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Jonathan Strange & Mr. Norrell

Jonathan Strange & Mr. Norrell

Titel: Jonathan Strange & Mr. Norrell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Clarke
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Norrell beabsichtigte, so schien es, von ausnahmslos allen Mitgliedern der Gilde von York dasselbe Versprechen zu fordern. Mit anderen Worten: Wenn er erfolgreich war, mussten sie die Gilde der Zauberer von York umstandslos auflösen, und keiner von ihnen durfte jemals wieder den Titel »Zauberer« führen. Das wäre, sagte Mr. Robinson, schließlich nur fair, da Mr. Norrell sich in diesem Fall als einzig wahrer Zauberer in Yorkshire erwiesen hätte.
    »Und wird es eine dritte, unabhängige Partei geben, die das Urteil fällen wird, ob wirklich gezaubert wurde oder nicht?«, fragte Mr. Thorpe.
    Diese Frage schien Mr. Robinson zu verwirren. Sie würden es ihm hoffentlich nachsehen, wenn er sich eine falsche Vorstellung gemacht habe, sagte er, er wolle ihnen keinesfalls zu nahe treten, aber er habe geglaubt, dass alle anwesenden Herren Zauberer wären.
    O ja. Die Gilde von York nickte. Sie waren alle Zauberer.
    Dann würden sie es doch sicherlich merken, sagte Mr. Robinson, wenn gezaubert würde. Gewiss gebe es niemanden, der besser für diese Aufgabe qualifiziert wäre.
    Ein Herr fragte, welche Art von Zauber Mr. Norrell zu vollbringen gedachte. Mr. Robinson entschuldigte sich vielmals aufs Höflichste und erklärte umständlich, dass er sie nicht aufklären könne, er wisse es nicht.
    Es würde die Geduld meiner Leser auf die Probe stellen, sollte ich die vielen verschlungenen Argumente darlegen, die schließlich dazu führten, dass die Herren der Gilde von York Mr. Norrells Vertrag unterschrieben. Viele taten es aus Eitelkeit; sie hatten öffentlich erklärt, dass sie nicht an Mr. Norrells Zauberkünste glaubten, sie hatten Mr. Norrell öffentlich aufgefordert, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, und unter solchen Umständen wäre es ausgesprochen töricht, wenn sie es sich jetzt anders überlegten – das glaubten sie zumindest.
    Mr. Honeyfoot dagegen unterschrieb, weil er an Mr. Norrell glaubte. Mr. Honeyfoot hoffte, Mr. Norrell würde dank der Demonstration seiner Fähigkeiten öffentliche Anerkennung gewinnen und seine Kunst in Zukunft zum Wohle der Nation ausüben.
    Manche der Herren ließen sich zur Unterschrift provozieren durch die Unterstellung (die von Mr. Norrell stammte und von Mr. Robinson übermittelt wurde), sie würden sich nicht als wahre Zauberer erweisen, wenn sie nicht unterschrieben.
    Und so unterschrieben die Zauberer von York einer nach dem anderen an Ort und Stelle das Dokument, das Mr. Robinson mitgebracht hatte. Der Letzte war Mr. Segundus.
    »Ich werde nicht unterschreiben«, sagte er. »Die Zauberei ist mein Leben, und auch wenn Mr. Norrell Recht hat, wenn er sagt, ich wäre ein armseliger Gelehrter, was soll ich tun, wenn sie mir genommen wird?«
    Schweigen.
    »Oh!«, sagte Mr. Robinson. »Also, nun denn... Sind Sie sicher, Sir, dass Sie das Dokument nicht unterschreiben wollen? Sie sehen doch, dass alle Ihre Freunde unterschrieben haben. Sie werden ganz allein sein.«
    »Ich bin ganz sicher«, erwiderte Mr. Segundus. »Danke.«
    »Oh!«, sagte Mr. Robinson. »Nun, in diesem Fall muss ich gestehen, dass ich nicht weiß, wie weiterhin verfahren wird. Mein Mandant hat mir keine Anweisungen gegeben, was zu tun ist, wenn nur manche der Herren unterschreiben. Ich werde morgen früh meinen Mandanten konsultieren.«
    Dr. Foxcastle bemerkte gegenüber Mr. Hart oder Hunt, dass es wieder einmal das neue Mitglied sei, das für großen Ärger sorge.
    Aber zwei Tage später stattete Mr. Robinson Dr. Foxcastle einen Besuch ab und überbrachte die Botschaft, dass Mr. Norrell bei dieser besonderen Gelegenheit nichts gegen Mr. Segundus' Weigerung zu unterschreiben einzuwenden habe; der Vertrag sei geschlossen mit allen Mitgliedern der Gilde von York, außer mit Mr. Segundus.
    In der Nacht, bevor Mr. Norrell zaubern sollte, schneite es in York, und am Morgen waren der Schmutz und der Dreck der Stadt verschwunden, alles war zu makellosem Weiß verwandelt. Die Geräusche von Hufen und Schritten waren gedämpft, und die Stimmen der Bürger von York wurden von einer weißen Stille verschluckt. Mr. Norrell hatte eine frühe Stunde genannt. Die Zauberer von York frühstückten zu Hause, jeder für sich allein. Sie sahen schweigend zu, wie ein Diener Kaffee einschenkte, ihnen warme Brötchen brachte, die Butter holte. Die Ehefrau, die Schwester, die Tochter, die Schwiegertochter oder die Nichte, die normalerweise diese kleinen Aufgaben übernahmen, lagen noch im Bett; und das angenehme häusliche

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