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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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einbrachte als Sonnenbrand und Genickschmerzen, sagte ich mir: Jetzt muss ein Flugzeug her. Das würde zwar teuer werden, für meine bescheidenen Verhältnisse sogar zu teuer, aber ich war mürbe und vor allem spürte ich, dass JoJo wirklich dringend Hilfe brauchte. Geld durfte jetzt keine Rolle spielen. Ich musste ihn finden.
    Am nächsten Morgen rief ich vor dem Flug noch meinen Tierarztfreund Larry McCaffe in den Vereinigten Staaten an, um mich zu vergewissern, dass für den Ernstfall die richtigen Antibiotika vorrätig waren. Am liebsten hätte ich ihn gebeten, selbst mit den Medikamenten einzufliegen und sich auch bereitzuhalten, um eventuell nötige Maßnahmen sofort ergrei fen zu können, aber das war im Grunde sinnlos, weil wir ohne hin keinen Tank oder irgendwelche Behandlungseinrichtungen für JoJo hatten. Also nahm ich davon Abstand.
    An Bord der Maschine erklärte ich der Pilotin, meiner Freun din Melinda, die Sachlage. Ihr verständnisvolles Lächeln hatte etwas Tröstliches und nahm mir ein wenig von dem Druck, der auf mir lastete. Ich war nervös und aufgeregt und fummelte ständig an der Gurtschnalle und meinem Erste-Hilfe-Päckchen.
    »Wir finden ihn schon, Dean«, sagte sie. Sie band ihr langes blondes Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen und klopfte mir leicht auf den Arm.
    Ich nickte und dachte über die beste Suchroute nach. »Klappern wir erst einmal die abgelegenen Gebiete ab. Dann können wir das schon mal abhaken.«
    Melinda nickte und ersuchte über Funk um Starterlaubnis. Wir suchten South Caicos von Cockburn Harbor bis Fish Cay und Ambergris Cay ab und dann noch weiter hinunter bis zu den ganz abgelegenen Seal Cays. Wir überflogen leere Strände, schmale und weite Buchten, und ich klemmte mich an mein Funkgerät, um alle Leute zu kontaktieren, die ich kannte.
    »Habt ihr JoJo gesehen?«, fragte ich. »Er ist seit einer Woche verschollen, und ich werde das mulmige Gefühl nicht los, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung ist.«
    Auf diesen dünn besiedelten Inseln antwortete man schnell. Vor allem, wenn es um JoJo ging.
    »Nein, Mann, tut mir leid. Ich war gestern tauchen und habe keine Delfine gesehen«, erzählte ein Kumpel. »Aber ich halte die Augen offen.«
    Manche sagten, sie würden nachsehen und sich dann wieder bei mir melden. Aber die Zeit wurde knapp, ich spürte es genau.
    Sicher fünfzig Leute rief ich an und erfuhr dabei auch alles Mögliche – nur nichts über JoJo.
    Wir suchten, bis sich die Sonne als orangeroter Feuerball auf den Horizont senkte. Mir war es gar nicht lieb, nach Grace Bay zurückzufliegen, aber es blieb uns nichts anderes übrig. Schon tagsüber war es nicht einfach, am Boden etwas zu erkennen, in der Nacht aber bestand überhaupt keine Chance. Es wäre einfach nur Spritverschwendung gewesen.
    Doch gleich im ersten Morgengrauen wollten wir weitersuchen.
    Melindas Miene war an diesem zweiten Tag schon nicht mehr ganz so zuversichtlich. Ihr Mund blieb schmal, wirkte schon beinahe resigniert. Oder war das nur eine Projektion meiner eigenen unguten Gefühle?
    Vor dem Start sagte ich lieber gar nichts, um bloß nichts Pessimistisches von mir zu geben. Die Sonne ging über der Inselkette auf, als wir über die Blue Hills nach Norden flogen. Sicher, es war ein schöner Anblick, an diesem Morgen aber empfand ich den Archipel nicht als tropisches Paradies, sondern eher als Hinrichtungsstätte.
    Dann berichtete ich Melinda von Hinweisen, die ich im Traum empfangen hatte: »Es müssen Mangroven und ein Durchlass in der Nähe sein, sonst weiß ich nur, dass es östlich von uns ist. Wie weit, kann ich nicht sagen. Aber es ist noch dieselbe Stelle, er hat sich nicht bewegt.«
    Dann ging ich wieder ans Funkgerät. Weitere Anfragen. Weitere Enttäuschungen.
    Aber er musste doch irgendwo sein!
    Es wurde Mittag. Es wurde Nachmittag und das Licht schwand. Melinda und ich sahen uns an.
    »Dean«, sagte sie, »der Treibstoff wird knapp.«
    »Dann wird er es wohl irgendwie allein schaffen müssen«, sagte ich niedergeschlagen.
    Melinda nickte nur. Eben wollte sie Richtung Flugplatz abdrehen, als ich unter mir eine dunkle verfilzte Masse sah, in der sich irgendetwas bewegte.
    »Was ist das?«, fragte ich, tippte ihr auf die Schulter und zeigte nach unten auf einen der schmalen Wasserwege.
    »Weiß ich auch nicht«, sagte Melinda. »Das sehen wir uns mal von Nahem an.« Sie flog eine Steilkurve, die uns dreißig Meter tiefer brachte.
    Dabei hob sich mir der Magen

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