John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
Aufgabe, die sein Wissen vertiefte und sein Können vermehrte. John Workmann besaß technische Phantasie. Er, der nun infolge eines Befehles von Mr. Ford zu den Direktionssitzungen über den Fabrikneubau ein für allemal hinzugezogen wurde, brachte Vorschlage ganz eigenartiger Natur zur Sprache. Vorschläge, die im ersten Moment durch ihre Kühnheit verblüfften, von den Ingenieuren für unmöglich gehalten wurden und im Laufe der Besprechung doch schließlich Hand und Fuß bekamen und zur Ausführung angenommen wurden.
Das begann bereits, als man die Pläne für die Gebäude des neuen Werkes entworfen hatte und die Art ihrer Fundamentierung erörterte. Das Land dicht am Seeufer bot nicht den besten Baugrund. Es bestand aus einer mehrere Meter starken Schicht aus angeschwemmter Humuserde, der man es nicht ohne weiteres zumuten konnte, die schweren Gebäude zu tragen. Unter dieser Schwemmschicht lag blauer Ton und darunter tragbarer Sand. Die Baumeister schlugen vor, Pfähle einzurammen, und zwar Pfähle von solcher Länge und Stärke, daß sie noch tief in den festen Sand hineinragten. Die aufgestellte Berechnung ergab eine ungeheure Menge von Bauholz, das man weit von Kanada her heranbringen mußte. Einer der Bausachverständigen schlug vor, nicht Holzpfähle, sondern Betonpfähle in den Boden einzurammen. Eine genaue Rechnung ergab, daß diese Bauweise nicht nennenswert billiger ausfallen würde als die Fundamentierung auf Holzpfählen. Die einzelnen Betonpfähle mußten mit einer starken eisernen Einlage versehen werden, um die schweren Schläge des Rammbären auszuhalten, und dabei gingen alle Ersparnisse wieder verloren.
Bei diesem Stande der Verhandlungen kam John Workmann mit seinem Vorschlage an. Man solle mit einem Erdbohrer einfach ein rundes Loch in den Boden bis in die Sandschicht hinein bohren und solle es mit Betonbrei ausspritzen. Der Beton müsse dann im Boden granithart werden und an Ort und Stelle einen guten, tragbaren Pfahl bilden.
Zuerst erhob sich stürmischer Protest. Zwei Gründe waren es hauptsächlich, die von den Bausachverständigen vorgebracht wurden. Erstens, daß solche Pfähle niemals schön gleichmäßig glatt und rund werden könnten. Und zweitens, daß bei einem solchen Gießen der Pfähle in den Boden selbst Druck und Verdichtung des Bodens fehle, durch welche die eingerammten Holzpfähle ja erst ihre große Tragfähigkeit erhielten. Diese Einwände schienen den Vorschlag John Workmanns zu erledigen. Aber der junge Erfinder gab sich so leicht nicht geschlagen. Er entwickelte genau, wie er sich sein Verfahren dachte. Mit dem Erdbohrer solle man etwa fünfzehn Meter tief bohren und gleich ein dünnwandiges Stahlblechrohr in das Bohrloch hineinschieben. Dann sollte der Erdbohrer entfernt werden. Das Blechrohr sollte bis oben mit Beton gefüllt und dann langsam aus dem Loche herausgezogen werden, während man den Beton mit einem kräftigen Druckstempel nach unten preßte. So müßte er sich allen Unebenheiten des Bohrloches fest anschmiegen und ein Pfahl von großer Tragfähigkeit entstehen.
Mr. Ford entschied die Angelegenheit durch ein Machtwort. Ein Versuch nach der von John Workmann angegebenen Methode sollte gemacht werden.
Das war nun geschehen. Seit acht Tagen stand der auf diese Weise in den Boden gespritzte Pfahl und hatte genügend Zeit gehabt, zu erhärten. Zwanzig Meter davon hatte man einen starken Pfahl aus gutem amerikanischem Fichtenholz in den Boden gerammt. Nun kam die Belastungsprobe. Auf beide Pfahlköpfe waren eiserne Platten montiert worden.
Neben jeder Platte war eine Meßlatte so in den Boden gesteckt, daß sich genau in der Höhe der Platte die Nullmarke befand. Wenn sich also die Platte mit dem Pfahl unter der Belastung tiefer in den Boden einsenkte, so konnte man es genau ablesen.
Und nun begann die Belastung. Schwere Bleibarren, jeder einzelne im Gewicht von zwei Zentnern, wurden vorsichtig auf die eisernen Platten gepackt. Tonne um Tonne stieg die Belastung, und Millimeter um Millimeter sank der hölzerne Pfahl tiefer in den Boden, genau so, wie es die Bausachverständigen vorausgesehen und vorausberechnet hatten. Als der Pfahl die volle Last trug, die er nach der Massenberechnung des geplanten Bauwerkes tragen sollte, war er um beinahe zwei Zentimeter in die Tiefe gesunken. Der gespritzte Betonpfahl dagegen hatte kaum um einen halben Zentimeter nachgegeben. Schon jetzt hatte der Versuch die Brauchbarkeit des Vorschlages von John Workmann erwiesen.
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