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John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2)

John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2)

Titel: John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mit dem Herzen dabei«, flüsterte Charlotte. »Das spüre ich genau. Ich habe mich täuschen lassen, weil etwas in dir steckt, das ich auch von mir her kenne. Aber es ist nur ein kleiner, ein sehr kleiner Teil, wenn du verstehst. Das andere ist größer, und das kann mir nicht gefallen. Hast du verstanden?«
    »Natürlich.« Jane versuchte, eine gewisse Lockerheit zu bewahren, was nicht einfach war. »Ich bin halt noch nicht soweit.«
    Sie hoffte, damit die richtige Ausrede gefunden zu haben, aber die ließ Charlotte nicht zu. Steif schüttelte sie den Kopf. »Es stimmt, daß du noch nicht soweit bist, und ich weiß jetzt, daß du nie so werden wirst wie ich. Ich möchte nicht sagen, daß sich Lilith geirrt hat, denn eine Königin irrt sich nie. Ich kann mir aber vorstellen, daß sie dich zu mir geschickt hat, um mich zu prüfen. Ja, sie wollte herausfinden, wie weit ich eigentlich bin.« Charlotte schnappte nach Luft. »Und ich bin sehr weit gekommen, das kann ich dir versichern. Ich habe dich genau gespürt. Ich weiß jetzt Bescheid.«
    »Worüber?«
    »Daß du nicht zu mir gehörst. Und wer nicht zu mir steht, der ist gegen mich.«
    Die Waage neigte sich einer Seite zu, die Jane Collins nicht gefallen konnte. Charlotte hatte ihr Engelsgesicht verloren. Es war zu einer Fratze geworden. Der böse und grausame Ausdruck in ihren Zügen deutete auf Mord und Tod hin.
    Auch fürchtete sich Jane vor dieser Umgebung. Etwas störte sie, abgesehen von den Toten. Hier war ein Fluidum entstanden, dem sie nicht Paroli bieten konnte. Wahrscheinlich näherte sich Lilith, um einzugreifen, und Jane wollte so schnell wie möglich diese Umgebung des Todes verlassen. Mit ruhiger Stimme redete sie auf Charlotte ein. »Es wäre doch besser, wenn wir die Unterhaltung in aller Ruhe in deinem Haus fortsetzen könnten. Oder meinst du nicht?«
    »In Ruhe?« wiederholte sie wütend. »Für mich ist es hier ruhig genug, und du wirst bald deine ewige Ruhe finden, das garantiere ich dir. Ich habe beschlossen, daß dieser Schacht auch zu deinem Grab werden soll, Jane Collins.« Kaum hatte sie die Sätze gesprochen, da zog sie mit der rechten Hand das Beil aus der Schlaufe. »Ich werde dich zerhacken, Jane. Dich nicht in den Brunnen werfen. Dich mache ich hier tot.«
    Die Detektivin zog blitzschnell den Revolver und zielte auf Charlotte. »Bevor du mich zerhacken kannst«, sagte sie knirschend, »werde ich dir eine Kugel in dein Engelsgesicht schießen …«
     
    *
     
    Ihre Stimmen waren verklungen, und zwischen ihnen hatte sich eine bedrückende Stille ausgebreitet. Der kalte Lichtstrahl war so gerichtet, daß sich beide Frauen sehen konnten, und Jane stellte fest, wie überrascht Charlotte war, denn mit dem Widerstand hatte sie nicht gerechnet. Der wilde, haßerfüllte Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht und machte einem Staunen Platz.
    »Du – du wagst es tatsächlich, dich gegen mich zu stellen, Jane Collins?«
    »Ja, wie du siehst.«
    »Das ist unmöglich. Das ist – wie kannst du das? Was würde Lilith dazu sagen?«
    »Das ist mir egal.«
    »Wieso?«
    »Sie ist mir egal!«
    »Nein, das kannst du nicht sagen.« Charlotte bewegte sich, mit ihr das Beil, und plötzlich hinterließ das Licht Reflexe auf dem Metall. »So etwas darfst du nicht mal in den Mund nehmen.«
    »Ich liebe sie nicht.«
    »Aber du gehörst …«
    »Nein, ich gehöre nicht zu ihr. Lilith ist für mich das Gegenteil von einer Freundin, Charlotte. Wir beide stehen auf zwei verschiedenen Seiten. Ich hasse sie, und sie haßt mich, aber sie will mich trotzdem dorthin bringen, wo ich früher einmal gewesen bin. Hinein in die Welt des Bösen. Nur habe ich mich verändert. Ich gehorche diesen fremden Dämonen nicht mehr. Ich bin weder ein Kind des Satans noch eine Freundin der Hexe. Ich bin ein Mensch, und ich bin ich.«
    Die Detektivin hatte viel gesagt, viel erklärt, aber Charlotte kam damit nicht zurecht. Sie steckte einfach zu tief in diesem Bann und fragte flüsternd: »Wie kann man sich nur so gegen sie stellen? Wie kann man sie nur so abweisen?«
    »Weil ich weiß, woher sie kommt.«
    »Ich weiß es auch!«
    »Und ich weiß, daß Lilith abgrundtief schlecht ist!« Jane nickte. Für sie war ein gewisser Punkt erreicht. Sie wollte nicht mehr über Lilith diskutieren, sondern raus aus diesem verdammten Leichenloch. Nur das zählte. »Wirf dein Beil weg!« befahl sie. »Los, weg damit!«
    Charlotte zögerte und schüttelte den Kopf. »Hat Lilith dich kugelfest gemacht?«

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