John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
hoch und immer höher steigen. Schon stand der Höhenmesser auf 3000.
Jetzt, in 4500 Meter Höhe ging das Flugzeug in die Waagrechte. Der Motor behielt seine volle Stärke, und mit unheimlicher Geschwindigkeit jagte das schlanke, schnittige Flugzeug durch die dünne Luft.
Mr. Bennett betrachtete schweigend die Landschaft, die sich wie eine Reliefkarte unter ihnen dahinzog. Eine Wasserfläche wurde sichtbar, eine größere Stadt lag daran.
»Ithaka, Mr. Bennett«, erklärte John Workmann über die Bordsprechanlage.
Mr. Bennett blickte auf seine Uhr. Es waren wenige Minuten verstrichen, seit sie in Lake Road aufgestiegen waren. Schon lag der See und die eben gesichtete Stadt weit hinter ihnen. Ein Ort tauchte auf, in dem vier Eisenbahnen knotenförmig zusammenliefen. Dann wurde das Land gebirgig. Sie waren kaum eine Stunde unterwegs, als die charakteristische Silhouette von New York sichtbar wurde.
»Haben Sie einen besonderen Wunsch in bezug auf den Landungsplatz, Mr. Bennett?«
»Nein.«
»Gut, dann werden wir an der Battery niedergehen.«
»All right, mein Freund.«
Zwei Minuten später senkte sich das Flugzeug so steil, wie es aufgestiegen war. Dann setzte es sanft und beinahe geräuschlos dicht am Ufer auf das Wasser auf. Mit leicht laufendem Motor brachte John Workmann das Flugzeug unmittelbar an eine der Landungsbrücken. Mr. Bennett verließ es und schritt über die Brücke an Land. Nur wenige Neugierige hatten das Schauspiel beobachtet.
Keiner von ihnen hatte Gordon Bennett erkannt. Während er dem Herald-Gebäude zueilte, in der Brusttasche das inhaltsschwere Telegramm, brachte John Workmann sein Flugzeug wieder von der Brücke ab auf das offene Wasser. Er hatte während der Wendemanöver nicht bemerkt, daß der hinter ihm liegende Passagiersitz, auf dem Mister Bennett gesessen hatte, wieder besetzt worden war, und zwar von einem Manne, der schnell und kostenlos von hier nach dem Westen kommen wollte. Der Mann hieß James Webster. Er hatte die Landung des Flugzeuges zufällig gesehen und vermutete, daß es nach dorthin zurückfliegen werde, wohin er selbst wollte. John Workmann ahnte, als er mit diesem ungebetenen Gaste sein Flugzeug nach Nordwesten zurückflog, noch nicht, welch bedeutungsvolle Rolle dieser Mann in seinem späteren Leben noch spielen sollte.
28. Kapitel
Das plötzliche Verschwinden des Zeitungskönigs hatte auf die in Lake Road versammelten Festgäste keinen besonderen Eindruck gemacht. Sie sahen ihn mit John Workmann, der als sicherer Pilot bekannt war, in Richtung New York verschwinden und dachten sich stillschweigend, daß er während des Fluges den Einfall bekommen haben mochte, sich direkt nach New York bringen zu lassen. – Das erzählten ihm die Monteure, und so hatte es John Workmann nicht nötig, besondere Erklärungen im Werk abzugeben, sondern konnte sich sofort diesem Mann widmen, der frierend und zähneklappernd neben ihm stand. Er hatte ihn erst beim Verlassen des Flugzeuges entdeckt und betrachtete ihn verständlicherweise nicht gerade freundlich.
»Well«, sagte John, »wie Sie hineingekommen sind in die Maschine, kann ich mir denken. Nun möchte ich noch wissen, was Sie mit diesem Einfall bezweckten?«
Der Fremde errötete. Nach einigem Zögern erwiderte er: »Ich sah Ihr Flugzeug aus dem Nordwesten über die Stadt herkommen. Ich vermutete, Sie kommen von den Seen und fliegen vielleicht dorthin zurück…«
»Das stimmt.«
»Und weil ich auch nach den Seen will und weil mein Reisegeld nicht gerade… Sie verstehen, Sir… nicht übermäßig reichlich ist, wollte ich die billige Gelegenheit benutzen. Früher nahm man Güterzüge für diesen Zweck. Ich dachte, mit dem Flugzeug würde ich schneller zum Ziele kommen. Ich bitte Sie um Entschuldigung.«
John Workmann hatte während dieser Worte Gelegenheit genommen, den Fremden genau zu mustern. Dieser war äußerst einfach, aber sauber gekleidet und mochte etwa 45 Jahre alt sein. Sein gutgeformtes Gesicht verriet Klugheit und Entschlossenheit.
»Mein Name ist James Webster. Beruflich bin ich so ziemlich alles gewesen, zuletzt Geiger in einem sacred concert in der Bowery. Hauptsächlich aber Prospektor, Sir. Habe mehr Gold und Petroleum in meinem Leben gefunden, als nötig wäre, um uns beide zu Millionären zu machen. Andere hatten den Vorteil davon… Lassen wir das. Ich wollte nach Buffalo zu Verwandten, da ein paar Wochen ausspannen. Mich wieder sammeln und dann mit neuen Kräften an meinen Lebensberuf
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