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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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    »Sie waren wohl gut mit dem kleinen Charly Beckers befreundet, daß Sie so um ihn besorgt waren?«
    »Wir waren Kameraden«, entgegnete John Workmann, »und da steht einer für den anderen ein. Falls ich krank geworden wäre, würden meine Kameraden wohl dasselbe für mich getan haben.«
    »Das wundert mich eigentlich von euch Zeitungsjungen!«
    »Inwiefern?« fragte John Workmann erstaunt, »wir sind einer auf den anderen angewiesen. Und außerdem müssen Sie sich doch dessen erinnern, wie es unter uns zugeht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, Sie waren doch auch einmal Zeitungsjunge?«
    »Nein«, lachte Mister Bennett. »Ich habe einen anderen Weg gemacht.«
    In diesem Augenblick wurde die Tür leise geöffnet und die Sekretärin meldete den Maschinenmeister. Scheu trat der Maschinenmeister, ein schwerer, breitschultriger Mann, in das Zimmer und blieb bescheiden an der Tür stehen.
    »Treten Sie näher, Mister Johnson«, sagte Mister Bennett, »ich möchte Ihnen eine persönliche Anweisung geben. – Ich wünsche diesen Jungen bei Ihnen an der Farbenpresse beschäftigt.«
    »Sehr wohl, Mister Bennett.«
    »Das ist alles. Sie können wieder gehen.«
    Als der Maschinenmeister den Raum verlassen hatte, erhob sich Mister Bennett.
    »Treten Sie also morgen früh bei dem Maschinenmeister an und halten Sie sich weiter so brav wie bisher. Ich werde Sie sehr im Auge behalten.«
    John Workmann war gleichfalls aufgestanden, drehte seine Mütze verlegen in den Händen, und eine jähe Röte schoß plötzlich über sein Gesicht.
    »Ich muß mir noch eine Frage erlauben, bevor ich gehe«, sagte er in bescheidenem, aber festem Ton. »Sie vergaßen mir zu sagen, welchen wöchentlichen Verdienst ich an der Maschine haben werde!«
    Über das Gesicht von Mister Bennett huschte ein Lächeln. »Selbstverständlich, da hast du ganz recht!« erwiderte er, plötzlich seine Anrede wechselnd. »Warte einige Sekunden dort.«
    Er nahm wieder das Telefon zur Hand und sprach mit irgendeiner Betriebsstelle wegen des Lohnes. Als er den Hörer hinlegte, sagte er:
    »Du erhältst vorläufig zwei Dollar die Woche und kannst, falls du fleißig bist und deinen Platz gut ausfüllst, in mehreren Monaten schon sechzehn Dollar verdienen.«
    Da schüttelte John Workmann seinen Kopf. »Nein, Herr Bennett«, erwiderte er, »ich muß Ihnen für Ihre Freundlichkeit, mich bei den Maschinen zu beschäftigen, danken.«
    »Was mußt du?« fragte der Zeitungsriese erstaunt. »Du willst den Platz, den ich dir anbiete, nicht annehmen? Du hast doch eben noch gesagt, daß es dein Wunsch sei?«
    »Es ist auch mein Wunsch«, entgegnete John Workmann. »Aber ich habe nicht das Recht, meinen Wünschen gemäß zu leben. – Ich habe meine Mutter zu ernähren.«
    Einige Sekunden war es ganz still in dem Raum. Man hörte nur das schwere, gleichmäßige Ticktack der Normaluhr, das leise Grollen der im Kellergeschoß des riesigen Gebäudes befindlichen Maschinen. –
    Der Kopf des Zeitungsriesen neigte sich auf die Brust, seine Augen blickten in tiefem Nachdenken auf den Teppich. Es war, als ob etwas Heiliges plötzlich den Raum erfüllte, etwas anderes als kalte Zahlen, Maschinen und nüchterner Verstand. –
    Endlich richtete sich der Zeitungsriese wieder hoch und blickte auf John Workmann, der ihn mit offenen, geraden Augen anschaute. Dann sagte er:
    »Darf ich den Verdienst wissen, den du als Zeitungsjunge hast?«
    »Zwölf bis fünfzehn Dollar die Woche.«
    »Zwölf bis fünfzehn Dollar?« wiederholte Mister Bennett, »das ist ja ein Verdienst, wie ihn nur ein guter Arbeiter erzielt. Wie ist das möglich?«
    Jetzt machte John Workmann ein verwundertes Gesicht. Er konnte sich nicht denken, daß der Zeitungsriese nicht wissen sollte, wie das zusammenhinge. – –
    Da Mister Bennett aber auf eine Antwort zu warten schien, sagte er:
    »Ich habe eine gute Ware zu verkaufen, wie sie die Leute wünschen. Hätte ich eine schlechte Zeitung, würde ich nicht soviel Geld verdienen. – Aber Ihre Zeitungen sind gut, Mister Bennett.«
    Ein leichtes Lächeln umspielte den Mund Mister Bennetts, und indem er sich setzte, zündete er sich eine Zigarre an, wie um seine Gedanken zu sammeln. Nachdem er einige Zeit geraucht hatte, sagte er:
    »Ich bin bereit, eine Ausnahme mit dir zu machen. Ich glaube, du kannst für mich in meinem Betriebe noch einmal eine äußerst tüchtige Stütze werden. Und deshalb bin ich bereit, dir denselben Verdienst jede Woche zu zahlen, wie du ihn bisher

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