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John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2)

John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2)

Titel: John Sincalir - 0973 - Der verhexte Blutwald (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte und machte ihr dann Platz.
    »Schon gut.« Die Kranke schlurfte zu ihrem Bett. Ich sah nicht mehr, wie sie sich darauf niederließ, denn da hatte ich das Zimmer bereits verlassen und fand mich auf dem normalen und relativ breit angelegten Krankenhausflur wieder.
    Noch immer kam ich mir vor wie leicht betäubt, denn hinter mir lag schon ein ungewöhnlicher Krankenbesuch. Eigentlich hätte Greta das Schicksal verfluchen müssen, auch wegen ihrer Lähmung. Nach außen hin tat sie das nicht. Sie hatte sich mir gegenüber als Kämpferin gezeigt und des öfteren von der Zukunft gesprochen.
    Einer Zukunft, in der ich ebenfalls meinen Platz schon reserviert hatte.
    Schicksal? Fügung? Das waren Fragen, auf die ich keine Antwort wußte.
    Aber ich würde mich nicht mit ihnen herumquälen, sondern so weitermachen, als wäre nichts geschehen, denn mein Job steckte mir schon die Grenzen ab.
    Daß mir hin und wieder Menschen begegneten, die mich auch grüßten, merkte ich nicht, denn ich war zu tief in meine Gedanken versunken.
    Den Lift nahm ich nicht, sondern die Treppe. Meine Sinne hatte ich noch alle zusammen, und auch den Geschmackssinn. Genau das war es der Geschmack.
    Einen merkwürdigen Geschmack hatte ich im Mund, mit dem ich nicht zurechtkam. Fremd kam er mir vor, und ich dachte an den Kuß.
    Greta Kinny hatte diesen Kuß gefordert, und sie hatte in meinem Mund ihre Zunge tanzen lassen, so wild, als wollte sie mir etwas zur Erinnerung mitgeben.
    Eine Erinnerung an Rosenrot und daran, daß ich sie auf keinen Fall vergaß. Jetzt setzte ich meine eigene Zunge in Bewegung und ließ sie durch den Mund tanzen.
    Ja, der fremde Geschmack blieb. Bitter war er und auf eine gewisse Art und Weise frisch. Speichel schmeckt normalerweise neutral, bei ihr aber war das anders.
    Sie hatte mir eine Erinnerung mit auf den Weg gegeben. Ihr Speichel war in meinen Mund geflossen und hatte sich dort festgesetzt. Für wie lange?
    Greta war schon seltsam. Und das traf nicht nur auf ihren märchenhaften Namen Rosenrot zu.
    Besuchen würde ich sie nicht mehr. Da wollte ich mich schon an ihre Vorgaben halten.
    Aber völlig vergessen würde ich sie und ihren Kuß nicht können, das stand fest.
    Wie gesagt, diese Geschichte liegt ungefähr zwei Jahre zurück …
    Der Abend und damit die Dunkelheit schlichen heran wie ein geheimnisvoller Dieb, er sich immer mehr ausbreitete und seine Fänge wie ein gewaltiges und dichtes Netz über das Land legte.
    Ein Land, das mit dem Begriff Natur pur korrekt umschrieben war.
    Dichte Wälder, verwunschen wie im Märchen. Dazwischen die breiten Flure. Nur wenige, dafür kleine Orte. Viele Häuser, die einzeln standen und durch hohe Steinwälle vor den oft starken Winden geschützt wurden. Schmale Wege und Straßen durchzogen das hügelige Land. Sie sahen manchmal aus wie graue Hosenträger, die sich auf dicken Bäuchen spannten.
    Büsche, in denen wilde Rosen wuchsen, bildeten regelrechte Festungen, die vom Duft der Blumen um- und überlagert wurden. Es war ein Land der Geschichten und der Geschichte, die es mit den Bewohnern nicht immer gut gemeint hatten, denn viele Iren hatten gerade im letzten Jahrhundert die Insel verlassen müssen, um dem Hunger und der Armut zu entgehen. Amerika war für sie das gelobte Land gewesen. Dort hatten sie eine neue Heimat gefunden, ohne jedoch die alte vergessen zu haben.
    Die Zeiten hatten sich geändert. Eine extreme Armut war nicht mehr vorhanden, aber es gab noch das Land mit all seinen Wundern, der Landschaft, dem Glauben und auch dem Aberglauben, der in Irland schon seine Spuren hinterlassen hatte.
    Greta Kinny liebte ihre Heimat. Nach dem Unfall war sie wieder zurückgekehrt und fühlte sich ungemein wohl, trotz der schlimmen Behinderung.
    Aber sie war akzeptiert worden. Hier lebte sie als Mensch und als ein Teil der Natur. In London, der Steinwüste, war sie eine unter vielen gewesen, hier jedoch sah sie sich als Individuum an. Sie lebte inmitten ihrer Freunde, wobei sie diesen Begriff nicht unbedingt auf Menschen begrenzte, denn alles um sie herum war ihr in einer innigen Freundschaft verbunden.
    Sie mochte den Wechsel zwischen Tag und Nacht, denn sie wußte genau, daß mit der Dunkelheit auch ihre Zeit kam. Das Haus stand nicht im Wald direkt, es hatte seinen Platz am Waldrand gefunden, und von der Veranda aus hatte der Mensch einen wunderschönen Blick auf die alten Bäume, deren Wachstum niemand störte. Sie waren schon immer dagewesen. Greta konnte sich nicht

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