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John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär

Titel: John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Dollar, Charly.«
    »Hm –« nachdenklich sah der kleine Knirps auf die Decke aus Sacktüchern. Dann hob er den Kopf ein wenig, blickte John Workmann dankbar an und sagte: »Du bist ein guter Junge, John, ich schulde dir demnach fünf Dollar. Schade, den Doktor hättest du sparen können, da ich nun wieder gesund werde.«
    Dann legte er sich mit dem Kopf zur Wand und schloß vor Erschöpfung die Augen. John Workmann aber saß still neben dem Lager seines Kameraden, lauschte auf die unregelmäßigen Atemzüge und bekam Herzklopfen, wenn der Atem einmal längere Zeit ausblieb.
    So kam der Mittag heran und die Zeit, wo die anderen Jungen vom Broadway noch einmal Charly Beckers sehen wollten.
    Wohl an die hundert Jungen waren es, die sich auf dem Hof hinter dem Lagerhaus versammelten und lautlos einer nach dem anderen zu dem engen Verschlag emporkletterten. Der kleine Sterbende wachte auf und freute sich, daß alle seine Freunde gekommen waren, um ihn zu besuchen. Jeder der Jungen schüttelte ihm die Hand und hatte ein Trostwort für ihn. – Und Charly Beckers fühlte sich, als sei er der Präsident, und mit lächelndem Munde flüsterte er:
    »Sorgt euch nicht. – Morgen bin ich wieder gesund.« – Immer matter wurde sein Lächeln, ein müder Schatten legte sich vor seine Augen, er erkannte nichts mehr und mit einem letzten Aufflackern seiner Lebenskraft flüsterte er sterbend:
    »Morgen – gesund –«
    Dann versank das graue Licht des Wintertages in ewige Nacht vor seinen Augen. –
    Charly Beckers war lange tot, als seine Kameraden immer noch nicht wußten, daß er nicht mehr unter ihnen weilte. Erst als John Workmann merkte, daß die Hand des kleinen Charly, die er hielt, kälter und kälter wurde und die Augen sich nicht mehr öffneten, beugte er sich über ihn und rief:
    »Charly, willst du etwas trinken?« und nachdem er es mehrmals gerufen hatte, ohne Antwort zu bekommen, bekam John Angst.
    Mit zitternden Händen nahm er die Medizinflasche und versuchte, in Charly Beckers festgeschlossenen Mund einige Tropfen zu gießen. Umsonst.
    Charly Beckers kleiner Mund, der so fröhlich plaudern konnte, war für immer verschlossen. – »Er ist sehr kalt«, flüsterte John Workmann seinen Kameraden zu, »ich werde ihn in den Arm nehmen und ihn wärmen.«
    »Es wird nichts nutzen«, sagte Harry Tomson, »als meine kleine Schwester starb – wir schliefen immer in demselben Bett – war sie auch ganz kalt. – Ich glaube, Charly Beckers ist nun im Himmel.«
    Da wurde es ganz still unter den Jungen wie in einer Kirche. Als einer von ihnen mit dem Fuß das Strohlager Charly Beckers berührte, daß es raschelte, fuhren sie erschreckt zusammen und schlichen zu ihren auf dem Hof weilenden Kameraden. Dort standen sie eng zusammengedrängt, als brüte ein schweres Unheil über ihren Köpfen.
    »Jungs!« sagte John Workmann mit tränenfeuchten Augen, »der kleine Charly ist tot. Sein letzter Wunsch war, so begraben zu werden, wie unsere Millionäre. Ich denke, wenn wir alle mal drei Tage lang hungern und unseren Verdienst zusammenschmeißen, dann wird es dafür ausreichen, daß wir dem kleinen Charly auf einem Kirchhof in Long Island einen festen Platz kaufen und ihn in einem schönen Sarg zu Grabe tragen. Seid ihr alle damit einverstanden?«
    In die ernsten Mienen der Jungen brachten die Worte John Workmanns wieder Sonnenschein. Jetzt hatten sie eine Pflicht an dem kleinen Charly Beckers, ihrem Kameraden, zu erfüllen! Fast zufrieden verließen sie den Hof und begaben sich wieder zu ihrem Arbeitsplatz, zum Broadway.
    John Workmann aber ging in den Raum des Toten zurück. Nachdem er nochmals einige bange Minuten vergeblich auf ein Lebenszeichen von ihm gelauscht hatte, begann er die Habseligkeiten – das Erbe des kleinen Charly Beckers – zusammenzupacken.
    Mit fast frommer Scheu faßte er die wertlosen und doch für Charly Beckers einstmals so kostbaren Dinge an. Wie hatte der kleine Knirps an den Sachen gehangen! John Workmann erinnerte sich, mit welch stolzen Augen ihm Charly Beckers die Tabakspfeife und das Taschenmesser gezeigt hatte. Vor allem aber das Notizbuch! – Das sollte Charly Beckers’ Wegweiser zum Reichtum werden.
    Mit Tränen in den Augen schlug John Workmann das kleine Buch auf. Da stand auf der ersten Seite mit ungelenken Buchstaben: »Charly Beckers« und darunter mit roter Tinte »Millionär«, auch seine Wohnung war genau angegeben. Dieser ärmliche Verschlag unter dem Dach war in Charly Beckers’

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