JoJo Und Ich
Meeresbewohner zum Opfer, auf die es der Schildkrötenfänger gar nicht abgesehen hat. JoJo hatte noch Glück gehabt. Wie viele andere Delfine wohl schon auf diese Weise den Tod gefunden hatten?
In den Nationalparks waren Schildkrötennetze bereits verboten, außerhalb aber wurden sie noch eingesetzt, und in einem dieser ungeschützten Bereiche hatte JoJo sich verfangen. Deshalb startete ich eine weitere Kampagne, um die Öffentlichkeit aufzuklären und zu erreichen, dass Schildkrötennetze aus JoJos gesamtem Lebensraum verbannt wurden. Im Laufe der nächsten Jahre sorgte das Fischereiministerium dafür, dass alle nicht mehr unterhaltenen Netze eingesammelt und ver brannt wurden. Danach wurden es immer weniger und schließ lich waren sie so selten wie gesellige, allein lebende Delfine.
Jetzt können sich JoJo und die Meeresschildkröten sowie alle anderen Wasserlebewesen rings um die Turks- und Caicos inseln ungehindert bewegen, ohne von den schwimmenden Todesnetzen bedroht zu sein.
W under
Ü ber mir war klarer Sternenhimmel, als ich am Strand saß,aber weit draußen wetterleuchtete ein Sturm herauf. Die Wolken teilten sich und flossen wieder zusammen, um breite Gewitterwände zu bilden. Blitze schossen quer hindurch und hoben die sonst blassen Wolkengebilde und alles andere, was ich von meinem Standpunkt aus sah, scharf hervor. Das Wetterleuchten flimmerte weit aufs Meer hinaus, und zwischen den Blitzen war wieder der Sternenhimmel zu sehen. Ganz fern das tiefe Rumpeln des Donners. Noch kein Geräusch von Regen, nur Donner und fauchender Wind mit zunehmendem Wellengang.
Für mich ist ein solches Unwetter wie eine Feuersinfonie am Himmel, sehr schön, dieses aber war die Ouvertüre zu einem schweren September-Hurrikan.
Wenn derartige Unwetter die Insel trafen, musste JoJo für eine Weile ohne menschliche Gesellschaft auskommen, weil die meisten natürlich lieber zu Hause blieben – und ins Wasser ging ganz bestimmt niemand. Ich allerdings habe gerade in solchen Zeiten manches besonders Interessante erlebt.
JoJo fürchtete sich vor Blitzen und suchte Schutz unter den Anlegern, denn die Boote, die er normalerweise als Deckung bevorzugte, wurden natürlich vor einem schweren Unwetter in die geschützten Jachthäfen verlegt.
Ich hatte solche Ängste nicht. Wenn ich ins Wasser ging, nahm ich mir oft einen Augenblick Zeit, um ganz eins mit ihm zu werden. Ich legte mich dann mit geschlossenen Augen auf den Rücken und schwebte in einen meditativen Zustand hinein. Innerlich wurde ich eins mit dem Wasser, dem Sand, den Pflanzen. Frieden erfüllte mich dann und ich wusste, ich war geborgen.
Wenn ich während eines Gewitters im Wasser war, schob sich JoJo bei jedem Blitz seitlich unter mich und blieb dort, bis der Donner verhallt war. Ob er mich in solchen Momenten als seinen Schutz und Schirm betrachtete?
Dass ich mich in Lebensgefahr befand, wusste er vermutlich nicht. Ich war von den Naturkräften so fasziniert, dass die Angst mich nicht davon abhalten konnte, auch bei Blitz und Donner mit JoJo schwimmen zu gehen.
Das Schwimmen in Strandnähe brachte freilich noch andere Gefahren mit sich. Wenn die Wellen sehr hoch werden und das Licht auch mitten am Tag rapide abnimmt, sehe ich JoJo allenfalls noch als dunklen Schatten, selbst wenn er direkt neben mir ist. Die Brandung donnert dann gewaltig ans Land und entwickelt einen so starken Sog, dass man sich in gebührender Entfernung weiter draußen im Wasser aufhalten muss.
Einmal wurden wir von einer besonders starken Welle mitgerissen, als es blitzte und JoJo sich unter mir versteckte. Mit Windgeschwindigkeit ging es auf dem Wellenkamm dem Strand entgegen, bis uns der Brecher aus beträchtlicher Höhe ungespitzt in den Sand rammte. JoJo befand sich direkt neben mir, und der Schwall des zurücklaufenden Wassers ließ uns über- und untereinander Richtung Meer zurückkullern. Zum Glück lag JoJo immer nur kurz auf mir, bevor uns die gewaltigen Wasserkräfte weiterschleiften, als wären wir nur Sandkörnchen. Dann krachte die nächste Welle auf uns herunter und schleuderte uns erneut in den Sand und gegeneinander, zweimal, dreimal. Die vierte Welle traf mich so hart, dass ich kaum noch Luft bekam. Ich hielt mir den Bauch vor Schmerzen und rang verzweifelt um Atem.
Schon kam die nächste Welle und rollte uns wieder strandauf. Ich war an Land. Rasch erhob ich mich aus den Sandströmen und sah gerade noch, wie JoJo sich ins Wasser zurückrettete.
Nachdem er die
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