - Ein Galgen für Morgana (3 of 3)
anderen Welt. Er ist ein Tor, das sich nicht immer offen zeigt, aber es liegt etwas dahinter, das dich gelockt hat.«
»Und was soll ich dort finden können?« erkundigte sich Morgana Layton gelassen.
»Die andere Welt.«
»Welche?«
»Eine fremde Dimension, wenn du verstehst.«
Sie wußte nicht, ob sie nicken oder verneinen sollte. Deshalb reagierte sie nicht.
Cursano kam noch einen Schritt näher. Morgana starrte dabei auf seine wurzelartigen Finger, deren Spitzen leicht zitterten. Sicherlich dachte sie noch immer darüber nach, wer er war, und sie konnte die Frage auch nicht stoppen.
»Du bist kein Mensch – oder?«
Cursano lächelte. Er schaute uns an, als wollte er eine Zustimmung erhalten, aber wir hielten uns raus. Es war einzig und allein eine Sache zwischen ihm und Morgana. Außerdem rechneten wir damit, durch ein Gespräch zwischen den beiden mehr erfahren zu können. Deshalb blieben wir im Hintergrund.
»Ich warte auf eine Antwort!«
»Die bekommst du. Ich gehöre zu ihm, denn er hat mich geschaffen. Ich war ein Mensch, aber ich interessierte mich nicht besonders für die Menschen, sondern mehr für die Natur, denn dort herrscht ein gewaltiger Geist, ein mächtiger Dämon: Mandragoro.«
Erst zuckte Morgana zusammen, danach nahm sie wieder ihre starre Sitzhaltung ein. Schon anhand der Reaktion hatten wir erkennen können, daß ihr der Name etwas sagte.
»Du kennst ihn«, sagte Suko.
»Ich habe von ihm gehört.«
»Dann kannst du dir vorstellen, daß auch wir nicht so unbedarft sind, Morgana.«
Sie winkte ab. »Ich weiß nicht, was das soll und was er mit mir zu tun hat.«
»Und womit hast du zu tun?« fragte ich.
Die Antwort gab Cursano. »Es ist der Tafelberg. Es kann nur dieser Fels sein, denn dort befindet sich der Ort der Kraft. Ich habe ihn gespürt, und ich merke, wie ich koche. Es zieht mich zu ihm. Meine Hände spüren die Strahlung. Ich kann sie nur mühsam unter Kontrolle halten. Dort werden wir die Lösung finden.«
»Welche?«
»Das weiß ich nicht, John.«
»Dann muß sie es wissen«, sagte ich und wandte mich an Morgana Layton. »He, was ist los? Was genau spielt sich dort oben ab? Sag nicht, daß du es nicht weißt oder ahnst, denn …«
»Ich war da!« gab sie zu.
Wir schwiegen. Zum erstenmal hatten wir den Eindruck, nicht belogen zu werden. Sie sagte die Wahrheit. Den genauen Grund kannten wir nicht, aber zumindest ich konnte mir vorstellen, daß Morgana mit ihren Feinden nicht allein zurechtkam.
»Das hört sich nicht gut an, Morgana.«
Sie starrte mir ins Gesicht. Der Blick ihrer Augen war prüfend geworden, als wollte sie feststellen, was ich tatsächlich über sie und ihre Anwesenheit dachte. »Es ist auch nicht gut«, gab sie mit leiser Stimme zu. »Weder für mich noch für euch. Cursano hat recht. Es ist ein magischer Ort.«
»Und weiter?«
»Er ist eine Falle.«
»Wunderbar«, sagte ich und nickte dabei. »Das habe ich mir schon gedacht. Für wen aber ist es eine Falle?«
»Für euch …«
»Nur?«
»Nein«, gab sie zu. Dabei verschwand ihr Lächeln von den Lippen. »Nicht nur für Menschen. Es ist auch eine Falle für uns.«
»Also für die Wölfe!« faßte Suko zusammen.
»Ja.«
»Eine Werwolf-Falle«, murmelte ich. Diesmal mußte ich lächeln. »Das kann doch nicht so schlimm sein, wenn wir davon ausgehen, daß eine erkannte Gefahr nur eine halbe Gefahr ist.«
»In diesem Fall nicht.«
»Warum nicht?«
»Es hat schon Opfer gegeben.«
»Menschen?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war einer von uns. Wir haben ihn hingeschickt.«
»Was passierte mit ihm?«
»Er verglühte!« flüsterte Morgana. Ihre Selbstsicherheit war weg. Plötzlich schwang Haß in der Stimme mit. »Er verglühte in einem magischen Feuer.«
»Das du überlebt hast«, sagte ich.
»Es ist mir im letzten Augenblick noch gelungen, die Flucht zu ergreifen. Es war knapp.«
»Und das ist dort oben am Berg passiert?« faßte ich noch einmal zusammen.
»Ich sagte es schon.«
»Ja, aber das ist mir zuwenig. Es kann nicht nur einfach so geschehen. Ich weiß sehr gut, daß etwas mehr dahinterstecken muß. Das wollen wir von dir wissen. Dabei stellt sich die Frage, wer daran interessiert ist, euch zu vernichten, und wenn ich mich umschaue«, ich deutete auf die Umrisse unter der Decke, »gibt es nur eine Gruppe, die davon profitieren kann – die Vampire.«
Morgana Layton schwieg. Allerdings machte mir gerade dieses Schweigen klar, daß ich so daneben nicht lag. Trotzdem
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