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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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John Workmann den Brief, welcher seinen Namen trug und in einem Kuvert steckte. Aber erst, nachdem er seine Morgenausgabe in den Hoch- und Untergrundbahnen verkauft hatte, nahm er sich Zeit, den Brief zu öffnen. Mit erstaunten Augen las er:
    Werter Herr!
    Im Auftrage des Mister Bennett habe ich Ihnen mitzuteilen, daß Sie sich heute zwischen 2 und 3 Uhr in seinem Büro einfinden möchten.
    Hochachtungsvoll George Tyler, Sekretär.
    Zweimal las John Workmann den Brief. Dann wurde er glühend rot. Scheu steckte er das Schreiben in seine Brusttasche und benutzte zum erstenmal in seinem Leben die Straßenbahn, um schneller nach Hause zu kommen. Er wollte seinen Anzug wechseln.
    Zum ersten Male auch geschah es, daß er als »Herr« angeredet wurde. –
    Und derjenige, der ihn mit Herr anredete, war einer der Mächtigsten der Welt, einer der ersten Millionäre: der Besitzer der ungeheuren Maschinen, der Arbeitgeber von Tausenden von Menschen, ein König in seinem Reich.

3. Kapitel
    Als John Workmann die breite Marmortreppe im Gebäude des Zeitungsriesen zu dem im ersten Stockwerk befindlichen Empfangsraum hinaufstieg, erschien ihm das gar nicht so außergewöhnlich, obwohl er noch nie in seinem Leben über mit roten Samtläufern belegte Marmorstufen geschritten war. Auch der dunkel getäfelte Empfangssaal mit den mächtigen Teakholztischen, auf denen Zeitungen und Bücher aus aller Herren Länder zur Ansicht lagen, imponierte ihm nicht.
    Als sei es etwas Selbstverständliches, nahm er in einem der bequemen, rotledernen Sessel Platz und wartete der Dinge, die nun kommen mußten.
    Es dauerte nicht lange, da näherte sich ihm ein Diener, der die Besucher nach ihren Wünschen zu fragen hatte.
    Von dem Empfangsraum gingen wohl ein Dutzend Türen nach den verschiedenen Richtungen des Zeitungspalastes und brachten die Besucher zu den verschiedenen Redaktionen.
    Da war ein dauerndes Kommen und Gehen. Es gab kaum eine Nation in der Welt, die nicht täglich hier vertreten war: Inder mit Turban, Türken mit dem Fez, Perser mit Lammfellmützen, Chinesen mit blauseidenen Jacken und ebenholzschwarze Neger; Kaukasier, Franzosen, Italiener, Deutsche und Engländer. Ja, selbst die Eskimos der letzten Nordpolexpedition hatten den Raum schon betreten.
    Aber nicht nur Ausländer waren hier zu treffen, sondern auch viele Mitbürger John Workmanns, um sich Rat und Auskunft oder auch Hilfe zu holen. Und für alle wußte der gigantische Apparat des Zeitungsriesen Rat zu schaffen!
    Da kamen arme Leute, die keine Feuerung besaßen, und die von ihm für den ganzen Winter das Brennmaterial erhielten. Da waren im heißen Sommer Leute, die bei der tropischen Glut, die in New York herrschte, kein Eis hatten, und sie erhielten welches. Da waren andere, welche um ein Freibett in einem Krankenhaus baten, um einen Rechtsanwalt in schwierigen Fällen, um ein bares Darlehen, um Schutz gegen Feinde, um einen Arbeitsplatz.
    Und wie Harun al Raschid, der mächtige Herrscher aus dem Märchen von Tausendundeiner Nacht, erschien allen den Hilfesuchenden der ihnen selbst nicht zu Gesicht kommende Zeitungsriese, und die wenigsten wußten sich selbst ein Bild von ihm zu machen. Unsichtbar und mächtig war er für Tausende von Menschen. Es gehörte auch zu den größten Seltenheiten, daß ihn irgendein Mensch zu Gesicht bekam. Selbst seine Untergebenen sahen ihn jahrelang nicht. Nur sein Vertrauter, seine rechte Hand, sein Sekretär, George Tyler, war der Mittelsmann, dessen er sich bediente, um seine kurzen und bündigen Befehle zu erteilen. Als der Saaldiener zu John Workmann trat, um ihn zu fragen, wen er zu sprechen wünsche, antwortete John Workmann:
    »Mister Bennett.«
    Der Saaldiener, welcher diese Antwort wohl hundertmal am Tage hörte, antwortete jedesmal dasselbe:
    »Mister Bennett ist nicht zu sprechen. – Falls Sie mir sagen, was Sie wünschen, werde ich Sie zu seinem Vertreter bringen.«
    »Erlauben Sie mal«, erwiderte John Workmann und zog seinen Brief aus der Tasche, »ich glaube nicht, daß Mister Bennett zu den Leuten gehört, die sich einen Spaß mit einem anderen erlauben. Überzeugen Sie sich, Mister Bennett hat mich um diese Zeit herbestellt.«
    Der Saaldiener nahm den Brief und während er ihn las, veränderte sich sein freundlich herablassender Gesichtsausdruck zu einer respektvollen und strengen Miene:
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte er mit einer höflichen Verbeugung, die sonst nicht zu seinen Gewohnheiten gehörte. »Das ändert

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