John Sinclair - 0978 - So jagten wir Shimada
würden wir uns schon gewöhnen.
»Wie sieht es aus, Gazza?« fragte ich.
»Recht gut. Ich habe meinen Leuten gesagt, daß sie sich auf der Insel verteilen sollen.«
»Wo?«
»An strategisch günstigen Stellen. Vor allen Dingen dort, wo sie einen guten Überblick haben.«
»Okay.«
»Und wir gehen zum Kloster?« fragte Suko.
Ein knappes, schneidiges Lächeln huschte über Gazzas Mund. »Ja, da gehen wir hin.«
»Aus der Luft war nichts zu erkennen«, gab Suko zu bedenken.
»Ich weiß, aber glauben Sie mir, Sie werden schon genug zu sehen bekommen, und sie werden darüber nicht eben erfreut sein, kann ich Ihnen sagen.«
»Okay, gehen wir!«
Der Marsch begann. Es war keine weite Strecke, so groß war die Insel nicht, aber der Weg war doch recht beschwerlich, weil er ständig anstieg und wir mit Gegenwind zu tun hatten. Ich zumindest wurde wieder an alte Zeiten erinnert und fragte mich, wie lange es hergewesen war, daß wir uns auf eine so weite Tour in den Fernen Osten begeben hatten.
Schwierigkeiten mit der Kondition bekamen weder Suko noch ich. Wir waren auch weiterhin in Form. Dafür sorgten schon unsere Fälle oder die schwarzmagische Seite, die uns nun alles gönnte, allerdings keine Ruhe und uns von einem Einsatz in den nächsten trieb.
Das Kloster, unser Ziel, lag versteckt auf einer gewissen Höhe. Es war gar nicht so leicht zu finden, wozu auch beitrug, daß es in den Farben des Geländes gestrichen worden war: Grün und Braun.
Moose und andere Gewächse überwucherten das Mauerwerk. Wir hatten auch einiges über die Menschen in Erfahrung bringen können, die hinter den Klostermauern lebten.
Mönche, die einer bestimmten Religion angehörten und die Götterwelt erforschten.
Da war es dann zu einem Fehler gekommen. Irgend etwas mußten sie falsch gemacht haben, sonst wären wir nicht gerufen worden. Von japanischer Seite aus hatte man sehr geheimnisvoll getan, so daß dieser Auftrag schon mehr einem Geheimjob glich.
Die Auflösung würden wir bald bekommen, wenn wir das Kloster erreicht hatten.
Noch gingen wir über den weichen Boden, aus dem nur hin und wieder die grauen Felsen hervorschauten, wie Buckel toter, nicht ganz vergrabener Ungeheuer. Der Wind war unser ständiger Begleiter. Immer wieder packte er uns von verschiedenen Seiten, und er würde auch bleiben, dafür war diese Insel bekannt.
Shimada, die lebende Legende!
Ich konnte den Schauer kaum zurückhalten, wenn ich an ihn dachte. Er war ein gefährlicher Gegner.
In seiner eigenen Festung schaffte er es, die Zeiten zu durchreisen, und diese Festung war so gebaut, daß er ihr Aussehen allein durch seine Geisteskraft verändern und zahlreiche Fallen von einem Augenblick zum anderen aufbauen konnte. Da war dann nichts mehr so, wie es zuvor gewesen war.
Wir hatten das leider schon erleben müssen und waren nur mit viel Glück entkommen.
Immer wenn ich an Shimada dachte, kam mir auch seine Festung in den Sinn.
Allmählich stieg bei mir die Spannung. Die Insel war leer – äußerlich zumindest, aber ich wußte auch, welche Kräfte plötzlich explodieren konnten, wenn andere Mächte zuschlugen. Finstere Götter, unheimliche Dämonen, sehr fremd für uns Europäer, aber trotzdem existent.
Wer an Shimada dachte, dem mußte auch eine andere Person in den Sinn kommen. Es war Yakup Yalcinkaya, der Mann, der Shimada jagte, der die heilenden Handschuhe besaß und die Krone der Ninja. Sie ermöglichte es ihm, sich unsichtbar zu machen, das hatten wir erleben müssen, ebenso wie die Feindschaft zwischen Yakup und Shimada.
Wer von den beiden der Gewinner dieses Kampfes war, wußte ich nicht. Uns war nicht mal bekannt, ob es überhaupt einen Sieger gegeben hatte. Zuviel Zeit war mittlerweile verstrichen. Suko und ich hatten uns um andere Fälle kümmern müssen, und selbst Shao, Sukos Partnerin, war wieder zurück in ihren Normalzustand gekehrt. Sie sah sich nicht mehr als die Frau mit der Maske, die so hervorragend mit der Armbrust umgehen konnte und die letzte Person in der Ahnenreihe der Sonnengöttin Amaterasu war, einer Todfeindin Shimadas.
All dies war uns bekannt, und wir mußten damit rechnen, daß es uns wieder berührte. Deshalb holte ich mir auf dem Weg zum Kloster die Vorgänge noch einmal ins Gedächtnis zurück. Ich konnte fast darauf wetten, daß es Suko ähnlich erging.
Wir ließen Gazza vorgehen, schauten auf seinen Rücken, und Suko fragte mich einmal: »Soll ich dir sagen, an was du denkst?«
»Nein, du weißt es
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