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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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Sorgen. Und das Schlimmste: Nachdem er nicht mehr auftauchte, konnte ich auch nichts Neues mehr über ihn erfahren.
    Zu dieser internationalen Konferenz in Australien, bei der es um Meeressäugetiere und die Forschungs- und Aufklärungsarbeit auf diesem Gebiet ging, war ich als Sprecher eingeladen worden. Ich wollte über JoJos besondere Situation und die zu seinem Schutz eingeleiteten Maßnahmen referieren. Nach Absprache mit der Regierung legte ich ein Schreiben des Naturschutzministers der Turks- und Caicosinseln vor. Darin sprach sich die Regierung für die Ziele des JoJo-Projekts aus, insbesondere für weitere Aufklärungsarbeit, rechtlichen und medizinischen Schutz und neue Forschungsvorhaben. Diese hoch herzigen Bestrebungen fanden Anerkennung, am meisten aber waren die Leute von der intensiven Beziehung zwischen JoJo und mir fasziniert.
    Viele wollten unbedingt Näheres wissen oder sich bestimmte Informationen und Rat bei mir holen – über die Kommunikation mit Delfinen, Tierschutz, Projektvernetzung, Forschungen zu wilden Delfinen, »Umgangsformen« zwischen Mensch und Delfin und über die Heilarbeit mit Kindern. Ich war stolz, Teil einer Entwicklung zu sein, die bisher nur wenige von innen kannten. Das JoJo-Projekt war in den Augen dieser Leute schon jetzt ein Erfolg. Mit großem Erstaunen nahmen sie zur Kenntnis, wie viel auf dem Gebiet der Kommunikation zwischen Mensch und Delfin bereits erreicht war.
    Ich hörte mir die anderen Vorträge an, sammelte viele nützliche Informationen und nahm an fesselnden Diskussionen teil. Dabei hatte ich jedoch ständig ein Gefühl wie von Brennnesseln im Nacken, das mich einfach nicht losließ. Mehr als einmal drehte ich mich mitten im Gespräch um, weil mir so war, als hätte mich jemand angestupst. Am Abend rief ich daheim an, um zu hören, was mit JoJo war.
    »Keiner hat ihn gesehen«, sagte Leslie. »Er ist wie vom Erdboden verschwunden.«
    Ich rief David an. »Mach dir keine Gedanken«, sagte er. »Sicher treibt er sich nur mit einer seiner Gespielinnen herum.« Er gab sich alle Mühe, es auf die leichte Schulter zu nehmen, aber die Besorgnis, die in seiner Stimme mitschwang, war nicht zu überhören.
    In der Nacht konnte ich kaum schlafen. Bilder von JoJo in Gefahr flackerten an mir vorbei, Boote, Harpunen, Haie, die ihn umzingelten. Wahrscheinlich übertreibst du, versuchte ich mir einzureden. Trotzdem, irgendetwas war ganz entschieden nicht in Ordnung.
    So wälzte ich mich unruhig im Bett herum, und dabei nahm dieses Nesselgefühl weiter zu, es wanderte mir den Hals und den Rücken hinunter, erstreckte sich schließlich sogar auf den Bauch. Mir wurde richtig übel.
    Als es am Morgen immer noch nichts Neues gab, nicht einmal Hinweise auf mögliche Sichtungen, hielt ich es nicht mehr aus. Wenn JoJo nicht einmal in den entferntesten Ecken seines Operationsgebiets gesehen worden war … Ich musste hier weg.
    Ich nahm den ersten Flug, den ich bekommen konnte. Wahr scheinlich, sagte ich mir, würden sich meine schrecklichen Empfindungen, meine Beklemmungen und Vorahnungen legen, sobald ich mich der Heimat näherte. Aber das taten sie nicht. Im Gegenteil, sie wurden immer schlimmer.
    Kaum war ich gelandet, spürte ich auch schon die Schmerzen, die JoJo ausstand. Die tropische Brise von Providenciales, die mich sonst augenblicklich in tiefen, gelassenen Frieden versetzt, fühlte sich wie ein kalter Wind an, der mir Leid entgegenblies. Ich spürte etwas von geradezu greifbarer Dichte in der Luft – höchste Not.
    Ich fuhr gar nicht erst nach Hause, sondern verstaute meine Tasche in einem Schließfach am Flughafen, fuhr zum Strand, ließ mein Schlauchboot zu Wasser und machte mich auf die Suche. Theoretisch hätte JoJo überall in den Gewässern der Turks- und Caicosinseln sein können, also folgte ich einfach meinem Instinkt.
    Ich fuhr bis nach South Caicos und suchte alle Stellen ab, die als Rückzugsorte für JoJo infrage kamen. Von Bucht zu Bucht und in die tieferen Einschnitte hinein, durch Riffe und die flachen Sand- und Koralleninseln, die hier Cays genannt werden. Nichts.
    Normalerweise waren mir die Sonnenwärme und die Klarheit des Lichts immer willkommen, an diesem Tag aber nahm ich sie wie ein Feuer wahr, das auf mich niederprasselte. Meine Kopfhaut fühlte sich wie versengt an, die Augen konnten das grelle Licht kaum ertragen, in brennenden, juckenden Strömen lief mir der Schweiß den Rücken hinunter.
    Da die lange Suchaktion mit dem Boot nichts

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