John Workmann - Vom Zeitungsjungen zum Millionär
als Zeitungsjunge hattest.«
Und von neuem schüttelte John Workmann seinen Kopf. »Auch das geht nicht, Mister Bennett.«
Jetzt zog Mister Bennett seine Augenbrauen unmutig zusammen. Er war es nicht gewohnt, Widerstand zu finden. Ja, es war vielleicht das erstemal, daß ein Mensch sich nicht seinem Willen fügen wollte. Sein Gesicht wurde hart, es schien wie aus Bronze.
John Workmann aber, der jede Furcht vor dem mächtigen Mann verloren hatte, sah ihm freimütig in die Augen und sagte:
»Es geht eben nicht, Mister Bennett. Denn ich habe bei Ihnen von morgens neun Uhr bis abends fünf Uhr zu arbeiten. Da würde ich keine Zeit übrigbehalten, um die Schule zu besuchen und hätte fernerhin keine freie Zeit, um mich zu erholen und mich um meine Mutter zu kümmern.«
»Du bist ein guter Rechner«, sagte jetzt Mister Bennett. »Ich glaube, wenn ich so wie du in meinen jungen Jahren bereits gerechnet hätte, ich würde noch mehr in der Welt zustande gebracht haben. – Was möchtest du denn einmal werden?«
»Dasselbe wie Sie, Mister Bennett.«
Jetzt verschwand der harte Gesichtsausdruck aus Mister Bennetts Gesicht, als er sagte:
»Das will ich dir nicht bestreiten. Du hast das Recht, in Kenntnis der Kräfte, die du besitzt, mir eine solche Antwort zu geben, die ich von anderen als unbescheiden und anmaßend ansehen würde. – Da ich mich nun einmal für dein Fortkommen interessiere, so will ich dir einen anderen Vorschlag machen:
Du kannst während der nächsten zwei Jahre, die du noch auf der Schule verbringen mußt, dich während deiner freien Zeit in meinen Maschinenräumen aufhalten und dich dort über alles informieren.«
»O ja«, entgegnete John Workmann. »Damit erfüllen Sie mir einen großen Wunsch. Ich möchte zu gern erforschen, wie die Maschinen gebaut sind und wie sie ihre Arbeit leisten. – Ich muß das kennenlernen, um einmal etwas zu werden.«
»Schön«, sage Mister Bennett, »ich werde dir eine Karte geben, mit der du überall in meinem Betrieb Zutritt hast. Solltest du irgend etwas von mir wünschen, so teile es meiner Sekretärin mit. Ich werde dann irgendeine Zeit bestimmen, in der du mich sprechen kannst.
Nun, mein Junge, grüß deine Mutter von mir und sage ihr, daß du in deiner Liebe zu ihr das beste Gut besitzt, was wir Menschen hier auf Erden erreichen können. Es ist das höchste nach unserer Gottesfurcht.«
Er reichte John Workmann die Hand, nahm eine Visitenkarte und schrieb mit seinen geraden steilen Schriftzügen einige Zeilen auf die Karte. Dann trocknete er die Schrift und reichte die Karte John Workmann. Danach klingelte er der Sekretärin und ließ John Workmann hinausgeleiten. –
Als John Workmann auf der Straße war, las er die Karte des Zeitungsriesen. Auf der einen Seite stand dessen Name, und auf der anderen Seite war zu lesen:
»Hierdurch weise ich jeden meiner Angestellten an, dem Inhaber dieser Karte, John Workmann, alle Auskunft, die er zu haben wünscht, in meinem Betriebe zu geben. Auch kann John Workmann praktisch an den Maschinen arbeiten.«
Sinnend und nachdenkend trat John Workmann seinen Heimweg an. Er dachte an den toten kleinen Charly Beckers, der eigentlich die Ursache war, daß er in den Besitz dieser Karte gekommen war. –
Und dann dachte er an Charly Beckers’ sehnlichsten Wunsch, einmal Millionär zu werden. Es war ihm, als ob er – John Workmann – nun die Erbschaft des kleinen Toten anträte, um den Weg vorwärts zu gehen, den jener nicht mehr schreiten konnte.
4. Kapitel
Einen erstaunten Blick hatte der alte Oberfaktor auf John Workmann geworfen, als dieser wenige Tage nach seiner Unterredung mit Mister Bennett in den großen Maschinenraum hineinspaziert kam.
»Kannst du nicht lesen, Junge«, herrschte er ihn an und zeigte auf ein Schild mit der Aufschrift: »Entrance positively not permitted« (Eintritt nicht erlaubt).
»Ich sah das Schild, aber ich denke, ich kann trotzdem hier umhergehen«, erwiderte John Workmann und zeigte ihm die Karte von Mister Bennett.
»So, so«, meinte der Oberfaktor, Mister Napp, »also du willst hier den Betrieb studieren. Verstehst du denn schon was von der Sache?«
»Einstweilen noch wenig«, sagte John Workmann. »Bis jetzt habe ich Zeitungen verkauft. Jetzt will ich sehen, wie sie gemacht werden.«
»Nanu – mußt du denn das wissen? – Das würde ja ‘ne nette Wirtschaft, wenn ihr Zeitungsjungen euch in Zukunft hier ansehen wolltet, wie die Zeitungen hergestellt werden. Ich denke, es
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