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JoJo Und Ich

JoJo Und Ich

Titel: JoJo Und Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Bernal
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Brandung durchtaucht hatte, begann er schnelle Kreise zu schwimmen und vollführte Luftsprünge, um nach mir Ausschau zu halten. Mir tat alles weh. Nein, ich würde nicht noch einmal ins Wasser gehen. Ich hielt mir die Rippen und machte mich auf den Heimweg. Hoffentlich war JoJo ohne Blessuren geblieben. Allzu schlimm aber konnte es bei ihm nicht sein, denn er folgte mir im Wasser gleich hinter der Brandung.
    Delfine, sagt man, haben das nasse Element besser im Griff als jedes andere Meeressäugetier. Wie also war es möglich, dass er eine Brandungswelle falsch eingeschätzt hatte? Nun ja, dachte ich, auch ein Genie stolpert mal über die eigenen Füße. Und kein noch so intelligentes Tier ist unfehlbar.
    Während ich durch den Sand stapfte, sprach ich beruhigend auf ihn ein: »Ich bin auch schon gegen Glastüren gerannt, JoJo, und dass diese Welle uns mitgerissen hat, ist ungefähr dasselbe. Also gräm dich nicht.«
    Dass ich mir Gedanken machte, kam nicht von ungefähr, denn nach besonders schweren Stürmen findet man ja häufig gestrandete Delfine, tot oder verletzt. Wer denkt schon bei einer Hurrikanwarnung an die Delfine? Welche Schäden die Stürme an Land anrichten können, weiß jeder, aber wie stand es um das Leben in den Rifflandschaften, die längst meine zweite Heimat waren? Dabei dachte ich natürlich vor allem an JoJos Sicherheit. Meeresbewohner, die nicht auf die Lungenatmung angewiesen waren, konnten jederzeit in der Tiefe Zuflucht suchen, JoJo aber musste selbst im schlimmsten Sturm gelegentlich auftauchen, um zu atmen. Seltsamerweise werden Delfine oft gerade in relativ geschützten Küstenabschnitten angeschwemmt. Würde JoJo im seichten Wasser bei den Mangroven Schutz suchen oder lieber im tiefen Wasser außerhalb des Riffwalls?
    Wahrscheinlich war er sehr allein. Vielleicht gingen ihm auch ferne Erinnerungen an die Strandung seiner Familie nach. Aber sicher würde ihm doch sein Instinkt zuflüstern, wo er bei schlechtem Wetter am besten aufgehoben war?
    Beim Herannahen dieses Hurrikans wurden die Touristen evakuiert und auch viele Bewohner der Inseln brachten sich in Sicherheit. Ich hätte mich ebenfalls nach Miami bringen lassen können, blieb aber lieber, um nach dem Abflauen des Sturms sofort nach JoJo sehen zu können. Der Hurrikan trieb sich ein paar Tage lang unentschlossen herum und wählte dann glücklicherweise einen Weg, auf dem er die Inseln nur streifte, sodass wir lediglich einen normalen tropischen Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu siebzig Stundenkilometern erlebten.
    Einige Zeit nach dem Sturm fand ich JoJo bei guter Gesundheit. Er verhielt sich allerdings ungewöhnlich ruhig, reagierte nicht auf Handzeichen und zeigte wenig Interesse an gemeinsamen Unternehmungen. Hatte ihn der Sturm so stark verstört? Oder war sonst irgendetwas nicht mit ihm in Ordnung?
    JoJos Spielverhalten und seine Signalreaktionen haben, wie schon berichtet, einen zyklischen Verlauf, normalerweise aber legt er auf einfache Handzeichen zumindest eine kleine Reaktion an den Tag. Diesmal nicht. Er war einfach nicht in Stimmung. Ich überlegte, ob er wohl in der Zwischenzeit mit Artgenossen zusammen war. Gleich nach dem Sturm hatte man nämlich draußen vor dem Riff eine große Delfinschule gesichtet. Vielleicht waren die Tiere Schutz suchend ins Flachwasser geraten. Ich erinnerte mich, dass JoJos Verhalten nach der letzten Durchreise einer Delfinschule ähnlich war. Immer wenn andere Delfine gesichtet wurden, gab es von JoJo eine Zeit lang keine Spur. Entweder schloss er sich ihnen dann an oder er wich ihnen gänzlich aus. Beide Möglichkeiten konnten sein Verschwinden und sein merkwürdiges Verhalten erklären. Ich jedenfalls hoffte, dass er Anschluss an seinesgleichen oder andere Walartige suchte.
    Zu den zauberhaftesten Augenblicken, die ich je mit JoJo erlebt habe, gehören nämlich unsere Begegnungen mit Walen, zum Beispiel Buckelwalen, die sich gern in den tiefen Gewässern gleich außerhalb des äußeren Riffwalls tummeln. Solche Begegnungen zwischen JoJo und den Walen waren außer mir nur einer Kindergruppe und den sie begleitenden drei Erwachsenen vergönnt, die uns im Rahmen eines »La Baleine Blanche« (»Der weiße Wal«) genannten Walbeobachtungsprogramms besuchten. Die Kinder schrieben ihre Erlebnisse und Beobachtungen auf. Hier ein Auszug aus dem Brief, den ich von La Baleine Blanche erhielt:
    Ich sah JoJo auf uns zuschwimmen. Der Motor wurde angehalten und wir gingen ins Wasser. Wir

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