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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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solcher Gewalt, dass er ihm den Kopf in die Tiefe drückte, wobei mir die raue Haifischhaut beide Unterschenkel aufschürfte. Die Haut war wirklich wie Sandpapier, und schon wurden die Knie rot und fingen an zu bluten.
    Das Salzwasser tat ein Übriges; die Abschürfungen brannten wie Feuer. Das löste aber auch in mir einen neuen Impuls aus.
    JoJos Einschreiten hatte meiner Panik ein Ende bereitet, und jetzt hatte ich nur noch einen Gedanken.
    Blitzartig schwamm ich zum Boot und schrie: »Schnell, eine Videokamera!«, während ich mich an der Plattform festhielt. Etliche Hände packten mich, um mich an Bord zu ziehen. »Nein!«, brüllte ich, nahm einem der Taucher einfach die Kamera weg und riss mich los. Diese Begegnung zwischen JoJo und dem Hammerhai musste einfach gefilmt werden! Die Filmleute hatten natürlich keine Ahnung, was das alles sollte, sie sahen mich wahrscheinlich schon samt Kamera in diesem riesigen Rachen verschwinden.
    Mit laufender Kamera schwamm ich auf die beiden Meeresbewohner zu und verfolgte staunend ihren Tanz. JoJo ließ den Hai ganz nah heran, um sich dann wieder mit einer blitzschnellen Wendung über ihn zu setzen und ihm mit dem Schnabel ordentlich eins aufs Dach zu geben. Daraufhin musste der Hai nach unten ausweichen, JoJo folgte ihm und trieb ihn immer tiefer. Etwa dreißig, fünfunddreißig Meter unter mir drückte er ihn schließlich in den Sand, und alles verschwand erst einmal in einer Wolke von aufgewühltem Sand. Dann sah ich den Hai nach rechts davonschießen, aber er schwamm nur einen Bogen und setzte dann erneut zum Angriff an. Er kam auf mich zu, aber schon hatte JoJo sich wieder angeschlichen und schoss direkt vor ihm vorbei, sodass er die Richtung ändern musste. Trotzdem mochte er noch nicht aufgeben; doch jeder seiner Ansätze wurde vereitelt, JoJo brachte ihn da unten ständig wieder aus der Richtung.
    Dieses Gerangel ging einige Minuten so weiter und ich filmte es von der Wasseroberfläche aus. Was für eine unglaubliche Chance!
    Schließlich bugsierte JoJo den Hai immer weiter in die Tiefe, bis ich die beiden nicht mehr sehen konnte. Dann erst stieg mein Freund wieder zu mir auf. Etwa zwanzig Meter unter mir machte er noch einmal halt, drehte sich um und tastete mit seinem Echolot die Tiefe ab. Er schien zufrieden und kam zu mir an die Oberfläche. Er sah mir in die Augen und berieselte mich mit seinen wunderbaren Pfeiflauten, während er mich umkreiste.
    »JoJo«, sagte ich, »was du da eben geboten hast, ist wirklich kaum zu glauben.« Ich war voller Bewunderung und Dankbarkeit. »Weißt du was, von nun an bin ich der lebende Beweis für all die Geschichten von Delfinen, die Menschen vor Haien retten.«
    JoJo hielt an und blieb mit sanft wedelnder Schwanzflosse direkt unter der Oberfläche vor mir liegen. Sein Kopf ging leicht auf und ab, als nickte er bestätigend.
    »Ich bin so stolz auf dich, aber das weißt du ja, oder?« Ich blickte ihm in die sanften braunen Augen und dachte an das, was ich eben verfolgt hatte. Ich sagte ihm, was für eine Ehre es für mich war, ihn meinen Freund nennen zu dürfen, und mir war so, als hörte ich ein leises zustimmendes Pfeifen.
    Er war eingeschritten, um den Hammerhai von einem Angriff auf mich abzuhalten, dann aber hatte er ihm nichts weiter getan. Wenn es nötig gewesen wäre, hätte er bestimmt auch noch deutlicher werden können. Doch bei einem Hai dieser Größe und Schnelligkeit wäre das wahrscheinlich auch für ihn gefährlich geworden, und Narben hatte er nun wirklich schon genug.
    Er hatte das Risiko auf sich genommen. Für mich. Um mich zu schützen.
    Die ganze Situation war eigentlich zu komisch. Da stand nun eine komplette Filmcrew an Bord eines Bootes, das mit allen technischen Möglichkeiten ausgestattet war, und musste untätig zusehen, wie ein kleiner Delfin einen wesentlich größeren Hai vertrieb. Nur weil ich zufällig gerade im Wasser war, hatten diese spektakulären Filmszenen entstehen können. Es machte mir bewusst, dass mein Leben mit JoJo im Meer wohl kaum je verfilmt würde. Und dass es nur uns gehörte.
    JoJos Popularität stieg, und natürlich kamen immer mehr Filmcrews, Journalisten, Delfinschützer und andere, die irgendetwas mit JoJo vorhatten. Leider fiel dem für sein Wohlergehen zuständigen Minister für Naturschutz und dem Chief Minister nicht auf, dass es dabei oft ausschließlich um kommerzielle Interessen ging. Wenn sie dann schließlich doch Verdacht schöpften, war es in vielen Fällen

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