Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
John Sinclair - 0975 - Hier wohnt der Tod

John Sinclair - 0975 - Hier wohnt der Tod

Titel: John Sinclair - 0975 - Hier wohnt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
in dieser Intensität, aber die Ärztin war völlig von der Rolle. Sie wirkte wie eine Frau, die neben sich stand und ihr eigenes Ich verloren hatte.
    Sie war sehr bleich geworden. Die Augen wirkten wie Glasperlen, in denen es kein Leben mehr gab. Der Schauer auf ihrem Gesicht war durchaus für uns sichtbar, und ihre Lippen hatten sich verzogen zu einem Ausdruck des Ekels.
    Zum Glück drehte sie nicht durch. Sie blieb stumm, nur das Einsaugen der Luft hörte sich scharf und keuchend an.
    Suko tat das, was am besten war. Er stemmte die Lade wieder hoch und versetzte ihr einen Stoß. Sie rollte zurück in die Wand. Der Anblick des, Schreckens verschwand.
    Dr. Muriel Seagram schüttelte den Kopf und streckte ihre Arme aus. Sie mußte einfach eine Stütze finden. Die Hand drückte Schweißflecken auf das kalte Metall.
    Wir ließen sie zunächst in Ruhe. Die Ärztin mußte ihre Gedanken erst sammeln, um aus dieser Krise herauszufinden. Für uns fing es an, für sie war die Arbeit getan, denn zu einer Obduktion würde es nicht mehr kommen.
    Das war jetzt unsere Sache.
    Noch immer blaß im Gesicht, aber einigermaßen gefaßt wischte sie über ihr Gesicht, als könnte sie die Schatten des Gesehenen und Erlebten einfach wegwischen. Sie kämpfte um die Worte einer Frage und stellte sie dann sehr leise. »Ich habe mich doch nicht geirrt? Das war keine Einbildung, nicht wahr? Es war echt.«
    »Stimmt«, bestätigte ich.
    Die Ärztin schluckte. Sie runzelte die Stirn und schien über ein Problem nachzudenken. Ihr aber war anzusehen, daß sie mit dem Erlebten nicht zurechtkam. Für eine Weile starrte sie zu Boden, dann hob die Frau die Schultern. »Soll ich sagen, daß es mir unbegreiflich und unerklärlich ist? Nein, ich sage es nicht. Ich bin der Meinung, daß Sie beide es schon oft genug gehört haben. Bis heute«, sprach sie mit schwerer Stimme weiter, »habe ich nicht an diese Dinge glauben wollen, aber das ist jetzt anders geworden, ganz anders, wie ich meine. Es ist alles zusammengebrochen. Ich fühle mich nicht mehr mit beiden Beinen mitten im Leben stehend. Es ist vorbei.« Sie preßte für einen Moment die Lippen zusammen.
    »Es ist einfach vorbei.«
    »Nein, Doktor, so dürfen sie nicht denken. Es fängt erst an.«
    Sie schrak zusammen, weil sie meine Bemerkung in den falschen Hals bekommen hatte. Sie war schon etwas unglücklich, und ich korrigierte mich schnell. »Für Sie ist es vorbei, aber für uns geht es weiter. Außerdem stehen wir am Beginn.«
    »Was wollen Sie denn tun?«
    »Das ist schwer zu sagen, aber ich denke, daß es uns gelingen muß, die Leiche und auch die Käfer zu zerstören.«
    »Verbrennen?«
    »Nein, nicht direkt verbrennen. Aber schon auf eine gewisse Art und Weise.«
    »Das begreife ich nicht.«
    »Sie werden es sehen, denke ich. Ich hoffe, daß es mir gelingt, aber sicher bin ich nicht.«
    »Kein Feuer?«
    »Zumindest kein normales.«
    Suko wußte längst Bescheid. »Du willst es mit dem Kreuz versuchen?« fragte er.
    »Womit sonst?«
    »Kreuz?«
    Ich winkte ab. »Bitte, Doktor, werden Sie nicht nervös. Es ist auch besser, wenn Sie uns jetzt allein lassen, damit wir unsere Arbeit verrichten können.«
    »Ja, gut«, murmelte sie. »Dann werde ich mich mal zurückziehen.« Sie schlich davon, blieb aber in einer gewissen Sichtweite stehen, um uns zu beobachten.
    Ich holte mein Kreuz hervor und vertraute in diesem Fall dem Allsehenden Auge.
    Es war ein altägyptisches Symbol. Das Auge der Vorsehung. In Ägypten diente es zur Darstellung. Es wurde später von den christlichen Kirchen, zusammen mit anderen fremden Symbolen, übernommen. Auch in der Freimaurerbewegung hatte es seinen Platz gefunden, aber darüber nachzudenken, lohnte sich jetzt nicht.
    »Kann ich?« fragte Suko.
    »Ja.«
    Er zog die Lade wieder hervor und drückte sie auch nach unten, damit wir auf den Toten schauen konnten. Da krabbelte und wimmelte es noch immer. Die zahlreichen grauen Mistkäfer hatten wirklich eine ideale Beute gefunden. Sie waren Aasfresser, hatten schon tiefe Löcher in das Fleisch gerissen und waren noch immer nicht gesättigt.
    Jetzt sahen wir auch einen Teil des Kopfes. Da hatten die Tiere besonders gewütet. Er sah völlig entstellt aus und war total blutverschmiert.
    Ich hielt mein Kreuz in der Hand und überlegte, ob ich es aktivieren sollte.
    Den Gedanken verwarf ich wieder. Es wäre nicht gut gewesen, denn ich wollte nur die Kraft des Allsehenden Auges ausnützen.
    Waren die kleinen Käfer unruhiger

Weitere Kostenlose Bücher