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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berenson
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Diesmal brachte er keinen Wodka mit, sondern eine Tüte mit Datteln. Als er an die Tür klopfte, umarmte Tajid ihn zu seiner Überraschung.
    »Gerade habe ich an dich gedacht, Cousin.«
    Bei einer Tasse starkem, süßem Kaffee erklärte er Grigorij, warum.
    Zuerst hatte Grigorij geglaubt - glauben wollen -, es handelte sich um einen Scherz. Aber nachdem Tajid wieder und wieder beteuerte, wie ernst es ihm war, hörte er auf zu protestieren.
    »Es ist unmöglich«, hatte er behauptet, um von seiner Nervosität abzulenken. »Das kann nicht klappen.«
    »Natürlich kann es das«, widersprach Tajid. »Das hast du selbst oft genug gesagt.«
    Tatsächlich hatte sich Grigorij mit seinem Cousin oft über die Probleme in Majak unterhalten. Seit den neunziger Jahren, als die Wachen oft gar nicht zum Dienst erschienen und die Gefechtsköpfe in Lagern aufbewahrt wurden, die nur durch billige Vorhängeschlösser gesichert waren, hatte Rosatom den Schutz seiner Nuklearanlagen enorm verbessert. Trotzdem blieben Schwachstellen, vor allem in den Stunden nach dem Eintreffen neuer Gefechtsköpfe. Nach dem gefährlichen Transport brannten die Kommandanten der Konvois darauf, ihre Ladung zu übergeben, damit sie aufbrechen konnten. Manchmal hatten sie es zu eilig.

    »Damit will ich nichts zu tun haben.«
    »Aber meine Freunde kennen deine Funktion im Werk.«
    »Tajid …« Grigorij sank der Mut, ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das ihm nur allzu vertraut werden sollte. » Was wissen sie?«
    »Sie kennen deinen Namen und wissen, was du tust.«
    »Meinen Namen?«
    »Cousin, du schaffst das.«
    »Selbst, wenn ich es könnte …« Grigorij brach ab. Er wollte nicht glauben, dass er auch nur so tat, als würde er den Vorschlag in Betracht ziehen. »Woher soll ich wissen, dass die Männer, von denen das Angebot kommt, nicht vom FSB« - dem russischen Inlandsgeheimdienst, der KGB-Nachfolgeorganisation - »oder der GUMO sind?«
    »Mein Korangelehrter verbürgt sich für sie.«
    »Das genügt vielleicht dir, Tajid, aber ich brauche mehr.«
    »Macht dir dein Nachbar Michail immer noch das Leben zur Hölle?«
    »Jeden einzelnen Tag. Diese miese Ratte. Warum fragst du?«
    »Wir sprechen uns bald, Cousin.«
     
    Als Grigorij eine Woche nach diesem Gespräch nach Hause kam, war es in seiner Wohnung ungewöhnlich ruhig. Bald wurde ihm klar, warum. Nebenan stießen keine Pornodarstellerinnen Schreie vorgetäuschter Lust aus.
    Am nächsten Tag wurde Michails Leiche auf einer Nebenstraße außerhalb von Tscheljabinsk gefunden. Jemand hatte ihm zwischen die Augen geschossen. Schlimmer noch. Wenn man den Gerüchten glauben wollte, war
immer wieder auf ihn eingestochen worden, und Ohren und Zunge waren abgeschnitten. Als Grigorij die Neuigkeit hörte, schenkte er sich ein Glas Wodka ein und wartete, dass das Telefon klingelte. Er musste nicht lange warten.
    »Hast du gehört, was deinem Nachbarn zugestoßen ist?«
    Grigorij schwieg.
    »Wann können wir uns treffen?«, fragte Tajid.
    »Wann immer du willst.«
    »In einer Stunde. Im Moskau.« Das war eine heruntergekommene Kneipe am Rand von Ozersk.
    Tajid legte auf, und Grigorij kippte seinen Wodka herunter. Der Schnaps wärmte zwar seinen Bauch, aber sein Kopf blieb eiskalt. Tajids Männer hatten überzeugend bewiesen, dass sie nicht für die Polizei arbeiteten. Zugleich hatten sie Grigorij demonstriert, welches Schicksal ihn erwartete, falls er nicht kooperierte. Zwei Fliegen mit einem Streich.
     
    Tajid saß mit einem Mann in einer Ecke des Moskau. Der Unbekannte war ein hellhäutiger kleiner Araber, sauber rasiert und gut gekleidet. Das einzig Auffällige an ihm waren die mandelförmigen braunen Augen. Mit der schwarzen Lederjacke und dem schmalen Goldarmband sah er eher aus wie ein kleiner Mafioso als wie der Dschihadi, den Grigorij erwartet hatte. Andererseits wollte so jemand natürlich so wenig wie möglich auffallen.
    »Dein Cousin hat eine hohe Meinung von dir«, sagte der Araber auf Russisch und reichte ihm die Hand. »Ich bin Jussuf.«
    Grigorij war kein Held, das wusste er selbst. Jetzt nahm er seinen gesamten Mut zusammen. »Jussuf. Was hast du
mit … mit dem, was ihr stehlen wollt, vor?« Das Wort Bombe brachte er nicht über die Lippen.
    Tajid runzelte die Stirn. »Cousin, du bist kaum da, und schon …«
    »Lass ihn fragen«, unterbrach Jussuf. Er sah Grigorij an. »Ich weiß es nicht. Aber eins kann ich dir versprechen: Wir werden sie nicht in Russland einsetzen. Teil meiner Aufgabe ist

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